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Nierenkrankheit, tubulointerstitielle, autosomal-dominante
Krankheitsdefinition
Eine seltene, genetisch bedingte tubuläre Nierenerkrankung, die durch tubuläre Schädigung und interstitielle Fibrose ohne glomeruläre Läsionen gekennzeichnet ist. Sie manifestiert sich klinisch in einer chronischen Nierenerkrankung (chronic kidney disease, CKD), die langsam zu einer Nierenerkrankung im Endstadium (ESKD) fortschreitet.
ORPHA:34149
Klassifizierungsebene: Störung- Synonym(e):
- ADTKD
- MCKD
- Nephropathie, familiäre hyperurikämische juvenile
- Nierenkrankheit, medulläre zystische, autosomal-dominante
- Prävalenz: -
- Erbgang: Autosomal-dominant
- Manifestationsalter: Kleinkindalter, Kindesalter, Jugendalter, Erwachsenenalter
- ICD-10: Q61.5
- ICD-11: GB82
- OMIM: 137920 162000 174000
- UMLS: -
- MeSH: -
- GARD: 10801
- MedDRA: -
Zusammenfassung
Epidemiologie
Die autosomal-dominante tubulointerstitielle Niere (ADTKD) macht schätzungsweise 2-5 % der monogenen Ursachen für chronische Nierenerkrankungen aus. In der kaukasischen Bevölkerung sind keine geografischen oder geschlechtsspezifischen Unterschiede bekannt.
Klinische Beschreibung
Es gibt vier klinische Subtypen, die aufgrund genetischer Mutation in den nachfolgenden 4 Genen klassifiziert werden: UMOD-, MUC1-, REN- und HNF1B-bedingte ADTKD. Die typischen klinischen Befunde bei ADTKD sind ein fortschreitender Verlust der Nierenfunktion mit blandem Harnsediment, fehlender bis milder Proteinurie, defekte Urinkonzentrierung mit niedriger Osmolalität des Morgenurins, normalem oder leicht erhöhtem Blutdruck, normaler oder verringerter Nierengröße und einer Familienanamnese von CKD, der ein autosomal-dominante Erbgang zugrunde liegt. Das Erscheinungsbild und das Alter des Auftretens variieren je nach klinischem Subtyp. Bei ADTKD-UMOD kann die Erkrankung im Jugendalter mit Gicht auftreten; Hyperurikämie und Gicht sind sehr häufig. CKD wird häufig erst im späten Jugend- oder frühen Erwachsenenalter diagnostiziert. ADTKD-MUC1 tritt typischerweise mit CKD in den frühen Zwanzigern auf. ADTKD-REN kann bereits im Säuglingsalter mit Anämie, Hyperkaliämie und CKD auftreten. ADTKD-HNF1B kann in der Kindheit mit Urogenitalanomalien, im Teenageralter mit Gicht oder Diabetes und im dritten Lebensjahrzehnt mit CKD auftreten; extrarenale Anomalien sind möglich. Alle Subtypen führen zu einer progressiven ESKD, die sich im Allgemeinen zwischen dem 25. und 70 Lebensjahr manifestiert. Nierenzysten können auftreten, sind aber nicht typisch.
Ätiologie
Pathogene Varianten werden in 50-60 % der Fälle nachgewiesen und betreffen am häufigsten UMOD (16p12.3) und MUC1 (1q22). Zu den selteneren Varianten gehören REN (1q32.1) und HNF1B (17q12). Möglicherweise sind weitere Gene beteiligt.
Diagnostische Verfahren
Die Diagnose kann aufgrund des Fehlens eindeutiger klinischer Merkmale schwierig sein, sollte aber bei Personen mit einer Familienanamnese von CKD, Gicht und/oder Hyperurikämie, einem unauffälligen Harnsediment und einem Nierenultraschall, der eine autosomal-dominante polyzystische Erkrankung (ADPKD) ausschließt, vermutet werden. Falls verfügbar, kann eine Nierenbiopsie des Patienten oder eines betroffenen Familienmitglieds, die eine überwiegende tubulointerstitielle Fibrose zeigt, die Diagnose unterstützen. Der genetische Nachweis einer pathogenen Variante beim Patienten oder einem Familienmitglied können ebenfalls hilfreich sein.
Differentialdiagnose
Zu den Differentialdiagnosen gehören atypische ADPKD (DNAJB11-assoziierte), Nephronophthisis (NPHP1-bezogen), renales Kolobom-Syndrom, tubulointerstitielle Nephritis und Uveitis-Syndrom sowie das Sjögren-Syndrom. Mutationen in SEC61A1 wurden in einigen Fällen mit kongenitaler Anämie, Neutropenie (in einer Familie) und tubulointerstitieller Nierenerkrankung gemeldet; mitochondriale Mutationen wurden auch mit einem ADTKD-Phänotyp in Verbindung gebracht.
Pränataldiagnostik
Eine genetische Pränataldiagnose ist möglich, wenn pathogene Varianten bereits bei einem Familienmitglied identifiziert wurden.
Genetische Beratung
Die Krankheit wird autosomal-dominant vererbt. Den betroffenen Personen sollte eine genetische Beratung angeboten werden, in der sie darüber informiert werden, dass für jedes Kind ein 50 %iges Risiko der Krankheitsübertragung besteht. Die Penetranz ist jedoch unvollständig und die Ausprägung der Krankheit kann zwischen den betroffenen Familienmitgliedern variieren.
Management und Behandlung
Es gibt keine spezifische Behandlung für ADTKD; die Betroffenen sollten gemäß den etablierten CKD-Leitlinien behandelt werden, wobei zu beachten ist, dass spezifische Empfehlungen auf begrenzten Erkenntnissen bei ADTKD beruhen. Kinder mit ADTKD-HNF1B und ADTKD-REN profitieren voraussichtlich von einer frühzeitigen Behandlung durch einen pädiatrischen Nephrologen. Diuretika sollten mit Vorsicht eingesetzt werden, da sie den Salzverlust, die Volumendepletion und die Hyperurikämie verschlimmern können. Eine salzarme Diät wird nicht empfohlen. NSAIDS sind bei ADTKD-Patienten kontraindiziert. Bei Patienten mit Gicht kann eine uratsenkende Behandlung künftige Anfälle verhindern. Eine Nierentransplantation ist die bevorzugte Option bei ESKD, und ADTKD tritt bei einer Nierentransplantation nicht wieder auf.
Prognose
Die Lebensqualität von Patienten mit ADTKD hängt weitgehend vom Schweregrad der CKD, dem Vorhandensein von CKD-assoziierten Komorbiditäten und dem Vorhandensein extrarenaler Manifestationen ab.
Detaillierte Informationen
Artikel für Fachleute
- Zusammenfassung
- Slovak (2006, pdf)
- Klinische Leitlinien
- English (2015)
- Review-Artikel (Klinischen Genetik)
- English (2021)
Zusatzinformationen