Suche Krankheit
Weitere Suchoptionen
Interstitielle Cystitis
Krankheitsdefinition
Die Interstitielle Zystitis (IC), auch bekannt als Blasenschmerz-Syndrom (BPS) und Syndrom der schmerzhaften Blase, ist gekennzeichnet durch Beckenschmerz bei gefüllter Blase, häufiges Wasserlassen (mehr als 8x am Tag und mehr als 2x in der Nacht), zystoskopisch beim Blasen-Hydrodistensionstest erkennbare Läsionen (Petechien, Hunner-Geschwüre) und/oder histologische Veränderungen (entzündliche Infiltrate mit mononukleären Zellen, Granulome) ohne Infektion oder andere pathologische Zustände.
ORPHA:37202
Klassifizierungsebene: Störung- Synonym(e):
- Blasenschmerz-Syndrom
- IC/BPS
- Interstitielle Cystitis/Blasenschmerzsyndrom
- Interstitielle Zystitis
- Prävalenz: 1-5 / 10 000
- Erbgang: Unbekannt
- Manifestationsalter: Alle Altersgruppen
- ICD-10: N30.1
- OMIM: -
- UMLS: C0282488 C0600040 C1720830 C3160917
- MeSH: D018856
- GARD: -
- MedDRA: 10011796
Zusammenfassung
Für diese Krankheit ist ein aktuellere Kurzbeschreibung in der englischen Version verfügbar
Epidemiologie
Die Prävalenz des BPS reicht von 10-510:100.000 Einwohner und ist am höchsten in den nordischen Ländern. Das Geschlechtsverhältnis (m:w) ist 1:9. Möglich ist eine Assoziation des BPS mit Fibromyalgie.
Klinische Beschreibung
Das klinische Bild des BPS ist geprägt durch Schmerzen und häufiges Wasserlassen. Die Schmerzen werden meist in das Becken lokalisiert, können aber auch in Damm, Vagina, Skrotum und Urethra empfunden werden. Mit zunehmender Blasenfüllung nehmen die Schmerzen zu, Entleerung der Blase bringt Erleichterung. Es besteht dauernder Harndrang, die Patienten sind aber nicht inkontinent.
Ätiologie
Ausgelöst wird die Krankheit z.B. durch bakterielle Zystitis, Beckenchirurgie oder Entbindung und durch einige saure Nahrungsmittel. Die eigentliche Ursache ist aber unbekannt. Eine klassische Hypothese vermutet eine abnorme Durchlässigkeit der Blasenschleimhaut für Bestandteile des Urins, ebenso wurden infektiöse, hormonelle, vaskuläre, neurologische und traumatische Faktoren sowie Autoimmunprozesse als Ursache vermutet.
Diagnostische Verfahren
Die IC ist eine Ausschlussdiagnose. Anamnestisch muss nach Strahlentherapie, Chemotherapie, Immuntherapie (Cyclophosphamid) und Behandlung mit Antiphlogistika (Tiaprofensäure) gefragt werden. Ein suburethrales Divertikel, Endometriose, vaginale Candidiasis, Herpes- und Papillomavirusinfektionen, Zervix-, Korpus- oder Ovarialkarzinom und Prostatakarzinom müssen ausgeschlossen werden. Durch urodynamische Tests werden neurologische Blasen-Sphinkter- Störungen und Hyperaktivität der Detrusormuskulatur ausgeschlossen. Durch intravenöse Urographie oder Computertomographie (CT) werden Uretersteine, durch Zystoskopie ein Karzinom und ein die Blasenwand infiltrierender Stein ausgeschlossen. Einige Befunde lassen direkt an das BPS denken. Während der Zystomanometrie kann bei einem Blaseninhalt unter 300 ml ein früher, schmerzhafter Harndrang auftreten. Die zystoskopischen Routinebefunde sind normal, aber nach Ausweitung der Blasenmukosa mit physiologischer Kochsalzlösung werden Petechien und multiple Granulationen sichtbar. Histologisch werden in der Mukose Entzündungszeichen oder eine Infiltratio mit Mastzellen gefunden.
Differentialdiagnose
Weitere Differentialdiagnosen, die durch entsprechende Tests ausgeschlossen werden können, sind: bakterielle Zystitis, Prostatitis, venerische Krankheiten, Tuberkulose des Urogenitalsystems, Prostata-Adenom oder 'Karzinom und Restharn.
Management und Behandlung
Die Therapie ist symptomatisch. Die Ausweitung der Blase mit Flüssigkeit ist nicht nur ein nützlicher diagnostischer Test, sondern kann kurzfristig auch Erleichterung bringen. Drei Therapien erwiesen sich als wirksam: Cimetidin per os, intra-vesikale Installation von Dimethyl-Sulfoxid (DMSO) und Amitriptylin per os. Berichtet wurde auch über andere Behandlungsarten: Pentosan-Polysulfat-Natrium per os, intra-vesikale Installation von Heparin, Hyaluronsäure (Cystistat®) oder Neurotoxinen (Resiniferatoxin oder Capsaicin), Änderung der Diät (Vermeiden saurer Speisen), Neuromodulation des Sacrum, elektrische Stimulation des N. tibialis posterior, Injektion von Botulinustoxin in die Blasenmuskulatur, Physiotherapie, hyperbare Sauerstofftherapie, Anwendung von Cyclosporin A, Magnettherapie usw. Nur in außergewöhnlichen Fällen und nur in einem pluridiziplinären Team sollte eine chirurgische Intervention (partielle bis vollständige Zystektomie oder Darm-Blasenplastik) diskutiert werden.
Prognose
Der Verlauf der Krankheit ist unsicher, ein Behandlungserfolg kann nicht vorausgesagt werden.
Detaillierte Informationen
Artikel für die allgemeine Öffentlichkeit
Artikel für Fachleute
- Notfallleitlinien
- Italiano (2012, pdf)
- Français (2012, pdf)
- Klinische Leitlinien
- Deutsch (2018)
Zusatzinformationen