Suche Krankheit
Weitere Suchoptionen
Schnitzler-Syndrom
Krankheitsdefinition
Das Schnitzler-Syndrom ist eine seltene, aber wohl auch zu selten diagnostizierte Krankheit Erwachsener. Kennzeichnend sind rezidivierende, von Fieber begleitete Exantheme, Knochen- und/oder Gelenkschmerzen, vergrößerte Lymphknoten, Erschöpfung, monoklonale IgM-Komponente, Leukozytose und systemische Entzündungszeichen.
ORPHA:37748
- Synonym(e):
- Chronische Urtikaria mit Gammopathie
- Chronische Urtikaria mit Makroglobulinämie
- Prävalenz: <1 / 1 000 000
- Erbgang: Nicht anwendbar
- Manifestationsalter: Erwachsenenalter
- ICD-10: L50.8
- OMIM: -
- UMLS: C0524988
- MeSH: D019873
- GARD: 12390
- MedDRA: 10062908
Zusammenfassung
Epidemiologie
Die Prävalenz ist nicht bekannt, bisher wurden, vor allem in Europa, etwa 150 Fälle beschrieben. Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen. Das mittlere Erkrankungsalter ist 51 Jahre. Zwischen dem Auftreten der Symptome und der Diagnose liegen oft mehr als 5 Jahre.
Klinische Beschreibung
Erstes Symptom ist in der Regel ein leichter oder nicht juckender Hautausschlag mit rosa oder roten Flecken oder leicht erhöhten Plaques. Diese Symptome bilden sich innerhalb von 24 Stunden zurück. Die Effloreszenzen können in jedem Bereich des Körpers auftreten, die Beteiligung des Gesichtes und der Extremitäten ist jedoch selten. Häufigkeit und Dauer der Hautausschläge ist unterschiedlich. Bei fast allen Patienten tritt intermittierend Fieber auf, das mehr als 40°C erreichen kann. Das Fieber wird meist gut toleriert, Schüttelfrost ist selten. Etwa 80% der Patienten haben Knochen- und/oder Gelenkschmerzen. Die Knochen sind häufig beteiligt: Bei 30%-40% der Patienten können mit bildgebenden Verfahren Knochenläsionen nachgewiesen werden. Die IgM-Spiegel bleiben entweder stabil oder steigen pro Jahr um etwa 0,5-1 g/L an. Andere Symptome sind erhöhte Blutsenkung, Entzündungs-Anämie, manchmal mit Thrombozytose (bis zu 50% der Fälle), tastbare Lymphknoten (45%) und Vergrößerung der Leber oder Milz (30%). Das definierende Leitsymptom der Krankheit ist die monoklonale IgM-Komponente. Eine mögliche schwere Komplikation ist die AA-Amyloidose. Die Krankheit verläuft chronisch.
Ätiologie
Die Ursache ist noch unklar, wahrscheinlich handelt es sich bei diesem Syndrom um eine erworbene auto-inflammatorische Erkrankung. Das Syndrom hat viele Merkmale mit genetisch determinierten auto-inflammatorischen Krankheiten gemeinsam.
Diagnostische Verfahren
Zur Diagnose führen die Gesamtheit der klinischen, klinisch-biochemischen und radiologischen Befunde und der Ausschluss anderer Ursachen. Bemerkenswert sind die histopathologischen Befunde an der Haut, mit neutrophilen Infiltraten in der Dermis ohne Vaskulitis und signifikantes Ödem, den charakteristischen Merkmalen der neutrophilen urtikariellen Dermatose. Durch ein sofortiges und starkes Ansprechen auf Behandlung mit Anakinra wird die Diagnose unterstützt.
Differentialdiagnose
Differentialdiagnosen sind Adulte Still-Krankheit, Urtikarielle Vaskulitis mit niedrigem Komplement, Kryoglobulinämie, Hyper-IgD-Syndrom und erworbener C1-Inhibitor-Mangel.
Management und Behandlung
Bei der Eingangsuntersuchung sind Knochenmarkanalyse, Serum-Immunelektrophorese, Proteinanalyse des Urins und Bestimmung der Immunglobulin-Subtypen unerlässlich. Die beiden letzten Tests sind gleichzeitig Bestandteil halbjährlicher Kontrolluntersuchungen. Vergrößerte Lymphknoten sollten bioptisch untersucht werden. Einige Therapien (Steroide, nicht-steroidale Entzüngshemmer, Kolchizin, Dapson, Peflacin, Phototherapie) führen nur zu einer unvollständigen und/oder vorübergehenden Besserung und Kontrolle der Symptome, während andere (Antihistaminica, Rituximab, intravenöse Immunglobuline, TNF-blockierende Agentien, Immunsuppressiva) ganz überwiegend wirkungslos bleiben. Dagegen vermindert der Interleukin 1-Rezeptorantagonist Anakinra innerhalb von Stunden nach der ersten Injektion alle Symptome. Besorgniserregend sind jedoch häufige und manchmal schwere Reaktionen an den Injektionsstellen. Die Neutrophilenzahl muss kontrolliert werden.
Prognose
Die Gesamtprognose wird bestimmt durch die Entwicklung lympho-proliferativer Komplikationen, wie Lymphom, IgM-Myelom oder Waldenström-Krankheit (s. diese Termini). Diese Komplikationen wurden nur bei etwa 20% der Patienten beschrieben, ihre Inzidenz kann aber höher sein, da sie sich im allgemeinen erst mehr als 10-20 Jahre nach Auftreten der ersten Symptome des Syndroms entwickeln.
Detaillierte Informationen
Artikel für die allgemeine Öffentlichkeit
Artikel für Fachleute
- Zusammenfassung
- Greek (2011, pdf)
- Review-Artikel
- English (2010)
Zusatzinformationen