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Neutropenie, kongenitale schwere
ORPHA:42738
Klassifizierungsebene: Gruppe von Störungen- Synonym(e): -
- Prävalenz: <1 / 1 000 000
- Erbgang: Autosomal-dominant oder Autosomal-rezessiv oder X-chromosomal-rezessiv
- Manifestationsalter: Kindesalter
- ICD-10: -
- OMIM: -
- UMLS: C1853118
- MeSH: C537592
- GARD: -
- MedDRA: 10052210
Zusammenfassung
Die Schwere kongenitale Neutropenie ist eine Form von Immundefekt mit erniedrigter Granulozytenzahl (< 200/mm3) bei normalen Lymphozytenzahlen. Die Prävalenz in der Allgemeinbevölkerung wird auf 3-5:1.000.000 geschätzt, die Prävalenz bei Geburt beträgt 1:250.000. Die Neutropenie führt zu wiederholten bakteriellen und mykotischen Infektionen in verschiedenen Lokalisationen, vor allem Haut/Schleimhaut, Ohren, Nase, Rachen und Lunge. Fast immer bestehen nach einem Alter von 2 Jahren schmerzhafte Symptome in der Mundhöhle in Form von erosiver Gingivitis, Hämorrhagien und Papeln auf Zunge und Schleimhäuten. Die Infektionen können schwer oder sogar letal verlaufen. Etwa 15% der Patienten entwickeln eine akute Leukämie oder ein myelodysplastisches Syndrom. Bisher wurden bei der Schweren kongenitalen Neutropenie Mutationen in vier Genen gefunden, im ELA2-Gen (19p13.3) für die Neutrophilen-Elastase, im GFI1-Gen (1p22), im HAX1-Gen (1q21.3) und im aktivierenden Gen des Wiskott-Aldrich-Syndroms (WASP; Xp11). Die Krankheit wird je nach dem ursächlich beteiligten Gen unterschiedlich vererbt: Die ELA2- und GFI1-assoziierten Formen werden autosomal-dominant vererbt, die HAX1-assoziierte Form autosomal-rezessiv und die WASP-assoziierte Form X-chromosomal-rezessiv. Alle diese Mutationen führen zu defizitärer Produktion der Neutrophilen. Das definierende zytologische Charakteristikum des Blutausstrichs ist eine profunde Neutropenie in Verbindung mit Monozytose. Im Knochenmark besteht ein isolierter Block in der myeloischen Reihe auf der Stufe der Promyelozyten in Verbindung mit Eosinophilie und Monozytose. Ein solcher Befund erfordert umfassende Laboranalysen zum Ausschluss mehrerer Differentialdiagnosen, besonders der lymphozytären Immundefizienzen und der Autoimmun-Neutropenie. Die genetische Beratung mit Klärung der Familienanamnese und der verursachenden Mutation ist unerlässlich. Bei bekanntem Genotyp kann eine vorgeburtliche Diagnostik angeboten werden. Alle Fieberepisoden müssen im Krankenhaus überwacht und aktiv behandelt werden. Zur Infektionsprophylaxe werden Antibiotika angewendet. Sind diese unwirksam, können hämatoopoetische Wachstumsfaktoren (besonders G-CSF) die Neutropenie und die Infektionsneigung korrigieren. Sie werden entweder bei Infektionen oder kontinuierlich angewendet. Die notwendige G-CSF-Dosis ist von Fall zu Fall sehr unterschiedlich. Die kontinuierliche Hochdosistherapie mit G-CSF (mehr als 20µg/kg/Tag) begünstigt langfristig die Entstehung einer Leukämie. Deshalb soll bei Fällen, die eine hohe G-CSF-Dosis benötigen, alternativ eine Knochenmarktransplantation erwogen werden. Die Prognose wird in hohem Grade von der Qualität der Behandlung und deren rechtzeitigem Beginnt bei schweren Infektionen bestimmt und von der Möglichkeit einer Knochenmarktransplantation, besonders in Fällen mit Übergang in Malignität.
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