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HANAC-Syndrom
Krankheitsdefinition
Eine seltene Multisystemerkrankung, die durch eine Erkrankung der kleinen Gefäße des Gehirns, zerebrale Aneurysmen und extrazerebrale Befunde mit Beteiligung von Niere, Muskulatur und kleiner Gefäße des Auges gekennzeichnet ist.
ORPHA:73229
Klassifizierungsebene: Störung- Synonym(e):
- Autosomal-dominante familiäre Hämaturie-gewundene Netzhautarteriolen-Kontrakturen-Syndrom
- Hereditäres Angiopathie-Nephropathie-Aneurysmen-Muskelkrampf-Syndrom
- Prävalenz: <1 / 1 000 000
- Erbgang: Autosomal-dominant
- Manifestationsalter: Kindesalter
- ICD-10: I99
- OMIM: 611773
- UMLS: C2673195
- MeSH: -
- GARD: 10889
- MedDRA: -
Zusammenfassung
Epidemiologie
Die Prävalenz des HANAC-Syndroms (Hereditäres Angiopathie-Nephropathie-Aneurysmen-Muskelkrampf-Syndrom) ist nicht bekannt. Weltweit wurden bisher sechs betroffene Familien beschrieben.
Klinische Beschreibung
Zu den charakteristischen klinischen Anzeichen der Erkrankung gehören beidseitige Tortuosität der Netzhautarterien (systematisch beobachtet), Erkrankung der kleinen Hirngefäße (Porenzephalie, Leukoenzephalopathie, Dilatation der perivaskulären Räume, lakunäre Infarkte und Mikrohämorrhagien mit variabler klinischer Ausprägung), einzelne oder multiple intrakranielle Aneurysmen (insbesondere im Karotissiphon), beidseitige kortikale und medulläre Nierenzysten, Muskelkrämpfe, Hämaturie und ein konstanter Anstieg der Serum-Kreatinkinase (CK)-Konzentration. Weitere Augendefekte (kongenitaler Katarakt, Anomalien des vorderen Augensegments vom Typ Axenfeld-Rieger) und ein vermindertes glomeruläres Filtrat können assoziiert sein. Seltenere klinische Zeichen sind das Raynaud-Phänomen und supraventrikuläre Arrhythmie.
Ätiologie
Das ursächliche Gen für HANAC ist COL4A1 (13q34), das für die alpha1-Kette von Kollagen IV kodiert, einer Hauptkomponente der Basalmembranen, die auch an der Embryogenese und Zellmigration/-differenzierung beteiligt ist. Bis heute wurden sechs pathogene Varianten identifiziert, die alle in den Exons 24 und 25 innerhalb der CB3 [IV]-Domäne von COL4A1 lokalisiert sind. Sie betreffen Glycinreste, die in einer 30-Aminosäure-Region des Proteins lokalisiert sind.
Diagnostische Verfahren
Die Diagnose wird anhand des klinischen Bildes vermutet und durch fundoskopische Untersuchung (Tortuosität der Netzhautarterien), Nierenultraschall (Zysten) und MRT des Gehirns (Läsionen der weißen Substanz, chronische Blutungsherde, Aneurysmen der Hirnarterien) gesichert. Bei einem Patienten mit klinischen Anzeichen, die auf das Syndrom hindeuten, wird die Diagnose durch molekulare Tests im COL4A1-Gen bestätigt.
Differentialdiagnose
Die Differentialdiagnose umfasst Anophthalmie/Mikrophthalmie (A/M), autosomal-dominante retinale Vaskulopathie mit zerebraler Leukodystrophie (RVCL), zerebrale Mikroangiopathie mit Hämorrhagie, zerebrale Arteriopathie mit subkortikalen Infarkten und Leukoenzephalopathie (CADASIL/CARASIL), COL4A2Gen-assoziierte Porenzephalie mit intrazerebraler Hämorrhagie sowie Porenzephalie Typ I.
Pränataldiagnostik
Eine pränatale Diagnose ist bei Schwangerschaften mit erhöhtem Risiko für eine COL4A1-bedingte Störung möglich, wenn die pathogene COL4A1-Variante bei einem betroffenen Familienmitglied identifiziert wurde.
Genetische Beratung
Das Vererbungsmuster des HANAC-Syndroms ist autosomal-dominant. Im Rahmen einer genetischen Beratung können Eltern darüber informiert werden, dass das Risiko, die für die Krankheit verantwortliche Mutation an ihre Kinder weiterzugeben, 50 % beträgt. Der Anteil an de novo-Mutation wurde auf mindestens 27 % geschätzt.
Management und Behandlung
Bislang gibt es keine wirksame Behandlung für Personen mit COL4A1-bedingten Störungen. Mögliche symptomatische Therapien umfassen unterstützende Pflege (basierend auf den individuellen Bedürfnissen, z. B. Kataraktchirurgie bei schweren Linsentrübungen), die Behandlung von Bluthochdruck zur Verringerung des Schlaganfallrisikos und die Vermeidung der Einnahme von Antikoagulantien und Thrombozytenaggregationshemmern (es sei denn, dies ist unbedingt erforderlich).
Prognose
Sehr selten kann eine Nierenerkrankung im Endstadium oder ein hämorrhagischer Schlaganfall auftreten.
Detaillierte Informationen
Artikel für Fachleute
- Zusammenfassung
- Hebrew (2020, pdf)
- Review-Artikel (Klinischen Genetik)
- English (2016)
Zusatzinformationen