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Leukodystrophie, metachromatische
ORPHA:512
Klassifizierungsebene: StörungZusammenfassung
Für diese Krankheit ist ein aktuellere Kurzbeschreibung in der englischen Version verfügbar
Die Metachromatische Leukodystrophie (MLD) ist eine neurodegenerative Erkrankung mit Anhäufung von Sulfatiden (sulfatierte Glykosphingolipide, besonders Sulfogalaktosyl-Ceramide oder Sulfogalakto-Cerebroside) im Nervensystem und in den Nieren. Nach dem Erkrankungsalter werden drei Formen unterschieden: spät-infantil, juvenil und adult. Die Häufigkeit der MLD bei Geburt liegt zwischen 0,5 und 1:50.000 (davon 60% spät-infantil, 20-30% juvenil und 10-20% adult). Die Prävalenz wird auf 1:625.000 geschätzt. Die spät-infantile Form ist am häufigsten. Sie beginnt zur Zeit des Laufenlernens mit Muskelhypotonie, Gehstörungen, Optikusatrophie und motorischer Regression, dies noch vor einer Beeinträchtigung der mentalen Leistungen. Das periphere Nervensystem ist in seiner Gesamtheit betroffen, die Nervenleitgeschwindigkeiten sind vermindert. Die Krankheit schreitet in wenigen Jahren bis zu einem Zustand der Dezerebration fort, der Tod tritt innerhalb von 5 Jahren nach Beginn der Symptome ein. Besonders im Urin (Sulfatidurie) muß nach einer Vermehrung der Sulfatide gesucht werden. - Die juvenile Form beginnt etwa im Alter von 4-5 Jahren mit einem Stillstand der geistigen Entwicklung, gefolgt von motorischer Regression, zerebralen Krampfanfällen und Ataxie. Diese Form schreitet langsamer fort als die infantile Form, endet aber immer mit dem Tod, meist vor dem 20. Lebensjahr. - Die adulte Form kann in einem Alter von etwa 15 Jahren beginnen, oft wird sie aber erst im Erwachsenenalter diagnostiziert. Klinische Symptome sind motorische oder psychiatrische Störungen, die Progredienz ist langsam. Die Krankheit kann sich auch in Form eines Krampfleidens manifestieren. Im Urin werden Sulfatide vermehrt ausgeschieden, aber weniger als bei den früheren Formen. Die MLD wird autosomal-rezessiv vererbt. Ursache ist ein Defekt im Stoffwechsel des Cerebrosidsulfats. In den meisten Fällen besteht ein Defekt der Arylsulfatase A. Das Gen dieses Enzyms (ARSA) liegt in der Chromosomenregion 22q13.31-qter. Bei der spät-infantilen Form der MLD ist die Aktivität der Arylsulfatase A sehr niedrig oder fehlt ganz. Auch bei der juvenilen Form bestehen Enzymmangel und Sulfatidurie, aber weniger stark ausgeprägt als bei der infantilen Form. Bei der adulten Form schließlich wird eine größere Restaktivität des Enzyms gefunden. In seltenen Fällen wurden Mutationen im SAP-B-Gen in den Chromosomenregion 10q22.1 gefunden. Es kodiert für Saposin B, ein Aktivatorprotein, das für die enzymatische Hydrolyse der Lipide erforderlich ist. Die klinischen Symptome der MLD mit Aktivatormangel gleichen der infantilen oder juvenilen Form der MLD. Die in vitro-Aktivität der Arylsulfatase A ist normal, aber die Sulfatid-Konzentrationen sind erhöht. Heterozygoten-Screening und vorgeburtliche Diagnostik sind möglich. Bei Patienten mit spät beginnenden infantilen oder mit juvenilen Formen kann eine Knochenmarktransplantation erwogen werden. Sie erfolgt vor Beginn der Symptome und hat das Ziel, die neuro-kognitiven Funktionen zu stabilisieren. Ein Erfolg kann aber nicht garantiert werden. Gegenwärtig wird über Methoden der Enzymersatz-Therapie geforscht.
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