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Lipodystrophien, primäre
ORPHA:90970
Klassifizierungsebene: Gruppe von Störungen- Synonym(e): -
- Prävalenz: 1-9 / 1 000 000
- Erbgang: -
- Manifestationsalter: Alle Altersgruppen
- ICD-10: -
- OMIM: -
- UMLS: -
- MeSH: -
- GARD: -
- MedDRA: -
Zusammenfassung
Die Primären Lipodystrophien sind eine heterogen Gruppe sehr seltener Krankheiten mit generalisiertem oder örtlich begrenztem Verlust des Körperfetts (Lipatrophie). Die Prävalenz wird auf 1:100.000 geschätzt. Bei einigen Formen ist die die Lipatrophie von selektiver Hypertrophie anderer Fettdepots begleitet. Oft bestehen als Zeichen der Insulinresistenz eine Acanthosis nigricans und Hyperandrogenismus-Symptome. Alle Lipodystrophien gehen mit Stoffwechselstörungen und Insulinresistenz einher, mit veränderter Glukosetoleranz oder Diabetes und mit Hypertriglyzeridämie, die das Risiko einer akuten Pankreatitis birgt. Chronische Komplikationen des Diabetes manifestieren sich an Netzhaut, Nieren, Nerven, Herzkreislauf-Sytem und Leber (Steatose mit möglicher Folge einer Zirrhose). Genetische Formen der generalisierten Lipodystrophie (Berardinelli-Seip-Syndrom, s. dort) sind in den meisten Fällen durch rezessive Mutationen in einem von zwei Genen bedingt entweder im BSCL2-Gen (Chromosomenregion 11q13), das für Seipin kodiert oder im BSCL1-Gen (Chromosomenregion 9q34.3), das für AGPAT2, eine an der Triglyzerid-Synthese beteiligte Acyltransferase kodiert. Wie die Erworbene generalisierte Lipodystrophie (Lawrence-Syndrom, s. dort) entsteht, ist nicht bekannt, das Syndrom ist aber manchmal mit Zeichen eines Autoimmun-Geschehens verbunden. Partielle Lipodystrophien treten z.T. familiär mit dominanter Vererbung auf. Ursächliche heterozygote Mutationen wurden im LMNA-Gen (Chromosomenregion 1q21.2), das für Lamin A/C kodiert, gefunden und im PPARG-Gen (Chromosomenregion 3p25), das für den adipogenen Transkriptionsfaktor PPAR-Gamma kodiert. Bei einigen weniger typischen Formen von Lipodystrophie mit Progerie-Zeichen wurden Mutationen im LMNA-Gen bzw. im ZMPSTE24-Gen (Chromosomenregion1p34) gefunden. Das ZMPSTE24-Gen kodiert für eine Zink-Metalloprotease, die an der Umwandlung des Pre-Lamin A in Lamin A beteiligt ist. Die Erworbene partielle Lipodystrophie (Barraquer-Simons-Syndrom, s.dort) ist gekennzeichnet durch Fettschwund an Kopf und Thorax. Die Ursache ist nicht bekannt, aber Mutationen im LMNB2-Gen (Chromosomenregion 19p13.3), das für das Lamina-Protein Lamin B2 kodiert, sind möglicherweise Suszeptibilitätsfaktoren. Die häufigste Ursache unter den erworbenen sekundären Lipodystrophie-Syndromen sind gegenwärtig die hochwirksamen anti-retroviralen Medikamente zur Therapie der HIV-Infektionen. Die molekulargenetische Diagnostik erfolgt in Speziallabors. Für die schwersten Formen kann eine vorgeburtliche Diagnostik empfohlen werden. Diabetes, Dyslipidämie und Komplikationen werden in klassischer Weise behandelt. Hilfreich sind insulin-sensitierende Medikamente. In Therapiestudien mit rekombinantem menschlichen Leptin bei Patienten mit sehr niedrigem Leptinspiegel wurden Veränderungen des Stoffwechsels und der Leberfunktion günstig beeinflusst. Die Prognose wird durch Zeitpunkt und Schwere der diabetischen, kardiovaskulären und hepatischen Komplikationen bestimmt.
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