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Mukopolysaccharidose Typ 2
ORPHA:580
Klassifizierungsebene: StörungZusammenfassung
Für diese Krankheit ist ein aktuellere Kurzbeschreibung in der englischen Version verfügbar
Die Mukopolysaccharidose Typ 2 (MPS II) ist eine lysosomale Speicherkrankheit aus der Gruppe der Mukopolysaccharidosen. Die Prävalenz bei neugeborenen Knaben liegt zwischen 1:72.000 und 1 :132.000. Das klinische Bild reicht von schweren Formen (diese sind am häufigsten) mit früher psychomotorischer Regression bis zu leichten Verläufen, bei denen die Neugeborenen noch unauffällig sind und die Symptome erst allmählich auftreten. Klinische Symptome der schweren Formen sind Hernien, Gesichtsdysmorphien (Makroglossie, ständig offener Mund, vergröberte Gesichtszüge), Hepatosplenomegalie, eingeschränkte Beweglichkeit der Gelenke, Karpaltunnel-syndrom, Dysostosis multiplex, Kleinwuchs, Verhaltensstörungen, psychomotorische Regression bis zu geistiger Retardierung, Schwerhörigkeit, kardiale und pulmonale Probleme und eine Haut mit dem Aussehen von Orangenschalen über der Skapula und am Oberschenkel. Die Kornea ist in der Regel klar. Moderate Formen sind gekennzeichnet durch normale Intelligenz, leichte Dysmorphien, leichte Dysostose und längeres Überleben. Die Ursache der MPS II ist ein Mangel der Iduronat-2-Sulfatase (IDS). Dieser Mangel führt zur Speicherung von 2 spezifischen Mukopolysacchariden (Dermatan-Sulfat, DS, und Heparan-Sulfat, HS) in den Lysosomen der verschiedenen Körpergewebe. Das ursächliche Gen (IDS) wurde in die Chromosomenregion Xq28 kartiert. Bisher wurden etwa 320 verschiedene Mutationen beschrieben. Die MPS II wird als einzige MPS X-chromosomal-rezessiv vererbt. Es erkranken aber nicht nur die hemizygoten Knaben, auch 12 betroffene Mädchen wurden beschrieben. Die meisten von ihnen waren Heterozygote mit schiefer ('skewed') X-Inaktivierung und präferentieller Expression des mutierten Allels. Die Diagnose basiert auf dem Nachweis vermehrter Konzentrationen von DS und HS im Urin. Sie wird bestätigt durch den Nachweis des Enzymmangels in Serum, Leukozyten oder Fibroblasten. Zum Ausschluß eines Multiplen Sulfatase-Mangels (Austin-Krankheit, s. dort) muss auch die Aktivität einer anderen Sulfatase bestimmt werden. Eine weitere Differentialdiagnose ist ein Knabe mit MPS I. Wegen der Möglichkeit einer nicht-zufälligen X-Inaktivierung kann durch Enzymbestimmung nicht verlässlich festgestellt werden, ob eine weibliche Familienangehörige eine Konduktorin ist oder nicht. Eine sichere Aussage ist nur durch Mutationsanalyse möglich, und auch nur, wenn in der Familie die Mutation des Indexpatienten bekannt ist. Eine vorgeburtliche Diagnostik (durch Bestimmung der IDS-Aktivität oder durch Mutationsanalyse in Amniozyten oder Trophoblastzellen) wird nur bei männlichen Feten durchgeführt. Die symptomatische Behandlung erfordert ein multidisziplinäres Team. Eine allogene Knochenmarktransplantation kann nicht empfohlen werden, da sie die geistige Retardierung nicht verhindert. Die Enzymersatz-Therapie durch Infusion des rekombinanten Enzyms Idursulfase hat im Jahr 2007 die Marktzulassung als Orphan-Medikament für die Langzeittherapie der Patienten erhalten. In klinischen Studien war gezeigt worden, dass die Gehfähigkeit und die Atemfunktion verbessert und die Größe von Leber, Milz und Herz reduziert wird. Aber auch mit dieser Methode wurde nicht über eine Verbesserung des neurologischen Status berichtet. Patienten mit der schwersten Form haben eine stark verkürzte Lebenserwartung. Sie sterben meist vor dem 20. Lebensjahr an den Folgen kardialer und respiratorischer Störungen. Patienten mit moderaten Formen erreichen das mittlere Erwachsenenalter, und weniger schwer Betroffene sind über 60 Jahre alt geworden.
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