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Variables Aneuploidie-Mosaik-Syndrom
Krankheitsdefinition
Das Syndrom der Gemischten Mosaik-Aneuploidie (mosaic variegated aneuploidy; MVA) ist eine Chromosomenanomalie mit multiplen Mosaik-Aneuploidien, die zu unterschiedlichen Symptomen und zu Krebsdisposition führt.
ORPHA:1052
Klassifizierungsebene: Störung- Synonym(e):
- Syndrom der Gemischten Mosaik-Aneuploidie
- Warburton-Anyane-Yeboa-Syndrom
- Prävalenz: <1 / 1 000 000
- Erbgang: Autosomal-dominant oder Autosomal-rezessiv
- Manifestationsalter: Neugeborenenzeit, Vorgeburtlich
- ICD-10: Q99.8
- OMIM: 257300 614114 617598
- UMLS: C1850343 C2931286
- MeSH: C536987
- GARD: 3007
- MedDRA: -
Zusammenfassung
Epidemiologie
Bisher wurden in der Literatur 41 Fälle von MVA beschrieben.
Klinische Beschreibung
Die häufigsten klinischen Symptome sind pränatal einetzende Wachstumsretardierung, Mikrozephalie, verzögerte Entwicklung, strukturelle Anomalien des Zentralnervensystems und der Augen (z.B. Katarakt, Hornhauttrübung, Mikrophthalmie, Glaukom) und leicht ausgeprägte Dysmorphien (dreieckiges Gesicht, Mikrogenie, Epikanthus). Weitere Symptome sind Oligohydramnion, erweitere Ventrikel, Dandy-Walker-Malformation, fetaler Aszites und vergößerte Nackenfalte (increased nuchal translucency). Bei etwa 1/3 der Patienten entwickeln sich Malignome. Schon vor dem Alter von 5 Jahren treten Wilms-Tumor, Rhabdomyosarkom, Akute Lymphoblasten-Leukämie und maligne Granulosazell-Tumoren des Ovars auf (s. diese Termini). Bei einem Patienten traten im Erwachsenenalter ein Karzinom der Ampulla Vateri und des Kolons auf.
Ätiologie
Dem MVA-Syndom liegt ein Defekt der Zellteilung zugrunde, mit aberranter Verteilung der Chromosomen in der Mitose. Im Ergebnis sind mehr als 10% der Zellen aneuploid. Bei Patienten mit MVA wurden Mutationen in den Genen BUB1B (15q15.1) und CEP57 (11q21) gefunden. BUB1B kodiert für BUBR1, ein Schlüsselprotein bei der Bildung der Mitosespindel. Das zentrosomale Protein CEP57 ist an der Nukleisation und Stabilisierung der Mikrotubuli beteiligt. Während etwa 75% der Patienten mit BUB1B-Mutationen Krebs haben, wurde bisher kein Patient mit CEP57-Mutation und Krebs gefunden.
Diagnostische Verfahren
Zur Diagnose der MVA führt die zytogenetische Analyse mit dem Nachweis gemischter Aneuploidie.
Differentialdiagnose
Aneuploidie ist eine Merkmal der Chromosomeninstabilität-Syndrome: Roberts-Syndrom, Ataxia telangiectatica, Xeroderma pigmentosum, Bloom-Syndrom, Werner-Syndrom und Nijmegen- breakage-Syndrom. Mikrozephalie mit Chromosomeninstabilität ist bei Fanconi-Anämie möglich (s. diese Termini).
Pränataldiagnostik
Eine vorgeburtliche Karyotypanalyse ist nach Chorionzottenbiopsie oder Amniozentese möglich. Sie erfolgt bei familiärem Wiederholungsrisiko oder nach auffälligem, mit MVA vereinbarem Ergebnis im Ultrrschall.
Genetische Beratung
Die MVA wird autosomal-rezessiv vererbt. Die Eltern eines betroffenen Kindes sind heterozygote Träger der Anlage. Das Wiederholungsrisiko für Geschwister ist 25%. Die Suche nach Anlageträgern in der Verwandtschaft der Patienten ist durch DNA-Analyse in den Genen BUB1B bzw. CEP57 möglich.
Management und Behandlung
Die klinische Versorgung orientiert sich an den jeweiligen spezifischen Bedürfnissen der Patienten (z.B. Therapie der Wachstumsstörung mit Wachstumshormon). Fälle mit zytogenetisch (multiple Aneuploidien) oder molekular (BUB1B-Mutationen) bestätigter MVA sollen bis zum Alter von 5 Jahren regelmäßig in 3-4-monatigem Abstand zum Ausschluss eine Wilms-Tumors untersucht werden.
Prognose
Die Prognose wird durch die Art der Fehlbildungen und durch das Malignom-Risiko bestimmt.
Zusatzinformationen