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Typhus
Krankheitsdefinition
Typhus oder typhoides Fieber ist eine meldepflichtige, fäkal-orale, potenziell tödliche Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Salmonella typhi verursacht wird und durch nicht-fokales Fieber gekennzeichnet ist.
ORPHA:99745
Klassifizierungsebene: Störung- Synonym(e):
- Enterisches Fieber
- Typhoide Salmonellose
- Typhoides Fieber
- Prävalenz: Unbekannt
- Erbgang: Nicht anwendbar
- Manifestationsalter: Alle Altersgruppen
- ICD-10: A01.0
- OMIM: -
- UMLS: C0041466
- MeSH: -
- GARD: 9564
- MedDRA: -
Zusammenfassung
Epidemiologie
Die Prävalenz von Typhus ist unbekannt, jedoch wird es am häufigsten in Asien, Afrika und Südamerika angetroffen, wenn der Zugang zu aufbereitetem Trinkwasser beschränkt ist. In Europa und den westlichen Staaten ist er selten und tritt in der Regel nur auf, wenn er aus endemischen Regionen importiert wird. Die jährliche Inzidenz in Europa wird auf weniger als 1/30.000 Personen/Jahr geschätzt.
Klinische Beschreibung
Die Symptome treten in der Regel 1-7 Tage nach der Aufnahme der Bakterien auf und umfassen hohes Fieber (39 bis 40°C), Schüttelfrost, Verstopfung oder Diarrhöe, Kopfschmerzen, Magenschmerzen, Unwohlsein, Exanthem mit flachen, rosa Punkten auf der Brust und Hepato-Splenomegalie. Die Temperatur steigt 2-3 Tage lang an und bleibt dann für weitere 10-14 Tage erhöht, begleitet von Bradykardie und Erschöpfung. In schweren Fällen können Delirium, Stupor und Koma auftreten. Bei 1-2% der Patienten führen Darmläsionen zu Blutungen und Tod. Andere entwickeln in der zweiten bis dritten Woche eine Lungenentzündung. Darmblutungen und -perforation (meist im terminalen Ileum) sind eine ernste Komplikation, die 2-3 Wochen nach der Infizierung auftreten kann, in der Regel in Entwicklungsländern, in denen eine Behandlung nicht immer verfügbar ist. Die Rekonvaleszenz kann mehrere Monate dauern. Patienten können nach Abklingen der Symptome Dauerausscheider bleiben. Behandelte Patienten erholen sich meist nach 5-7 Tagen und versterben extrem selten.
Ätiologie
Typhus wird durch verschiedene Serotpen des Gram-negativen Bakteriums Salmonella enterica verursacht, wobei der Serotyp Typhi (S. typhi) am weitesten verbreitet ist. Das Bakterium wird fäkal-oral von Mensch zu Mensch verbreitet, wenn die Nahrung oder das Wasser durch den Kot infizierter Personen kontaminiert ist. Es gibt kein bekanntes zoonotisches Reservoir. Nach der Aufnahme vermehrt sich S. typhi innerhalb der Makrophagen und und gelangt derart über den Blutstrom zum Knochenmark, zur Leber und zur Gallenblase. Ausgeschieden wird S. typhi über die Gallenflüssigkeit in die Fäzes. Symptomfreie Patienten können bei Kolonisierung der Gallenblase als Dauerausscheider die Infektion weitertragen.
Diagnostische Verfahren
Die Verdachtsdiagnose Typhus erfolgt bei fiebernden Patienten, die sich kürzlich in Gegenden aufhielten, in denen die Erkrankung endemisch ist. Das einzige Verfahren, mit dem gegenwärtig eine Typhus-Diagnose kategorisch bestätigt werden kann, ist über eine Bakterienkultur aus Blut oder Knochenmark, um S. typhi oder andere typhoide Keime zu erkennen. Der Widal-Test, ein Agglutinationstest, wird nur in Entwicklungsländern eingesetzt, da er schnell und billig ist und kein spezialisiertes Labor erfordert. Sensitivität und Spezifizität dieses Tests sind jedoch ungenügend.
Differentialdiagnose
Weitere virale, bakterielle oder parasitische Pathogene, die dem Typhus ähnliche Erkrankungen verursachen, sind Malaria, Dengue-Fieber, Leptospirose, Rickettsiosen der Typhus-Gruppe (siehe jeweils dort) und Influenza.
Management und Behandlung
Typhus wird antimikrobiell, typischerweise mit Fluoroquinolone, behandelt, mit dem Ziel der Eradikation der Bakterien. Patienten erholen sich in der Regel nach 2-3 Tagen, müssen aber die Behandlung vollständig abschließen, um ein Rezidiv oder eine latente Retention der Infektion zu verhindern. Bei einer Darmperforation ist ein sofortiger chirurgischer Eingriff erforderlich. Bei Reisen in Länder, in denen Typhus endemisch ist, werden Impfungen empfohlen. Die zwei zugelassenen Impfstoffe, die gegenwärtig zur Verfügung stehen, sind der orale attenuierte Lebendimpfstoff Ty21a und der parenterale Vi-Polysaccharid-Impfstoff. Reisende sollen unsauberes Trinkwasser und Essen, das unter unhygienischen Bedingungen zubereitet wird, vermeiden. Alle Typhusfälle müssen sofort gemeldet werden. Nahrungsmittel sollen nicht von Menschen zubereitet werden, die kürzlich mit Typhus infiziert waren, da sie immer noch Ausscheider sein können.
Prognose
Die Prognose ist gut und es kommt nur selten zu Komplikationen, wenn der Typhus umgehend antibiotisch behandelt wird. In unbehandelten Fällen kann die Mortalität bis zu 20% erreichen.
Zusatzinformationen