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Leber-Optikusneuropathie, hereditäre
Krankheitsdefinition
Die Hereditäre Optikusneuropathie Leber (LHON), eine mitochondriale neurodegenerative Sehnerv-Erkrankung, ist gekennzeichnet durch plötzlichen Visusverlust, der häufig schon bei jungen Erwachsenen auftritt.
ORPHA:104
Klassifizierungsebene: StörungZusammenfassung
Für diese Krankheit ist ein aktuellere Kurzbeschreibung in der englischen Version verfügbar
Epidemiologie
Nach unsicheren Schätzungen liegt die Prävalenz weltweit zwischen 1:15.000 und 1:50.000.
Klinische Beschreibung
Im Alter zwischen 18 und 30 Jahren kommt es plötzlich zu schmerzlosem, akutem oder subakutem Verlust des zentralen Gesichtsfeldes. Die Augen sind entweder gleichzeitig betroffen, oder das zweite Auge erkrankt Wochen bis Monate nach dem ersten. In der Regel entwickelt sich der Sehverlust subakut über mehrere Wochen und ist danach stabil. Aber bei vielen Patienten nimmt das Zentralskotom im Verlauf von Jahren kontinuierlich an Größe zu und erzeugt dann einen höheren Grad von Blindheit. Verläufe mit weiteren neurologischen Symptomen (motorische Störungen, Dystonie, Haltungstremor, zerebelläre Ataxie) werden als Leber 'plus' bezeichnet.
Ätiologie
Ursache der LHON sind Mutationen in der mitochondrialen DNA (mtDNA). Mehr als 90% treten in den Nukleotidpositionen 11778, 3460 oder 14484 auf. Alle erzeugen Defekte in Untereinheiten des mitochondrialen Atemketten-Komplexes I (beteiligte Gene: MT-ND1, MT-ND4 und MT-ND6. Andere genetische oder epigenetische Faktoren beeinflussen den Verlauf der Krankheit, da LHON häufiger im männlichen Geschlecht auftritt und nicht alle Träger der mtDNA-Mutationen erkranken (unvollständige Penetranz).
Diagnostische Verfahren
Zur Diagnose führen (i) das Zentralskotom bei der Untersuchung des Gesichtsfeldes und (ii) die Veränderungen am Augenhintergrund (Schwellung der Sehnervpapille, geschlängelte Gefäße, peripapilläre Teleangiektasien und Mikroangiopathie). Optische Kohärenz-Tomographie bestätigt die Schwellung der Nervenfaserschicht der Netzhaut. Weitere ophthalmologische Befunde sind Rot-Grün-Dyschromatopsie im Test für Farbensehen und Pseudo-Papillenödem in der Fluoreszein-Angiographie. Typisch ist eine Snellen-Sehschärfe von 20/200 oder schlechter.
Differentialdiagnose
Neben der Optikusneuritis, einem häufigen Symptom der Multiplen Sklerose (MS), sollten auch andere Optikusneuropathien, z.B.Wolfram-Syndrom und der klassische Typ der autosomal-dominanten Optikusatrophie ausgeschlossen werden.
Genetische Beratung
Die LHON wird als mitochondriale Krankheit mütterlich vererbt: Weibliche Mutationsträger vererben die Mutation an alle ihre Kinder, männliche Mutationsträger vererben die Mutation nicht. Der Nachweis einer Mutation durch molekulargenetische Testung erlaubt keine Voraussage, ob die Krankheit wirklich auftritt.
Management und Behandlung
Die LHON kann bisher nicht geheilt werden. Als wichtigste Unterstützung werden den Patienten Sehhilfen angeboten. Mit mehreren Substanzen wurde eine Verbesserung des Visus erreicht. Idebenon, ein synthetisches Analoges des Koenzym Q 10, das 2007 für diese Krankheit als Orphan-Medikament gekennzeichnet wurde, verbesserte nach einjähriger Anwendung die Sehkraft. Gegenwärtig werden synthetische Chinone der dritten Generation getestet. Es ist wichtig, dass die Patienten auf Alkohol, Tabak und einige Antibiotika verzichten, da diese mit der oxidativen Phosphorylierung der Mitochondrien interferieren.
Prognose
Der Ausgang der Krankheit wird durch das Alter bei Auftreten der Symptome (jüngere Patienten haben eine günstigere Prognose) und durch die ursächliche Mutation (Patienten mit MT-ND6-Mutationen haben die höchste Erholungsrate) bestimmt. Einige Patienten, besonders mit Nukleotid 14484-Mutation, zeigen 1-2 Jahre nach Beginn eine spontane teilweise Besserung. Bei 30-50% der männlichen und bei 80-90% der weiblichen Mutationsträger kommt es nicht zur Erblindung. Vollständige Erblindung (fehlende Lichtwahrnehmung) ist selten. Während das Gesichtsfeld in der Regel nur wenig verbessert wird, kann die Verbesserung der Sehschärfe dramatisch sein.
Detaillierte Informationen
Artikel für die allgemeine Öffentlichkeit
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- Zusammenfassung
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- Leitlinien Anaesthesiologie
- Czech (2015)
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- Review-Artikel
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- Klinische Leitlinien
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- Deutsch (2012)
- Empfehlungen für den Gentest
- English (2018, pdf)
- Français (2016, pdf)
- Review-Artikel (Klinischen Genetik)
- English (2021)
- Funktionelle Einschränkungen
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