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Hämochromatose Typ 4
Krankheitsdefinition
Die Hämochromatose Typ 4 (auch Ferroportin-Krankheit genannt) ist eine Form der Hereditären Hämochromatose (HH; s. dort), einer Gruppe erblicher Krankheiten mit exzessiver Eisenspeicherung. Sie ist sehr viel seltener als die Hämochromatose Typ 1 (s. dort), aber nicht so selten wie die Typen 2 und 3 der Hämochromatose (s. diese Termini).
ORPHA:139491
Klassifizierungsebene: Störung- Synonym(e):
- Ferroportin-Krankheit
- Hämochromatose durch Ferroportin-Defekt
- Hämochromatose, autosomal-dominante
- Hämochromatose, hereditäre, autosomal-dominante
- Prävalenz: <1 / 1 000 000
- Erbgang: Autosomal-dominant
- Manifestationsalter: Alle Altersgruppen
- ICD-10: E83.1
- OMIM: 606069
- UMLS: C1853733
- MeSH: C537249
- GARD: 10094
- MedDRA: -
Zusammenfassung
Epidemiologie
Die Krankheit wurde weltweit bei weniger als 200 Patienten beschrieben.
Klinische Beschreibung
Die Krankheit ist mit 2 Subtypen phänotypisch heterogen. Die Form A der Ferroportin-Krankheit ist am häufigsten und ist meist symptomlos, ohne Gewebsschädigung und anderen Komplikationen. Mit zunehmendem Alter kann in einigen Fällen ein Leberschaden mit Fibrosierung auftreten. Die Form B der Ferroportin-Krankheit ist seltener und ähnelt dem Typ 1 der Hämochromatose, kann aber schon bei Kindern Symptome verursachen.
Ätiologie
Ursache der Ferroportin-Krankheit sind Mutationen im SLC40A1-Gen (2q32). Es kodiert für Ferroportin (FPN), einen Eisen-Exporter, der durch das Hormon Hepcidin negativ reguliert wird. Bei der Form A sind die Ferroportin-Mutanten nicht in der Lage, Eisen aus der Zelle zu exportieren. Dadurch kommt es zur Anhäufung von Eisen in den Zellen (besonders Makrophagen) mit verringerter Verfügbarkeit von Eisen für das zirkulierende Transferrin und niedriger Serum-Transferrinsättigung. Die Ferroportin-Mutationen der Form B führen zu gesteigerter Funktion des Proteins mit voller Eisenexport-Kapazität und Insensitivität gegenüber der herabregulierenden Funktion des Hepcidins (Hepcidin-Resistenz). Dadurch entsteht ein Phänotyp ähnlich der HH mit Hepcidin-Mangel (d.h., Typen 1, 2 und 3). Die Krankheit wird autosomal-dominant vererbt.
Diagnostische Verfahren
Die Form A der Ferroportin-Krankheit ist gekennzeichnet durch hohe Ferritin-Serumspiegel bei normaler oder niedriger Transferrinsättigung und verstärkter Eisenablagerung in dem Makrophagen der Milz und der Leber (Kupferzellen). Der Eisenexzess vor allem in der Milz und weniger in der Leber kann mit Magnetresonanz-Bildgebung nachgewiesen werden. Die Form B der Ferroportin-Krankheit ist gekennzeichnet durch erhöhte Transferrinsättigung mit erhöhtem Gewebseisen, vor allem in Hepatozyten. Die autosomal-dominante Vererbung erleichtert die Diagnose, da in der Familie häufig andere Verwandte mit Hyperferritinämie gefunden werden. Durch molekulare Analyse an Zellen des peripheren Blutes kann die Diagnose meist nicht-invasiv, d.h., ohne Leberbiopsie, gestellt werden.
Differentialdiagnose
Für die Diagnose der Form A müssen andere Ursachen einer Hyperferritinämie mit niedriger Transferrinsättigung ausgeschlossen werden (Entzündung, Polymetabolisches Syndrom, A-Zoeruloplasminämie und L-Ferritin-Mutationen).Für die Diagnose der Form B müssen nicht nur die Typen 1 und 3 der HH ausgeschlossen werden, sondern auch der Typ 2, da die Form B der Ferroportin-Krankheit auch bei Kindern auftreten kann.
Genetische Beratung
Den betroffenen Familien soll eine genetische Beratung angeboten werden, mit Besprechung des Übertragungsrisikos der krankheitsverursachenden Mutationen.
Prognose
Im Gegensatz zu Patienten mit der Form B, vertragen Patienten mit der Form A evtl. Aderlässe nicht gut und riskieren die Entwicklung einer Anämie. Der Verlauf der Form A der Ferroportin-Krankheit ist gutartig. Bei frühem Therapiebeginn, vor Auftreten von Veränderungen an den inneren Organen, haben auch Patienten mit der Form B eine gute Prognose.
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