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Homocystinurie, klassische
ORPHA:394
Klassifizierungsebene: StörungZusammenfassung
Die klassische Homocystinurie mit Cystathionin-Beta-Synthase (CBS)-Mangel zeigt viele unterschiedliche Symptome und pathologische Besonderheiten, besonders betroffen sind Auge, Skelett, Zentralnervensystem und Gefäßsystem. Nach Screeningdaten mit jeweils mehr als 200.000 gescreenten Neugeborenen hat der CBS-Mangel bei Geburt eine mittlere Häufigkeit von 1/344.000. In einigen Regionen ist die Häufigkeit aber mit etwa 1 :65.000 sehr viel höher. In neuerer Zeit hat das Screening von CBS-Mutationen Häufigkeiten von bis zu 1 :20.000 erbracht. Bei der Geburt sind die Kinder noch normal. Unbehandelt ist die Krankheit progredient. Symptome an den Augen sind Ectopia lentis (85% der Fälle) und hochgradige Myopie. Zu den Veränderungen des Skeletts gehören Genu valgum und Pes cavus, gefolgt von Dolichostenomelie, Pectus excavatum oder carinatum, Kyphose oder Skoliose und Osteoporose. Die auffälligste Ursache von Morbidität und Mortalität sind Thromboembolien der großen und kleinen Arterien und der Venen. Eine verminderte Intelligenz wird nur selten schon im ersten oder zweiten Lebensjahr manifest. Klinisch bedeutsame psychiatrische Probleme haben 51% der Patienten. Aber auch andere Organe, u.a. Leber, Haare und Haut, zeigen Symptome der Krankheit. Die Krankheit ist ein autosomal-rezessiv vererbter Defekt im Stoffwechsel des Methionins, verursacht durch Mutationen im CBS-Gen (21q22.3). Die CBS wandelt im Transsulfurierungsweg des Methioninzyklus Homocystein in Cystathionin um und benötigt hierfür Pyridoxal-5-Phosphat als Kofaktor. Zwei weitere Kofaktoren, Vitamin B12 und Folsäure, sind im Remethylierungsweg des Methionins wirksam. Die klinische Diagnose des CBS-Mangels wird durch Analyse der Plasma-Aminosäuren (einschließlich Gesamt-Homocystein), Messung der CBS-Aktivität oder durch Nachweis der CBS-Mutationen bestätigt. Wird der CBS-Mangel schon beim Neugeborenen diagnostiziert, der erstrebenswerte Idealfall, dann müssen Komplikationen an den Augen und am Skelettund thromboembolische Ereignisse verhindert und die Entwicklung einer normalen Intelligenz angestrebt werden. Bei später Diagnose muß es das Ziel des Klinikers sein, lebensbedrohliche thromboembolische Ereignisse und eine weitere Verschlechterung schon aufgetretener Komplikationen zu verhindern. Gegenwärtig gibt es drei anerkannte Behandlungsarten. Die pyridoxin-responsiven Fälle werden mit pharmakologischen Dosen Pyridoxin (Vitamin B6) und zusätzlichen Gaben von Folsäure und Vitamin B12 behandelt. Die empfohlene Behandlung nicht-responsiver Patienten besteht in methionin-eingeschränkter, zystin-supplementierter Diät mit zusätzlicher Gabe von Pyridoxin, Folsäure und Vitamin B12. Betain-Anhydrat ist ein Methyldonator, der bei diesen Patienten zu einer Erniedrigung der Homozysteinspiegel führen kann und zusätzlich zur Diät verabreicht wird. Die Substanz erhielt 2007 in der EU die Marktzulassung als Orphan-Medikament zur Behandlung der Homocystinurie.
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