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Wolcott-Rallison-Syndrom
Krankheitsdefinition
Das Wolcott-Rallison-Syndrom (WRS) ist gekennzeichnet durch permanenten neonatalen Diabetes mellitus (PNDM) mit multipler epiphysärer Dysplasie und anderen klinischen Symptomen, darunter rezidivierende Episoden von akuter Leberinsuffizienz.
ORPHA:1667
Klassifizierungsebene: StörungZusammenfassung
Epidemiologie
Bisher wurden weniger als 60 Fälle beschrieben. Die meisten Patienten kommen aus konsanguinen Familien. Es ist deshalb zu vermuten, dass die Prävalenz von Land zu Land verschieden ist.
Klinische Beschreibung
Das WRS wird eventuell zu selten diagnostiziert, weil der Tod früh vor der Diagnosestellung eintritt. Der Diabetes tritt früh auf, im Allg. schon vor dem sechsten Lebensmonat. Er ist permanent und von Anfang an insulinabhängig. Die Skelettdysplasie wird zumeist im ersten oder zweiten Lebensjahr manifest und ist mit Kleinwuchs assoziiert. Schon bei Beginn des Diabetes werden im Röntgenbild mangelhafte Mineralisierung oder dysplastische Veränderungen der langen Knochen, des Beckens und der Wirbel erkennbar. Ein drittes charakteristisches Symptom ist die Funktionsstörung der Leber. Diese Komplikation gefährdet das Überleben am stärksten. Sie wird durch erhöhte Leberenzyme, Vergrößerung der Leber und rezidivierendes akutes Leberversagen manifest. Andere Symptome sind zwischen den einzelnen Patienten nach Art und Schweregrad unterschiedlich und beinhalten Nierendysfunktion, exokrine Pankreasinsuffizienz, intellektuelles Defizit, Hypotyreose, Neutropenie und rezidivierende Infektionen. Der klinische Verlauf ist unterschiedlich, auch innerhalb der gleichen Geschwisterschaft.
Ätiologie
Ursache des WRS sind Mutationen im EIF2AK3-Gen (2p12), das für die eukaryote Translationsinitiationsfaktor 2-alpha-Kinase 3 (PERK) kodiert. Dieses Protein spielt eine Schlüsselrolle bei der Kontrolle der Translation während der Faltung der neusynthetisierten Proteine.
Diagnostische Verfahren
An die Diagnose soll gedacht werden, wenn ein Kind einen dauerhaften Neugeborenen-Diabetes hat, eine Skelettdysplasie besteht und/oder Episoden akuter Leberinsuffizienz, eine Familiengeschichte von Blutsverwandtschaft und/oder Neugeborenendiabetes berichtet wird. Der Diabetes hat keine autoimmune Genese, wie das Fehlen von für Typ I Diabetes spezifischen Antikörpern zeigt. Röntgenbilder zeigen frühe Zeichen einer multiplen epiphysären Dysplasie und mangelhafte Mineralisierung. Molekulargenetische Untersuchungen bestätigen die Diagnose.
Differentialdiagnose
Differentialdiagnosen folgen aus dem klinischen Bild und letztlich aus der molekularen Untersuchung. Differentialdiagnosen des Neugeborenen-Diabetes-Mellitus (NDM) sind der transiente NDM und/oder PNDMs, die entweder isoliert oder syndromal auftreten. Differentialdiagnosen der Skelettdysplasie sind andere spondylo-epiphysäre Dysplasien, z. B. die Mukopolysaccharidosen, bei denen Diabetes unabhängig zu einem späteren Alter auftreten kann.
Pränataldiagnostik
Bei bekannter Mutation des WRS-Patienten im EIF2AK3-Gen ist eine vorgeburtliche Diagnostik möglich.
Genetische Beratung
Die Vererbung ist autosomal-rezessiv. Den Eltern soll eine genetische Beratung angeboten werden.
Management und Behandlung
Die Therapie des Diabetes muss eng überwacht werden, eine Insulinpumpe wird empfohlen besonders in den ersten Lebensmonaten, da zu dieser Zeit ein Risiko für Episoden mit akuter Hypoglykämie besteht. In jedem Alter muss einer Hypoglykämie vorgebeugt werden, da die Krankheit dekompensieren kann. Dies erfordert eventuell, Glukosespiegel anzustreben, die oberhalb der allgemein für diabetische Kinder empfohlenen Bereiche liegen. Allgemeinanästhesie erhöht das Risiko für eine akute Verschlechterung, da die Patienten besonders empfindlich auf Anästhetika reagieren. Deshalb sollten, wenn immer möglich, Anästhesien vermieden werden. Um zu verhindern, dass ein sekundäres Versagen der Leber- und/oder Nierenfunktion ausgelöst wird, sollte die Anwendung von Medikamenten oder Impfungen begrenzt werden, wenn sie nicht unbedingt erforderlich sind.
Prognose
Die Prognose ist schlecht und die meisten Patienten sterben in jungen Jahren an multiplem Organversagen und besonders an Funktionsstörungen der Leber und Niere.
Detaillierte Informationen
Artikel für Fachleute
- Zusammenfassung
- Greek (2011, pdf)
- Review-Artikel
- English (2010)
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