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Neurofibromatose Typ 1
Krankheitsdefinition
Neurofibromatose Typ 1 (NF1) ist eine klinisch heterogene, neurokutane genetische Erkrankung, die durch Café-au-lait-Flecken, Irisknötchen, axilläre und inguinale Sommersprossen und multiple Neurofibrome gekennzeichnet ist.
ORPHA:636
Klassifizierungsebene: StörungZusammenfassung
Epidemiologie
Die Prävalenz wird mit 1/3.000 Lebendgeburten angegeben. NF1 wird in vielen ethnischen Gruppen beschrieben und betrifft Männer und Frauen gleichermaßen.
Klinische Beschreibung
Die klinischen Merkmale sind sehr variabel, selbst innerhalb derselben Familie. Multiple Café-au-lait-Flecken finden sich bei fast allen Patienten (einige bei der Geburt und die meisten vor dem ersten Lebensjahr). Intertriginöse Pigmentierungsanomalien entwickeln sich ab einem Alter von 5 Jahren. Bei Erwachsenen entwickeln sich multiple kutane und subkutane Neurofibrome. Bei älteren Patienten nehmen sie in Anzahl und Größe weiter zu. Kutane Neurofibrome werden nicht bösartig. Plexiforme Neurofibrome (entlang des Nervs und seiner Verzweigungen wachsend) können Entstellungen, Schmerzen und funktionelle Probleme verursachen und sind normalerweise bei der Geburt vorhanden und können später im Leben maligne werden. Zu den okulären Manifestationen gehören Gliome der Sehnervenbahn und Iris-Hamartome (Lisch-Knötchen). Gliome der Sehnervenbahn entwickeln sich in der Regel vor dem Alter von 6 Jahren und entwickeln sich danach nur selten weiter. Es können Osteopenie, Osteoporose, Knochenwucherung, Minderwuchs, Makrozephalie, Skoliose, Skelettdysplasie (Sphenoidflügel, Wirbel) und Pseudoarthrose auftreten. Weitere Merkmale sind Bluthochdruck, Vaskulopathie, intrakranielle Tumore, maligner peripherer Nervenscheidentumor (MPNST; siehe diesen Begriff) und gelegentlich Krampfanfälle oder Hydrozephalus. Die intellektuelle Entwicklung ist in der Regel nicht stark beeinträchtigt, aber kognitive Defizite und Lernschwierigkeiten sind häufig (50%-75%). Das Gesamtkrebsrisiko ist höher als in der Allgemeinbevölkerung (Lebenszeitrisiko von 10-12% für MPNST, meist zwischen 20 und 40 Jahren; erhöhtes Brustkrebsrisiko vor dem Alter von 50 Jahren). Familiäre spinale und segmentale Formen von NF1 sind beschrieben worden. Das Watson-Syndrom ist Teil des NF1-Spektrums. Das Neurofibromatose-Noonan-Syndrom ist in 99% der Fälle eine Variante des NF1-Syndroms (siehe diese Begriffe).
Ätiologie
NF1 wird durch Mutationen im Tumorsuppressor-Gen NF1-in der Chromosomenregion 17q11.2 verursacht. Selten liegt eine 17q11-Mikrodeletion (nur 5%) zu Grunde.
Diagnostische Verfahren
Es wurden formale Diagnosekriterien festgelegt. 2 oder mehr der folgenden Kriterien sind diagnostisch: mehr als 5 Café-au-lait-Felcken, 2 oder mehr Neurofibrome oder ein plexiformes Neurofibrom, Optikusgliom, Sommersprossen, 2 oder mehr Lisch-Knötchen, spezifische Knochendysplasien, Verwandtschaft ersten Grades. Mit der Magnetresonanztomographie kann das Ausmass von plexiformen Neurofibromen bestimmt werden. Molekulargenetische Untersuchungen können die Diagnose unterstützen.
Differentialdiagnose
Das Legius-Syndrom (s. dort) ist oft klinisch nicht von NF1 zu unterscheiden und wird bei etwa 2% der Menschen beobachtet, die die NF1-Diagnosekriterien erfüllen. Bei einer geringen Anzahl von Personen mit NF1, ebenso wie bei Patienten mit Legius-Syndrom, fehlen jedoch nicht-pigmentären Manifestationen. Das konstitutionelle Mismatch-Reparatur-Mangelsyndrom sollte in Betracht gezogen werden. Andere Differentialdiagnosen sind das McCune-Albright-Syndrom, das Noonan-Syndrom mit Lentigines und das Proteus-Syndrom. Die meisten Fälle von multipler nicht-ossifizierender Fibromatose sind Fälle von NF1 (siehe diese Begriffe).
Pränataldiagnostik
Pränatale und präimplantationsgenetische Tests für Risikoschwangerschaften sind möglich.
Genetische Beratung
Der Vererbungsmodus ist autosomal-dominant. 1 von 2 Fällen wird durch de novo NF1-Mutationen verursacht. Die Penetranz beträgt 100%, aber die Krankheitsmanifestationen variieren stark, was die genetische Beratung erschwert.
Management und Behandlung
Spezifische kardiovaskuläre, okuläre, neurologische und orthopädische Manifestationen sollten von entsprechenden Spezialisten behandelt werden. Kutane oder subkutane Neurofibrome können chirurgisch entfernt werden. Plexiforme Neurofibrome sind weitaus schwieriger zu behandeln.
Prognose
Die Gesamtprognose ist gut, aber eine signifikante Morbidität verbreitet. MPNST hat im Allgemeinen eine schlechte Prognose. Malignität und Gefäßerkrankungen sind die häufigsten Ursachen für ein frühes Ableben.
Detaillierte Informationen
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