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Mikrodeletionssyndrom 16p11.2, proximales
Krankheitsdefinition
Das Proximale 16p11.2 Mikrodeletions-Syndrom ist eine Chromosomenanomalie und gekennzeichnet durch Entwicklungsverzögerung, verzögerte Sprachentwicklung, leichte geistige Behinderung, soziale Beeinträchtigungen (Autismus-Spektrum-Störungen), unterschiedliche leichte Dysmorphien und Prädisposition für Adipositas .
ORPHA:261197
Klassifizierungsebene: StörungZusammenfassung
Epidemiologie
Die Prävalenz des Proximalen 16p11.2 Mikrodeletions-Syndroms in der Gesamtpopulation wird auf 1/5.000 geschätzt. Diese Chromosomenanomalie ist eine häufige Ursache der Autismus-Spektrum-Störung (ASD) und es wird geschätzt, dass bei den mit ASD diagnostizierten Personen die Prävalenz etwa 1:150 beträgt.
Klinische Beschreibung
Das klinische Erscheinungsbild des Proximalen 16p11.2 Mikrodeletions-Syndroms ist sehr unterschiedlich und reicht von geistiger Behinderung mit multiplen kongenitalen Anomalien über Autismus, kognitive Störungen und Sprachprobleme bis zu einem normalen Phänotyp. Nahezu alle Betroffenen weisen einen gewissen Grad an Entwicklungsverzögerung auf, einschließlich verzögerter kognitiver Entwicklung und verzögerter Sprachentwicklung, vor allem hinsichtlich Beginn und Entwicklung der expressiven Sprache (Sprachapraxie des Kindes) und, in geringerem Ausmaß, hypotoniebedingte Probleme bei der Nahrungsaufnahme und eine Verzögerung bei der Grob- und Feinmotorik und den Koordinationsfähigkeiten. Außerdem weisen sie häufig autistische Merkmale auf. Die geistige Behinderung ist in der Regel mild, kann aber auch ganz fehlen. Etwa die Hälfte der betroffenen Personen haben eine Tendenz zu Übergewicht. Dysmorphien können vorhanden sein, sind jedoch oft mild und inkonsistent. Seltenere Merkmale sind Muskelhypotonie, EEG-Anomalien, andere psychiatrische Erkrankungen (außer ASD) und kleinere Herzfehler.
Ätiologie
Das Proximale 16p11.2 Mikrodeletions-Syndrom bezieht sich vor allem auf eine distinkte Deletion von etwa 593 kb an den chromosomalen Koordinaten 29.5-30.1 Mb, die etwa 24 Gene enthalten. Die Beziehung zwischen dem Genotype und dem klinischen Phänotyp ist bislang noch nicht ganz klar. Patienten mit größeren Deletionen einschließlich dieser Region oder Patienten mit einer mehr distal lokalisierten (Koordinaten 28.73-28.95 Mb), kleineren (200 kb) 16p11.2 Deletion werden hier nicht beschrieben.
Diagnostische Verfahren
Die Diagnose beruht auf den klinischen Symptomen, die zu einer Chromosomenanalyse führen. Molekulare Technologien zur genetischen Charakterisierung der Proximalen 16p11.2 Mikrodeletion sind Fluoreszenz-in situ-Hybridisierung (FISH), Multiplex Ligation-dependent Probe Amplification (MLPA), Mikroarray-basierte vergleichende Genom-Hybridisierung (aCGH) und quantitative Polymerasekettenreaktion (qPCR). Elektroenzephalographische (EEG) Untersuchungen werden bei Patienten mit Anfällen eingesetzt.
Differentialdiagnose
Differentialdiagnosen sind eine Vielzahl von Störungen mit Entwicklungsverzögerung, mit vorhandenen oder fehlenden autistischen Merkmalen und kleineren Dysmorphien.
Pränataldiagnostik
In familiären Fällen sind pränatale zytogenetische und molekulare Tests nach Amniozentese oder Chorionzottenbiopsie möglich. Jedoch sollten die betroffenen Personen in einer genetischen Beratung darüber informiert werden, dass zwar die genetische Diagnose, nicht aber der klinische Phänotyp exakt vorhergesagt werden kann.
Genetische Beratung
Das Proximale 16p11.2 Mikrodeletions-Syndrom ist ein Contiguous (benachbarte Gene betreffendes) Deletionssyndrom. Die proximale 16p11.2 Mikrodeletion tritt fast immer als Neumutation auf, kann selten jedoch auch von betroffenen Eltern autosomal-dominant vererbt werden.
Management und Behandlung
Zur Betreuung der Patienten gehören eine regelmäßige Untersuchung durch erfahrene Spezialisten und individuell geplante Förderung der neurologischen und psychischen Entwicklung. Eine frühe Diagnose und Zugang zu Therapien mit Konzentration auf das Sprechen und die Sprache sowie eine Ernährungserziehung und die Kontrolle des Gewichts werden empfohlen.
Prognose
Die Prognose wird durch die Schwere der klinischen Symptome bestimmt. Bisher liegen keine langfristigen klinischen Verlaufsstudien vor. Es ist zu erwarten, dass die langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen einer Adipositas, wie sie in der Gesamtbevölkerung auftreten, auch bei Personen mit Proximalem 16p11.2 Mikrodeletions-Syndrom auftreten.
Detaillierte Informationen
Artikel für Fachleute
- Zusammenfassung
- Polski (2013, pdf)
- Review-Artikel (Klinischen Genetik)
- English (2015)
Zusatzinformationen