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CHILD-Syndrom
Krankheitsdefinition
Das CHILD-Syndrom (Congenital Hemidysplasia with Ichthyosiform nevus and Limb Defects, CS) ist eine X-chromosomal-dominant vererbte Genodermatose mit unilateralen entzündlichen und schuppenden Hautläsionen und ipsilateralen Fehlbildungen der ineren Organe und Extremitäten.
ORPHA:139
Klassifizierungsebene: Störung- Synonym(e):
- CHILD-Naevus
- Kongenitale Hemidysplasie mit ichthyosiformen Naevus und Gliedmaßendefekten
- Prävalenz: <1 / 1 000 000
- Erbgang: X-chromosomal-dominant oder Nicht anwendbar
- Manifestationsalter: Kleinkindalter, Neugeborenenzeit
- ICD-10: Q87.8
- OMIM: 308050
- UMLS: C0265267
- MeSH: -
- GARD: 6039
- MedDRA: -
Zusammenfassung
Epidemiologie
Bisher wurden weniger als 60 Fälle beschrieben, nahezu ausschließlich bei weiblichen Patienten.
Klinische Beschreibung
CS-Patienten manifestieren bei der Geburt oder kurz danach einseitig gelbe ichthyosiforme Naevi in Form von Flecken, die abrupt an der Mittellinie enden, mit einer Affinität zu Hautfalten (Ptychotropismus). Das Gesicht bleibt in der Regel ausgespart. Eine klauenartige Onychodystrophie und periunguale Hyperkeratosen sind häufig, ipsilaterale kahle Flecken können vorhanden sein. Diese Hautveränderungen werden begleitet von ipsilateralen Defekten der Extremitäten, die von verkürzten Metakarpalen und Finger-/Zehenknochen bis zum Fehlen einer ganzen Extremität reichen. Mögliche weitere Fehlbildungen sind: Fehlende Rippen, Wirbel und lange Knochen, Skoliose und Gelenkkontrakturen. Während der ersten Lebensmonate erscheint auf Röntgenbildern eine punktförmige Kalzifizierung der Knorpel (getüpfelte Epiphysen). Ipsilaterale Nierendefekte wurden beschrieben (unilaterale Hydronephrose, Nierenagenesie). Die meisten Patienten entwickeln sich geistig normal, aber oft bestehen unilaterale ZNS-Defekte, darunter eine unilaterale Hypoplasie der Hirnnerven und des Rückenmarks, Lissenzephalie und Fehlbildungen des Kleinhirns. Es kann die rechte oder die linke Seite betroffen sein, jedoch werden häufig auch milde kontralaterale Läsionen beobachtet. Über zwei Drittel der Fälle sind rechtsseitig betroffen, möglicherweise, weil bei linksseitiger Erkrankung mit eventuell schwererer Herzbeteiligung schon pränatal der Tod eintritt. Lungenhypoplasie wurde mehrfach beschrieben. Hörverlust, Optikus-Atrophie, Fehlen einzelner Gesichtsmuskeln, Thrombozytose, kongenitale beidseitige Hüftluxation, unilaterale Hypoplasie der Schilddrüse, der Nebennieren, der Ovarien und der Eileiter wurden in einzelnen Fällen beschrieben.
Ätiologie
Ursache des CHILD-Syndroms sind Mutationen im NSDHL-Gen (Xq28). Es kodiert ein an der Cholesterin-Biosynthese beteiligtes Enzym. Mutationen sind bei männlichen Betroffenen in der Regel letal. Im weiblichen Geschlecht erzeugt die X-Inaktivierung ein Mosaik von Zellen, denen das Enzym fehlt, wodurch die embryonale Entwicklung gestört wird. Die Folge ist ein sehr variables Spektrums von Anomalien.
Diagnostische Verfahren
In den meisten Fällen ist die auffallende Lateralisierung aller Läsionen, die auch auf Röntgenbildern erkennbar ist, ein starker diagnostischer Hinweis. Die Histologie der Hautläsionen erinnert mit Hyperkeratose und Parakeratose mit entzündeten Infiltraten an das Bild bei Psoriasis. Biopsien der in den Körperfalten liegenden papillomatösen Läsionen zeigen das sehr charakteristische Bild verruciformer Xanthome mit lipidhaltigen Histiozyten im Stratum papillare der Dermis. Gentests bestätigen die Diagnose. Ultraschalluntersuchung der inneren Organe, Echokardiogramm und Ganzhirn-MRI dienen in Ergänzung der Röntgenbilder dem Nachweis weiterer Anomalien.
Differentialdiagnose
Differentialdiagnosen sind die X-chromosomal-dominante Chondrodysplasia punctata, das Syndrom des linearen Naevus sebaceus und der inflammatorische lineare verruköse Epidermalnaevus (siehe jeweils dort).
Pränataldiagnostik
Gentests aus Chorionzottenbiopsien sind verfügbar; bestimmte Anomalien können bei Routinesonogrammen identifiziert werden.
Genetische Beratung
Das CS wird X-chromosomal-dominant vererbt. Sporadische Fälle wurden beschrieben, jedoch kann eine extreme X-Inaktivierung den Phänotyp maskieren. Mütter müssen detailliert auf das Vorhandensein minimaler Symptome untersucht und auf eine NSDHL-Mutation hin getestet werden. Bei Trägern besteht eine 50%-Wahrscheinlichkeit, dass die Erkrankung auf Töchter übertragen wird, sie kann jedoch nicht an lebendgeborene Söhne übertragen werden.
Management und Behandlung
Lungen- und Herzanomalien sind potentiell letal und erfordern einen sofortigen chirurgischen Eingriff. Nierenanomalien können auch eine Drainage oder eine Entfernung der betroffenen Niere erfordern. Orthopädische Stützen oder korrigierende Operationen können erforderlich sein. Kontralaterale autologe Hauttransplantationen wurden erfolgreich durchgeführt. Hautläsionen werden am besten mit dem topischen Auftragen einer Lotion oder Salbe behandelt, die Lovastatin oder Simvastatin in Kombination mit Cholesterin enthält.
Prognose
Die langfristige Prognose ist sehr unterschiedlich und wird durch das Ausmaß der Knochen- oder Herz-Anomalien bestimmt. Töchter von Frauen mit nur leichter Beteiligung können auch mit schweren Symptomen geboren werden.
Detaillierte Informationen
Artikel für Fachleute
- Zusammenfassung
- Polski (2013, pdf)
- Praktische Genetik
- English (2013, pdf)
- Review-Artikel (Klinischen Genetik)
- English (2018)
Zusatzinformationen