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Harlekin-Ichthyose
Krankheitsdefinition
Die Harlekin-Ichthyose (HI) ist die schwerste Form der autosomal-rezessiven Kongenitalen Ichthyose (ARCI). Sie ist gekennzeichnet durch schon bei Geburt bestehende große, dicke, plattenförmige Schuppen über dem ganzen Körper, mit starker Umstülpung der Augenlider und Lippen und abgeflachten Ohren und durch die spätere Entwicklung in eine schwere schuppende Erythrodermie.
ORPHA:457
Klassifizierungsebene: Störung- Synonym(e):
- HI
- Ichthyose, kongenitale, Typ Harlequin
- Ichthyosis congenita vom Harlequin Typ
- Ichthyosis fetalis vom Harlekin Typ
- Prävalenz: Unbekannt
- Erbgang: Autosomal-rezessiv
- Manifestationsalter: Neugeborenenzeit
- ICD-10: Q80.4
- ICD-11: EC20.02
- OMIM: 242500
- UMLS: C0239849
- MeSH: C538424
- GARD: 6568
- MedDRA: 10019163
Zusammenfassung
Für diese Krankheit ist ein aktuellere Kurzbeschreibung in der englischen Version verfügbar
Epidemiologie
Die geschätzte Prävalenz liegt unter 1:1.000.000.
Klinische Beschreibung
Die Neugeborenen sind in eine Kollodium-Membran (steife, schimmernde, lichtdurchläsige Membran, die wie eine zusätzliche Hautschicht erscheint) eingeschlossen, mit schild-ähnlichen Platten über dem ganzen Körper, die die Bewegungen erheblich einschränken. Die Gesichtszüge sind durch extremes Ektropion, Bindehautödem, Eklabium und breite Nase verzerrt. Die Säuglinge haben auch Kontrakturen, Synechien der Ohrmuscheln und/oder Zehen mit dem möglichen Risiko einer Selbstamputation. In der Neonatalperiode haben die Kinder wegen schwerer Temperatur-Dysregulation, Fütterproblemen, Infektionen und Atemstörungen ein hohes Risiko zu versterben. Wenn sie überleben, wird die Kollodium-Membran nach einigen Wochen abgestoßen. Es entwickelt sich eine schwere Erythrodermie mit schwerer Schuppung und persistierendem Ektropion. Oft bestehen weitere Symptome, wie palmo-plantares Keratoderma, Gedeihsstörungen, Kleinwuchs, malformierte Ohren und Finger, Nageldeformitäten und Alopezie.
Ätiologie
Ursache der HI sind rezessive Mutationen im ABCA12-Gen (2q34), das für einen ATP-binding cassette (ABC)-Transporter kodiert. Dieses Protein ist am Lipidtransport von der lamellären Granula zur apikalen Membran der Keratinozyten der granulären Schicht beteiligt. Genotyp-Phänotyp-Korrelationen sind nur ungenügend untersucht. Es wird angenommen, dass die meisten HI-Mutationen über die Veränderung entweder der wichtigen nukleotid-bindenden Domäne oder der Transmembran-Domänen des ABCA12-Proteins zu einem erheblichen Funktionsverlust der Lipidbarriere führen.
Diagnostische Verfahren
Die klinische Untersuchung führt zur Diagnose. Die Biopsie ist nicht hilfreich, sie zeigen nur eine massive, kompakte Orthohyperkeratose. Die Ultrastruktur der Haut zeigt abnorme lamelläre Körper und einen Mangel an sezernierter lamellärer Granula im Stratum corneum. Durch molekulare Analyse, falls verfügbar, werden ABCA12-Mutationen nachgewiesen.
Differentialdiagnose
Die HI kann mit der weniger schweren Erscheinungsformen eines Kollodiumbabies verwechselt werden. Differentialdiagnosen im späteren Leben sind die Kongenitale ichthyosiforme Erythrodermie (CIE), die letale restriktive Dermopathie, die infantile systemische Hyalinose und das Neu-Laxova-Syndrom.
Pränataldiagnostik
Eine vorgeburtliche Diagnostik ist anzuraten. Sie besteht in der DNA-Analyse nach Amniozentese oder Chorionzottenbiopsie, und nicht in fetalen Hautbiopsien. Mit Ultraschall werden nachgewiesen: Diffuse Schuppung, Fingerkontrakturen, abgeflachtes rudimentäres äußeres Ohr, hypoplastische Nase, evertierte Augenlider, typischer Fischmund, offener fetale Mund und Makroglossie.
Genetische Beratung
Die Krankheit wird autosomal-rezessiv vererbt. Allen betroffenen Familien soll eine genetische Beratung angeboten werden.
Management und Behandlung
In der Neonatalperiode müssen die Kinder multidisziplinär betreut werden (Ophthalmologen, Chirurgen, Diätetiker und, für die Unterstützung der Familie, Psychologen). Eine Gastrostomie kann notwendig werden. Empfohlen werden Emollientien und orale Retinoide (1mg/kg/d). Um Hautinfektionen vorzubeugen, ist es wichtig, invasive Prozeduren auf ein Minimum zu beschränken. Überlebende Kinder werden ähnlich wie eine schwere CIE behandelt (Emollientien, Keratolytika und Retinoide).
Prognose
Die HI ist schon bald nach der Geburt mit erheblicher (< 50 %) Morbidität und Mortalität verbunden. Überlebende haben eine normale Lebenserwartung, weisen aber wegen schwerer Hautkrankheit und wegen Augenkomplikationen bei persistierendem Ektropion häufig verzögerte Meilensteine der Entwicklung und reduzierte motorische und soziale Leistungen auf.
Für diese Krankheit ist eine Kurzbeschreibung in den folgenden Sprachversionen verfügbar: English (2022) Español (2022) Français (2022) Nederlands (2022) Italiano (2012) Português (2012) Polski (2012, pdf)
Detaillierte Informationen
Allgemeine Öffentlichkeit
- Artikel für die allgemeine Öffentlichkeit
- Svenska (2017) - Socialstyrelsen
Leitlinien
- Leitlinien Anaesthesiologie
- Czech (2015) - Orphananesthesia
- English (2015) - Orphananesthesia
Übersichtsartikel
- Review-Artikel (Klinischen Genetik)
- English (2013, pdf) - Eur J Hum Genet
- English (2023) - GeneReviews
Clinical Outcome Assessment (COA)
- Patient-Centered Outcome Measures (PCOMs)
- English (2023) - PROQOLIDTM


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