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Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom Typ 2
Krankheitsdefinition
Das Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom (MRKH-Syndrom) Typ 2 ist ein Subtyp des MRKH-Syndroms (siehe diesen Begriff). Es ist gekennzeichnet durch eine angeborene Aplasie von Uterus und oberen 2/3 der Vagina, die mit mindestens einer weiteren Fehlbildung wie Nieren-, Wirbelsäulen- oder, seltener, Hör- und Herzfehler einhergeht. Auch das Akronym MURCS (MÜllerian duct aplasia, Renal dysplasia, Cervical Somite anomalies) ist im Sprachgebrauch verbreitet.
ORPHA:2578
Klassifizierungsebene: Subtyp der Störung- Synonym(e):
- Atypisches MRKH-Syndrom
- MRKH-Syndrom Typ 2
- MURCS-Assoziation
- Müller-Gang-Aplasie - Nierenaplasie - Dysplasie der zerviko-thorakalen Somiten
- Prävalenz: 1-9 / 100 000
- Erbgang: Autosomal-dominant oder Nicht anwendbar
- Manifestationsalter: Neugeborenenzeit, Vorgeburtlich, Jugendalter
- ICD-10: Q87.8
- OMIM: 601076
- UMLS: C1832817
- MeSH: -
- GARD: 5513
- MedDRA: -
Zusammenfassung
Epidemiologie
Das MRKH-Syndrom hat eine weltweite Inzidenz von 1/4500 weiblichen Lebendgeburten. Die Prävalenz des MRKH-Syndroms Typ 2 ist unbekannt.
Klinische Beschreibung
Das MRKH-Syndrom Typ 2 wird am häufigsten in der Adoleszenz diagnostiziert, da das erste Symptom meist eine primäre Amenorrhoe bei jungen Frauen ist, die eine ansonsten normale Entwicklung der sekundären Geschlechtsmerkmale und normale äußere Genitalien aufweisen. Den Betroffenen fehlen der Uterus und die oberen 2/3 der Vagina. Aufgrund der Fehlbildung werden Schwierigkeiten beim Geschlechtsverkehr berichtet. Bei Patientinnen mit Uterusresten können Beckenschmerzen auftreten. Da die Gebärmutter fehlt oder nicht funktionsfähig ist, können die Frauen keine Kinder gebären. Die Eierstöcke sind jedoch normal und funktionsfähig.Weitere assoziierte Fehlbildungen bei MRKH Typ 2 sind Fehlbildungen der oberen Harnwege (40 % der Fälle), einseitige Nierenagenesie (23-28 %), Ektopie einer oder beider Nieren (17 %), Nierenhypoplasie (4 %), Hufeisenniere und Hydronephrose. Skelettanomalien, hauptsächlich an der Wirbelsäule und weniger häufig im Gesicht und an den Gliedmaßen, werden ebenfalls berichtet. Zu den vorkommenden Wirbelsäulenfehlbildungen gehören Skoliose, isolierte Wirbelanomalien (asymmetrische, verschmolzene oder verkeilte Wirbel), isoliertes Klippel-Feil-Syndrom und/oder Sprengel-Deformität (siehe diese Termini), Rippenfehlbildung oder -agenesie und Spina bifida (siehe dort). Gesichts- und Gliedmaßenfehlbildungen sind vor allem Brachymesophalangie, Ektrodaktylie, duplizierter Daumen, fehlender Radius, atrio-digitale Dysplasie (Holt-Oram-ähnliches Syndrom) und Gesichtsasymmetrie. Schwerhörigkeit aufgrund von Fehlbildungen des Mittelohrs oder sensorineuralen Defekten wird in 10-25% der Fälle beobachtet. Herzfehlbildungen sind sehr selten, umfassen aber Lungenklappenstenose, Fallot-Tetralogie (s.dort), Holt-Oram-Syndrom oder velokardiofaziales Syndrom-ähnliche Phänotypen, Aortopulmonales Fenster oder Vorhofseptumdefekte.
Ätiologie
Die genaue Ätiologie des MRKH-Syndroms ist nach wie vor weitgehend unbekannt, auch wenn das Spektrum der aufgetretenen Fehlbildungen auf einen Entwicklungsdefekt des intermediären Mesoderms während der Embryogenese (bis zum Ende der 4. Woche des fetalen Lebens) hindeutet, der zu einer Veränderung des Blastemas der zervikothorakalen Somiten und der pronephrischen Gänge führt. Ursprünglich wurde angenommen, dass das MRKH-Syndrom sporadisch auftritt (unter Beteiligung von nicht-genetischen Faktoren oder Umwelteinflüssen). Es wurde jedoch nie ein Zusammenhang zwischen einer umweltbedingten Ursache und dem MRKH-Syndrom hergestellt. Die zunehmende Zahl publizierter familiärer Fälle und zahlreiche genetische Studien belegen nun die genetische Ursache des MRKH-Syndroms. Es wurden mehrere Chromosomenanomalien entdeckt, die mit der Krankheit assoziiert sind, z.B. kleine interstitielle Duplikationen in 1q21.1 und in Xpter-p22.32 oder Deletionen in 4q34-qter, 8p23.1, 10p14, 16p11.2, 17q12, 22q11.21 und Xq21.31. Diese genomischen Rearrangements betreffen zahlreiche Gene. Zu den putativen Kandidatengene gehören HNF1B (17q12), LHX1 (17q12), SHOX (Xp22.33 und Yp11.32), TBX6 (16p11.2) und ITIH5 (10p14). Die Phänotyp-Genotyp-Korrelationen sind jedoch nicht bekannt.
Genetische Beratung
Man ging davon aus, dass das MRKH-Syndrom (Typ 1 oder Typ 2) rein sporadisch auftritt, aber die familiären Fälle scheinen autosomal-dominant mit unvollständiger Penetranz und variabler Expressivität vererbt zu werden und in diesen Fällen kann eine genetische Beratung von Vorteil sein.
Detaillierte Informationen
Artikel für Fachleute
- Zusammenfassung
- Suomi (2015, pdf)
- Klinische Leitlinien
- Français (2021)
- Empfehlungen für den Gentest
- English (2011)
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