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Papillon-Lefèvre-Syndrom
Krankheitsdefinition
Das Papillon-Lefèvre-Syndrom (PLS) ist eine seltene ektodermale Dysplasie, und gekennzeichnet durch palmoplantare Keratosen, die mit früh einsetzender Periodontitis assoziiert sind.
ORPHA:678
Klassifizierungsebene: StörungZusammenfassung
Epidemiologie
Die Prävalenz wird auf zwischen 1/250.000 und 1/1.000.000 Personen geschätzt. Beide Geschlechter sind gleich häufig betroffen. Das PLS wird bei allen ethnischen Gruppen beobachtet.
Klinische Beschreibung
Diffuse palmoplantare Keratosen (siehe dort) mit erythematösen Plaques entwickeln sich zwischen dem ersten und vierten Lebensjahr, wobei die Fußsohlen in der Regel stärker betroffen sind als die Handflächen. Eine psoriasiforme Hyperkeratose kann auf die dorsalen Oberflächen der Hände und Füße übergreifen (transgrediente Ausbreitung) und es können auch, weniger häufig, Läsionen an den Extremitäten (Knie, Ellenbogen) beobachtet werden. Auf Hautläsionen folgt eine intensive Gingivitis, die rasch in eine Periodontitis mit alveolarer Knochenlysis des Milchgebisses progrediert. Die Hautläsionen werden durch Kälte und während Episoden schwerer Periodontitis verschlimmert. Während der Kindheit rekurriert die periodontale Erkrankung und führt zu raschen Verlust der zweiten Zähne. Gelegentlich wurde über Fälle von PLS mit milder und/oder spät einsetzender periodontaler Erkrankung berichtet. Das PLS wird bei der Hälfte der Patienten von einer erhöhten Anfälligkeit für kutane und systemische Infektionen (Furunkulose, Hautabszesse, Pyodermie, Hidradenitis suppurativa (siehe dort), Atemwegsinfektionen...) begleitet. Patienten können außerdem eine übelriechende Hyperhidrose, eine follikuläre Hyperkeratose, Nageldystrophie oder Verkalkungen der Dura aufweisen. In sehr seltenen Fällen wurde PLS assoziiert mit malignen Melanomen oder Plattenepithelkarzinomen beschrieben.
Ätiologie
Das PLS wird durch Mutationen im CTSC-Gen (11q14.2) verursacht, das Cathepsin C/ Dipeptidyl-Peptidase I kodiert, eine lysosomale Protease, die bei der Differenzierung und Abschuppung der Epidermis und bei der Aktivierung der Serinprotease in Immunzellen eine Rolle spielt. CTSC-Mutationen bedingen einen nahezu vollständigen Ausfall der Cathepsin-C-Aktivität, was offenbar zu einer Anfälligkeit für bestimmte virulente Pathogene führt. Es wird außerdem vermutet, dass weitere immun-vermittelte Störungen in der Immunabwehr an der Pathogenese des PLS beteiligt sein könnten.
Diagnostische Verfahren
Die Diagnose basiert auf den klinischen Symptomen. Eine Röntgenaufnahme des Gebisses zeigt eine Atrophie des Alveolarknochens. Leukozyten-Funktions-Tests ergeben Anomalien der Chemotaxis und Phagozytose der segmentkernigen Leukozyten. Hautbiopsiebefunde sind: Hyperkeratose mit fokaler Parakeratose, moderate perivaskuläre Infiltration, Hypergranulose und Akanthose. Die biochemische Analyse ergibt einen Verlust der CTSC-Aktivität. Die Diagnose wird durch einen Gentest bestätigt.
Differentialdiagnose
Die Differentialdiagnose umfasst zwei seltene Störungen, die allelische Varianten des PLS darstellen: das Haim-Munk-Syndrom (siehe dort) und die präpubertäre/aggressive Periodontitis. Zu den weiteren Erkrankungen mit ähnlichen dermatologischen Merkmalen gehören die lokalisierte epidermolytische palmoplantare Keratose Typ Vörner, die Meleda-Krankheit, das Howel-Evans-Syndrom, das Greither-Syndrom (siehe jeweils dort) und die Keratosis punctata.
Pränataldiagnostik
Eine pränatale Diagnose ist theoretisch möglich, wurde bislang jedoch noch nicht beschrieben.
Genetische Beratung
Die Krankheit wird autosomal-rezessiv vererbt. Den Eltern betroffener Kinder soll eine genetische Beratung angeboten werden. Das Wiederholungsrisiko für weitere Kinder beträgt 25%.
Management und Behandlung
Die Behandlung basiert auf oralen Retinoiden, die das palmoplantare Keratoderm abschwächen und die Alveolarknochenlysis verlangsamen. Antibiotika, zusammen mit Mundhygiene und der Verwendung von Mundspülungen, werden ebenfalls empfohlen, um die Progression der Periodontitis zu verlangsamen. Schließlich werden die Milch- oder bleibenden Zähne gezogen und durch Zahnimplantate ersetzt. Antibiotika werden auch zur Therapie rekurrierender Infektionen eingesetzt. Acitretin zeigt vielversprechende Ergebnisse bei der Behandlung von PLS.
Prognose
Trotz sorgfältiger Zahnpflege tritt bei allen Patienten schließlich zu Beginn des Erwachsenenalters Zahnlosigkeit auf. Die Lebenserwartung ist normal.
Für diese Krankheit ist eine Kurzbeschreibung in den folgenden Sprachversionen verfügbar: English (2012) Español (2012) Français (2012) Italiano (2012) Nederlands (2012) Polski (2012, pdf) Russian (2012, pdf) Suomi (2012, pdf)
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