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Jeune-Syndrom
Krankheitsdefinition
Das Jeune-Syndrom, auch asphyxiierende Thoraxdystrophie genannt, ist eine Kurzrippen-Dysplasie und gekennzeichnet durch engen Thorax, kurze Gliedmassen und radiologische Skelettanomalien, darunter den ''Dreizahn''-Aspekt der Acetabula und metaphysäre Veränderungen.
ORPHA:474
Klassifizierungsebene: Störung- Synonym(e):
- Asphyxiierende Thoraxdystrophie des Neugeborenen
- JATD
- Prävalenz: Unbekannt
- Erbgang: Autosomal-rezessiv
- Manifestationsalter: Neugeborenenzeit, Vorgeburtlich
- ICD-10: Q77.2
- ICD-11: LD24.B1
- OMIM: 208500 611263 613091 613819 614376 615630 615633 616300 617088
- UMLS: C0265275
- MeSH: C537571
- GARD: 3049
- MedDRA: 10057621
Zusammenfassung
Epidemiologie
Schätzungen der Prävalenz bei Geburt liegen bei 1-5:500.000.
Klinische Beschreibung
Das Syndrom ist vor und bei der Geburt erkennbar. In seltenen Fällen besteht auch eine postaxiale Polydaktylie. Der enge Thorax verursacht Atemstörungen und kann mit dauerhaften Symptomen von Seiten der Atemwege verbunden sein. Einige Fälle haben einen schweren, andere einen benignen Verlauf. Die Wachstumsgeschwindigkeit ist unterschiedlich verlangsamt, kann aber auch fast normal sein. Selten, und dann in allen Altersstufen, treten Leber-und Nierenversagen (Leberfibrose oder Nephronophthise), auf. Auch Pigmentdegeneration der Netzhaut wird beschrieben. Die intellektuelle Entwicklung ist normal.
Ätiologie
Das Syndrom wird autosomal-rezessiv vererbt. Die molekularen Ursachen des Syndroms sind teilweise aufgeklärt, die folgenden Gene wurden beteiligt gefunden: IFT80 (3q25.33), DYNC2H1 (11q22.3), WDR19 (4p14) und TTC21B (2q24.3). Jedes dieser Gene kodiert für ein Flagellen- Transportprotein, d.h., das Jeune-Syndrom gehört zur Gruppe der Ziliopathien. Eventuell sind auch noch weitere, bisher nicht identifizierte Gene beteiligt.
Diagnostische Verfahren
Zur Diagnose führen die radiologischen Befunde: Die Rippen sind kurz, und das Becken hat eine abnorme Morphologie (horizontales Dach der Acetabula und 'Dreizahn'-Aspekt durch mediane Protrusion und zwei laterale Sporne. Die Hände sind normal oder kurz, die Phalangen haben eventuell Zapfenepiphysen.
Differentialdiagnose
Differentialdiagnosen sind die Thorax-Kehlkopf-Becken-Dysplasie, Ellis-van Creveld-Syndrom, Sensenbrenner-Syndrom und paternale uniparenterale Disomie des Chromosoms 14.
Pränataldiagnostik
Bei bekannter ursächlicher Mutation ist eine vorgeburtliche molekulare Diagnostik möglich, in den übrigen Fällen kann die Krankheit pränatal nur durch sorgfältige Sonographie diagnostiziert werden.
Genetische Beratung
Für diese autosomal-rezessiv vererbte Krankheit besteht nach der Geburt eines betroffenen Kindes in jeder weiteren Schwangerschaft ein Wiederholungsrisiko von 25 %.
Management und Behandlung
Die Behandlung besteht in der Versorgung der Atemwegs-Infektionen, die mit schweren Komplikationen verbunden sein können. Nieren- und Leberfunktion und der Augenhintergrund sollen regelmäßig kontrolliert werden.
Prognose
Abhängig von Funktionsstörungen der inneren Organe ist die Prognose sehr unterschiedlich. Das Risiko für schwere Komplikationen der Atemwege nimmt nach dem zweiten Lebensjahr ab.
Detaillierte Informationen
Artikel für Fachleute
- Zusammenfassung
- Greek (2011, pdf)
- Polski (2011, pdf)
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