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Smith-Magenis-Syndrom
Krankheitsdefinition
Das Smith-Magenis-Syndrom (SMS) ist eine komplexe genetische Erkrankung mit unterschiedlich schwerem intellektuellem Defizit, Schlafstörungen, kraniofazialen Anomalien, Skelettfehlbildungen, psychiatrischen Auffälligkeiten und verzögerter sprachlicher und motorischer Entwicklung.
ORPHA:819
Klassifizierungsebene: StörungZusammenfassung
Für diese Krankheit ist ein aktuellere Kurzbeschreibung in der englischen Version verfügbar
Epidemiologie
Die Prävalenz des SMS wird auf 1:15.000 bis 1:25.000 geschätzt. Das SMS wurde weltweit in allen Ethnien beschrieben, wird aber wahrscheinlich zu selten diagnostiziert. Beide Geschlechter sind gleich betroffen.
Klinische Beschreibung
Kraniofaziale Merkmale sind Brachyzephalie, Balkonstirn, Hypertelorismus, Synophrys, schräg nach oben verlaufende Lidspalten, Mittelgesichtshypoplasie, breites quadratisch geformtes Gesicht, flacher Nasenrücken und im Säuglingsalter evertierte zeltförmige Oberlippe und Mikrogenie. Gebissanomalien sind Zahnagenesie und Taurodontie. Junge Patienten sind im allgemeinen kleinwüchsig, die Erwachsenengröße ist in typischen Fällen normal. Übergewicht und/oder Adipositas sind bei Teens und Erwachsenen häufig. Veränderungen am Skeletts sind Wirbelanomalien, Skoliose, eingeschränkte Beweglichkeit des Ellenbogengelenks, Brachydaktylie, Kleinfinger-Klinodaktylie, Syndaktylie der 2. und 3. Zehe, persistierende fetale Fingerpolster und Polydaktylie. Häufige Symptome im HNO-Bereich sind velo-pharyngeale Insuffizienz, tiefe und rauhe Stimme, Stimmbandknötchen und Polypen. Das Ausmaß der Schwerhörigkeit (60% der Patienten) ist unterschiedlich und reicht von leicht bis moderat. Augensymptome (>60%) sind Myopie, Irisanomalien und (oft durch riskantes Verhalten ausgelöste) Netzhautablösung. Häufig bestehen leichtes bis moderates intellektuelles Defizit, signififante Sprachverzögerung, verminderte Schmerzempfindlichkeit, periphere Neuropathie, charakteristische Schlafstörungen und unangepasstes Verhalten (Temperamentausbrüche/Wutanfälle, Suche nach Aufmerksamkeit, Aggression, Unfolgsamkeit, Zerfahrenheit und Selbstverletzung). Organfehlbildungen (30-40%) betreffen Herz, Nieren, Harnwege und Anomalien des ZNS. Das SMS ist typisch eine sporadische Erkrankung.
Ätiologie
Ursache ist in 90% eine 17p11.2-Deletion unter Einschluss des RAI1-Gens und in 10% eine Mutation in diesem Gen.
Diagnostische Verfahren
Zur Diagnose führen der initiale klinische Verdacht und die danach veranlasste molekulare Analyse des genetischen Defektes.
Differentialdiagnose
Differentialdiagnosen sind Down-Syndrom, Williams-Syndrom, Mikrodeletionssyndrom 2q37, Prader-Willi-Syndrom, 22q11-Deletion-Syndrom, Sotos-Syndrom und 9q34-Deletion-Syndrom.
Pränataldiagnostik
Nahezu alle (aber nicht alle) Fälle sind in der Familie Einzelfälle, in den folgenden Schwangerschaften soll deshalb eine vorgeburtliche Diagnostik angeboten werden. Wenn beim Patienten eine Deletion gefunden wurde, wird empfohlen, die Chromosomen der Eltern zu untersuchen, um Translokationen oder andere Rearrangements auszuschließen, die das Wiederholungsrisiko beeinflussen könnten. Das Risiko für Kinder von Betroffenen, ein SMS zu erben, beträgt 50%.
Management und Behandlung
Für die Behandlung der Patienten ist die sorgfältige Beurteilung der kognitiven und körperlichen Entwicklung, der Verhaltensdefizite und der Schwere der systemischen Veränderungen und Organfehlbildungen notwendig. Die Behandlung ist symptomatisch und besteht neben der Gabe von Psychotropika für verbesserte Aufmerksamkeit, zur Verringerung der Hyperaktivität und zur Stabilisierung des Verhaltens in der Behandlung der Schlafstörungen. Bisher hat sich kein Behandlungsschema als durchgehend wirksam erwiesen. Durch sorgfältige neurologische Kontrollen, einschließlich EEG, sollen mögliche subklinische Krampfanfälle erfasst werden. Empfohlen wird die psychosoziale Unterstützung und Beratung der Familie.
Prognose
Die Prognose wird durch das Alter bei der Diagnose, durch die Schwere der Symptome und durch die Eignung therapeutischer Interventionen bestimmt. Daten über die Lebenserwartung sind noch nicht ausreichend, einige Patienten sind aber älter als 80 Jahre geworden.
Für diese Krankheit ist eine Kurzbeschreibung in den folgenden Sprachversionen verfügbar: English (2020) Español (2020) Français (2020) Nederlands (2020) Italiano (2011) Português (2011) Greek (2011, pdf) Suomi (2020, pdf) Polski (2011, pdf) Russian (2021, pdf)
Detaillierte Informationen
Allgemeine Öffentlichkeit
- Artikel für die allgemeine Öffentlichkeit
- Français (2012, pdf) - Orphanet
- Svenska (2021) - Socialstyrelsen
Leitlinien
- Notfallleitlinien
- Français (2011, pdf) - Orphanet Urgences
- Italiano (2011, pdf) - Orphanet Urgences
- Klinische Leitlinien
- Français (2021) - PNDS
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Übersichtsartikel
- Review-Artikel (Klinischen Genetik)
- English (2008, pdf) - Eur J Hum Genet
- English (2022) - GeneReviews
Behinderung
- Funktionelle Einschränkungen
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- Español (2018, pdf) - Orphanet


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