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MERRF
ORPHA:551
Klassifizierungsebene: StörungZusammenfassung
Das MERRF-Syndrom, die Myoklonus-Epilepsie mit 'ragged red fibers', ist eine mitochondriale Enzephalomyelopathie, charakterisiert durch myoklone zerebrale Anfälle. Die Prävalenz in der europäischen Allgemeinbevölkerung wurde zu 0,9:100.000 bestimmt. In den USA scheint die Krankheit häufiger zu sein. Die Patienten kommen in der Regel in der Adoleszenz oder im frühen Erwachsenenalter mit einer Myoklonus-Epilepsie zur Beobachtung, mögliche weitere Symptome sind sensorisch-neurale Schwerhörigkeit, Optikusatrophie, Minderwuchs oder periphere Neuropathie. Bei einigen wenigen Fällen wurden Lipomatose, Kardiomyopathie, Pigment-Retinopathie, Ophthalmoplegie und/oder Pyramidenzeichen beschrieben. Die Krankheit verläuft progredient: Die Epilepsie verschlechtert sich, und als zusätzliche Symptome treten Ataxie, Schwerhörigkeit, Muskelschwäche und Demenz auf. Magnetresonanz-Bildgebung zeigt im Hirn Rindenatrophie, Verkalkungen der Basalganglien und Leukodystrophie. Die klinischen Symptome sind von Patient zu Patient verschieden, sowohl innerhalb einer Familie als auch zwischen den Familien. Ursache des MERRF-Syndroms sind Mutationen der mitochondrialen DNA. Mehr als 80% der Patienten tragen die Mutation 8344A>G im MTTK-Gen, das für die Lysin-Transfer-RNA (tRNA Lys) kodiert. Die übrigen Mutationen liegen in Genen für andere tRNAs oder im MTND5-Gen für die Untereinheit ND5 des Atemketten-Komplexes I. Sie können ein sog. MERRF/MELAS-'overlap'-Syndrom verursachen, bei dem die Patienten (wie bei MELAS) auch unter Schlaganfall-ähnlichen Episoden leiden. Die Diagnose eines MERRF-Syndroms beruht auf dem Nachweis abnorm erhöhter Laktatspiegel im Blut oder noch häufiger im Liquor und auf folgenden Befunden in der Muskelbiopsie: Cytochrom-c-Oxidase-negative Muskelfasern und 'ragged red fibers' (rote, unregelmäßig begrenzte Muskelfasern). Biochemisch kann oft ein Cytochrom-c-Oxidase-Mangel oder ein kombinierter Atemkettendefekt nachgewiesen werden. Bei diesen Untersuchungen muß immer an die Heteroplasmie (Koexistenz mutierter und einem Rest normaler mitochondrialer DNA) gedacht werden. Der Anteil mutierter DNA kann von Gewebe zu Gewebe sehr unterschiedlich sein. Allerdings ist er beim MERRF-Syndrom in allen Geweben meist sehr hoch (> 90%), nach der Mutation kann deshalb auch im Blut gesucht werden. Die Heteroplasmie erschwert die genetische Beratung ganz erheblich. Die Mutationen der mitochondrialeter Atemkettendefekt nachgewiesen werden. Bei diesen Untersuchungen muß immer an die Heteroplasmie (Koexistenz mutierter und einem Rest normaler mitochondrialer DNA) gedacht werden. Der Anteil mutierter DNA kann von Gewebe zu Gewebe sehr unterschiedlich sein. Allerdings ist er beim MERRF-Syndrom in allen Geweben meist sehr hoch (> 90%), nach der Mutation kann deshalb auch im Blut gesucht werden. Die Heteroplasmie erschwert die genetische Beratung ganz erheblich. Die Mutationen der mitochondrialen DNA werden maternal vererbt. Ein betroffener Mann kann die Krankheit nicht vererben. Die Mutation wird in der maternalen Linie vererbt, aber es kann nicht angegeben werden, wieviel Prozent der Nachkommen erkranken. Ein höherer Anteil mutierter DNA im Blut der Mutter bedingt zwar ein höheres Risiko, ein Kind mit schwerem Phänotyp zu bekommen, aber es sind viele Beispiele extremer Segregation von der Mutter zum Kind bekannt geworden. Deshalb ist eine individuell verläßliche genetische Voraussage nicht möglich. Schließlich wird die vorgeburtliche Diagnostik aus theoretischen Gründen behindert, nämlich wegen der Möglichkeit, dass sich die Gewebe im Anteil mutierter DNA unterscheiden. Wie bei anderen mitochondrialen Enzephalomyelopathien gibt es auch für MERRF keine spezifische Behandlung. Zerebrale Krämpfe können mit konventionellen Antikonvulsiva behandelt werden, aber Valproinsäure soll sorgfältig und nur gleichzeitig mit L-Carnitin angewendet werden. Da angemessene klinische Studien fehlen, kann keine Aussage über bisher vorgeschlagene Supportiva, z.B. Coenzym Q10 (und sein Analogon Idebenon), Carnitin u.a. gemacht werden. Im allgemeinen hat das MERRF-Syndrom wegen seiner Progredienz eine schlechte Prognose. Der Schweregrad ist aber sehr unterschiedlich, und einige Patienten, vor allem solche ohne zerebrale Symptome, leben länger und mit nur geringer Behinderung.
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