Eine klinische Studie ist eine medizinische Studie, die Auskunft über die Wirkung eines neuen oder bereits existierenden Medikamentes, eines biologischen Verfahrens oder eines medizintechnischen Gerätes bezüglich der Behandlung oder Heilung einer bekannten Krankheit geben soll. Durch den Vergleich von zwei oder mehreren Gruppen von Teilnehmern, die zwei oder mehreren Behandlungsmethoden unterworfen werden, soll das Hauptziel einer klinischen Studie erreicht werden, welches darin besteht, die Effektivität eines Medikamentes oder einer Behandlung zu definieren.
Klinische Studien werden sorgfältig und unter Beachtung strenger ethischer Grundlagen durchgeführt, um Patienten vor unerwünschten Nebenwirkungen zu schützen und um eine akkurate Auswertung der Versuchsergebnisse zu gewährleisten.
Nachfolgend werden vier Grundsatzkriterien einer klinischen Studie aufgeführt :
Alle klinischen Studien basieren auf der genauen Einhaltung eines gut definierten und schriftlich verfassten Protokolls.
Die Methoden, die in der Studie zur Anwendung kommen, müssen genau beschrieben sein. Alle Protagonisten der Studie werden aufgeführt :
der Sponsor, der Studienverantwortliche und die teilnehmenden Personen. Das Protokoll gibt Auskunft über die verschiedenen vorgesehenen Testmethoden der Studie und die angewandten Bewertungskriterien, die für alle Teilnehmer der Studie gleich sind und den Leitlinien der 'guten klinischen Praxis' entsprechen müssen. In jeder Studienphase kann über eine Evaluation die Beurteilung der Effizienz (und Toleranz) eines Wirkstoffs erfolgen. Diese Einschätzung soll leicht durchführbar, reproduzierbar und sensitiv genug sein, um auch geringe Schwankungen aufzudecken. Die hierzu genutzten Bedingungen und Techniken sind standarisiert, die Messwerte werden für jeden Beteiligten zur gleichen Zeit erhoben.
Die vorrangigen Ziele einer klinischen Studie beziehen sich auf die Erforschung der Verträglichkeit, Toleranz und Effektivität eines Medikamentes.
Was bedeutet Toleranz in diesem Zusammenhang ?
Eine aktive Substanz kann per Definition eine 'potentiell schädliche Wirkung' aufweisen. Missbräuchliche Nutzung kann relativ geringe Wirkung aufweisen (Schwindelgefühle, Übelkeit, trockener Mund) oder zu schwerwiegenden Erscheinungen (Herzerkrankungen, Blutarmut, Störungen der Blutgerinnung) führen. Ein neuer Wirkstoff wird nur dann an Menschen getestet, wenn toxikologische und pharmakologische Unersuchungen an Labortieren im Vorfeld erfolgreich durchgeführt wurden.
Ist das Medikament effektiv ?
Wenn ein Symptom verschwindet, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass das Medikament effektiv ist. Die Erholung oder Verbesserung von einem Krankheitszeichen kann andere Ursachen haben: Den natürlichen Verlauf der Erkrankung, eine Nebenerkrankung, der Effekt einer anderen Therapie oder ein Placebo-Effekt.
Klinische Studien zur Erforschung eines neuen Moleküls werden normalerweise in drei verschiedene Phasen aufgeteilt, die mit zunehmender Anzahl von Patienten einhergehen. Wenn ein Wirkstoff schon für eine andere Indikation bekannt ist, wird Phase I übersprungen.
Studien der sogenannten Phase IV sind am zeitaufwendigsten und beginnen erst, nachdem ein Medikament auf dem Markt ist ('Post Marketing Studies'). Hierbei werden Daten über mögliche Nebenwirkungen und pharamzeutische Eigenschaften erhoben, die während den ersten drei Studienphasen noch nicht beobachtet werden konnten.
Phase I :
Ein vorangige Ziel dieser Phase besteht darin, die Verträglichkeit eines Wirkstoffs nachzuweisen, und seine pharmakogenetischen Eigenschaften zu erforschen (z. B. was passiert mit dem aufgenommenen Wirkstoff im Körper: Ablauf von Absorption, Metabolismus, Eliminierung und Exkretion).
Diese Studien sind meist sehr kurz (Zeitdauer von einigen Tagen bis Monaten) und umfasssen eine geringe Anzahl gesunder Freiwilliger (Personen ohne Erkrankung, die an der Studie teilnehmen wollen). Während der Versuchsphase werden sie stationär aufgenommem, um ein bessere Überwachung zu gewährleisten. Das Ziel liegt einerseits in der Bestimmung der maximalen Dosis-Toleranz-Grenze, andererseits in der Erfassung der Nebenwirkungen bei Dosiserhöhungen.
Ungefähr 70 % der geprüften Wirkstoffe schliessen Phase I erfolgreich ab.
Phase II :
Diese Studienphase kann sich über einen Zeitraum von einigen Monaten bis zu 2 Jahren erstrecken und umfasst eine kleine homogene Gruppe von Patienten (Anzahl zwischen 10 bis 40 Personen).
Diese Studienphase soll Auskunft über die Wirksamkeit des Produkts geben. Die Untersuchungen der Phase II dienen zur Ermittlung der kleinsten effektiven Dosis und zur Bestimmung der optimalsten Dosierung.
Nur ein Drittel der Wirkstoffe schliessen Phase I und Phase II erfolgreich ab.
Phase III :
In dieser Phase werden vergleichende Studien an einigen hundert Patienten durchgeführt. Der Vergleich basiert auf einem randomisierten Behandlungsverfahren. Es handelt sich dabei um Doppel-Blind-Studien.
Das zu untersuchende Medikament wird im Vergleich zu einem placebo, oder einem Referenzmedikament im Rahmen einer therapeutischen Indikation getestet. Die Phase III erlaubt den Forschern eine Aussage über die Verträglichkeit und wirksamkeit des Produkts zu treffen und somit das Nutzen/Risiko-Verhältnis des Medikamentes zu bestimmen.
Diese großangelegten Studien sind meist auf mehrere Jahre ausgerichtet. Basierend auf den Versuchsergebnissen der Phase III kann von der pharmazeutischen Industrie ein Antrag auf Marktzulassung bei den entsprechenden Behörden gestellt werden.
Von den Produkten, die Phase III erfolgreich durchlaufen haben, sind ca. 70-90 % Kandidaten für eine Marktzulassung.
Phase IV (nach Marktzulassung) :
In der Phase-IV-Studie, also nach der Zulassung eines Medikamentes, wird die Medikamentenwirkung und Verträglichkeit weiter abgesichert. Diese Studien verbessern die Kenntnisse über das Medikament durch :
Weiterführende Studien dieser Art liefern der pharmazeutischen Industrie die notwendigen Argumente, um alle fünf Jahre eine neue Marktzulassung beantragen zu können.
In einer therapeutischen Studie ist ein Placebo (lateinisch 'ich werde gefallen') eine Substanz, die dem zu testenden Medikament ähnelt, aber keinen Wirkstoff enthält. Der potentielle Effekt, den ein Placebo auslösen könnte, ist also nicht durch den Wirkstoff bedingt.
Während des Versuchs wird ein Medikament mit einem anderen Behandlungsmethode verglichen. Sollte keine Referenzbehandlung existieren oder verfügbar sein, so wird die Wirkung des neuen Medikamentes mit der eines Placebos verglichen. Ein Teil der Testpersonen erhält den aktiven Wirkstoff, ein anderer Teil erhält das Placebo.
Der Placebo-Effekt bezeichnet den Unterschied zwischen den tatsächlich beobachteten Änderungen (dem gemessenen globalen therapeutischen Effekt) und den aufgrund des pharmazeutischen Effekts (spezifische Wirksamkeit oder pharmakodymnamischer Effekt) zugeordneten Behandlungserfolges.
Die Evaluation eines therapeutischen Prozesses wird üblicherweise durch eine komparative (vergleichende) Studie ermöglicht: Die beiden Gruppen unterscheiden sich nur hinsichtlich der vorgeschriebenen Behandlungsform (aktiver Wirkstoff versus Placebo). Dieses Studienverfahren korrespondiert normalerweise mit der dritten Versuchsphase (Phase III).
Insbesondere die Rekrutierung von Patienten bei einer vergleichenden Studie ist schwierig, da die Teilnehmer eine homogene Gruppe bilden müssen, die durch spezifische Kriterien definiert ist: Sie müssen von der gleichen Krankheit betroffen sein und ähnliche Symptome aufweisen. Je seltener eine Krankheit ist, desto schwieriger ist es, entsprechende Teilnehmer zu finden. Aus diesem Grund werden Studien häufig in Zusammenarbeit von Forschergruppen verschiedener Forschungseinrichtungen durchgeführt (sog. Multizenterstudien).
Die Teilnehmer einer komparativen Studie werden in zwei Gruppen aufgeteilt, die jeweils eine andere Behandlung erhalten :
Eine kontrollierte Studie erlaubt wissenschaftliche Objektivität. Eine der Kontrollmethoden beruht auf dem Prinzip der Randomisierung, die eine zufällige Verteilung der Patienten in die verschiedenen Gruppen erlaubt. Wissenschaftlich ausgedrückt nennt sich das dann 'Randomisierte Kontrollierte Studie'.
Eine Blindstudie ist ein Testverfahren, bei dem die Teilnehmer nicht wissen, zu welcher Gruppe sie gehören: entweder zu der Gruppe, die das neue Medikament erhält oder zu der Kontrollgruppe. Die an dieser Studie beteiligten Patienten wissen also nicht, welche Behandlung sie erhalten.
Während einer Doppelblind-Studie weiß weder der Patient, noch das betreuende Ärzteteam, welche Behandlungform bei den Patienten angewendet wird. Auf diesem Wege kann der 'Faktor Mensch', der die Ergebnisse einer Studie beeinflussen könnte, eleminiert werden. Eine Offenlegung der Verteilung ist nötigenfalls ebenfalls möglich.
Dieser Studientyp ist der einzig anerkannte wissenschaftliche Verfahrensweg, der Forschern erlaubt, eindeutige Rückschlüsse auf die Wirksamkeit des zu prüfenden Produktes zu schliessen, unabhängig vom Placebo-Effekt. Nichtsdestotrotz kommt dieser Studientyp nicht immer zur Anwendung (sehr komplexe Organisation, teilweise kann kein Placebo genutzt werden).
Bevor ein klinisches Testverfahren beginnen kann, benötigt der Sponsor die Einverständniserklärungen aller Teilnehmer. Über die Einverständniserklärung wird sichergestellt, dass jeder Teilnehmer ausreichend informiert ist und freiwillig an der klinischen Studie teilnimmt. Bevor die Teilnehmer ihre Einverständniserklärung unterzeichnen, müssen sie über folgende Fakten aufgeklärt werden :
Diese Informationen werden mündlich mitgeteilt und außerdem in schriftlicher Form an den Patienten ausgehändigt, der seine Einverständnis zur Studie erklärt. Darüber hinaus ist während der Interviews immer ein Arzt anwesend, der alle aufkommenden Fragen beantworten kann.
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