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Kabuki-Syndrom
Krankheitsdefinition
Das Kabuki-Syndrom (KS), ein Syndrom mit multiplen kongenitalen Anomalien, ist gekennzeichnet durch typische Gesichtsmerkmale, Skelettanomalien, milde bis moderate intellektuelle Behinderung und postnatalen Kleinwuchs.
ORPHA:2322
Klassifizierungsebene: StörungZusammenfassung
Für diese Krankheit ist ein aktuellere Kurzbeschreibung in der englischen Version verfügbar
Epidemiologie
Das KS wurde zuerst in Japan beschrieben, ist jetzt aber in allen ethnischen Gruppen beobachtet worden. Die Prävalenz wird auf etwa 1:32.000 geschätzt.
Klinische Beschreibung
Das KS hat ein breites und unterschiedliches klinisches Spektrum. Kranio-faziale Merkmale sind verlängerte Lidspalten mit Eversion des äußeren Drittels des Unterlides; bogenförmige breite Augenbrauen, die im lateralen Drittel spärlich oder eingekerbt sind; kurze Columella mit flacher Nasenspitze; große, abstehende oder becherförmige Ohren; Lippen-Gaumen-Spalte oder hoher Gaumen und Zahnanomalien. Die Kinder können bei der Geburt noch normal groß sein, ihr Wachstum ist aber bald nach der Geburt verzögert und es entwickelt sich eine Gedeihsstörung unterschiedlicher Schwere. Eine Mikrozephalie ist nicht immer vorhanden. Anomalien des Skelettsystems sind: Brachydaktylie V, Brachymesophalangie, Klinodaktylie der fünften Finger, Wirbelsäulen-Anomalien und überstreckbare oder dislozierte Gelenke. Ein anderes Kardinalzeichen des KS sind dermatoglyphische Anomalien mit Persistenz der fetalen Fingerspitzenpolster. Bei fast allen Patienten besteht ein mildes bis moderates intellektuelles Defizit, mögliche neurologische Symptome sind Muskelhypotonie oder Krampfanfälle. Häufig ist die Entwicklung global verzögert. Beschrieben wurden auch autistoide Merkmale und Hyperaktivität. Häufig besteht eine Schwerhörigkeit, die entweder sensorisch-neurale Ursachen hat oder die Folge von chronischer Otitis media (bei kranio-fazialen Fehlbildungen oder Infektionsneigung) ist. Gelegentlich werden auch am Auge Befunde erhoben: Blaue Skleren, Strabismus, Ptose, Kolobom und Anomalien der Kornea. Häufig bestehen angeborene Herzfehler, darunter linksseitige obstruktive Läsionen oder Septumdefekte. Fehlbildungen der Nieren und Harnwege sind weniger häufig (etwa 25 %). Bei Mädchen kann eine prämature Thelarche auftreten. Hauptsächlich bei Adoleszenten wurden Funktionsstörungen des Immunsystems mit Autoimmun-Krankheiten und erhöhter Infektionsneigung beschrieben.
Ätiologie
Das KS ist in 45-80 % der Fälle mit Mutationen im MLL2-Gen (12q12-q14) assoziiert. In einigen wenigen Fällen wurden Deletionen im KDM6A-Gen (Xp11.2) beschrieben.
Diagnostische Verfahren
Klinische diagnostische Kriterien für das KS sind nicht etabliert. Die Diagnose basiert auf der klinischen Beobachtung von fünf Kardinalbefunden: (I) kranio-faziale Symptome; (ii) postnatale Wachstums-Retardierung; (iii) Skelettanomalien; (iv) Persistenz der fetalen Fingerpolster und (v) intellektuelle Behinderung. Die Diagnose kann in einem Teil der Fälle durch molekulare Analyse bestätigt werden.
Differentialdiagnose
Differentialdiagnosen des KS sind: CHARGE-Syndrom, Branchio-oto-renales Syndrom, Ehlers-Danlos-Syndrom (hypermobile Form), Hardikar-Syndrom, IRF6-abhängige Krankheiten und 22q11-Deletions-Syndrom. Klinische Zeichen verschiedener Chromosomenanomalien überschneiden sich mit dem klinischen Spektrum des KS.
Pränataldiagnostik
Eine vorgeburtliche Diagnostik ist möglich wenn die ursächliche Mutation bekannt ist.
Genetische Beratung
Das KS tritt in den meisten Fällen sporadisch auf, kann aber auch autosomal-dominant vererbt werden.
Management und Behandlung
Die Betreuung der KS-Patienten zielt auf die Symptome; z.B. können Kleinkinder mit Fütterproblemen durch Legen einer Gastrostomie-Sonde versorgt werden. Die Patienten profitieren von jährlichen Kontrollen des Hörens und Sehens und von routinemäßigen Untersuchungen der Zähne. Bei abnormen immunologischen Befunden, oder wenn der Patient rezidivierende Infektionen hat, soll ein Immunologe hinzugezogen werden.
Prognose
Trotz signifikanter Morbidität ist die Prognose immer noch günstig. Die Lebenserwartung wird z. T. durch Komplikationen von Seiten des Herzens und Immunsystems bestimmt.
Detaillierte Informationen
Artikel für die allgemeine Öffentlichkeit
Artikel für Fachleute
- Zusammenfassung
- Greek (2012, pdf)
- Suomi (2012, pdf)
- Polski (2012, pdf)
- Leitlinien Anaesthesiologie
- Czech (2015)
- English (2015)
- Italiano (2015)
- Review-Artikel (Klinischen Genetik)
- English (2021)
- Funktionelle Einschränkungen
- Français (2018, pdf)
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