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Felty-Syndrom
Krankheitsdefinition
Das Felty-Syndrom (FS), auch als 'super-rheumatoide' Krankheit bekannt, ist eine schwere Form der rheumatoiden Arthritis (RA; siehe dort) und gekennzeichnet durch die Trias RA, Splenomegalie und Neutropenie mit resultierender Anfälligkeit für bakterielle Infektionen.
ORPHA:47612
Klassifizierungsebene: StörungZusammenfassung
Epidemiologie
Geschätzt etwa 1-3% der RA-Patienten haben 10-15 Jahre nach Krankheitsbeginn ein FS. Das FS ist in der afro-amerikanischen Bevölkerung selten.
Klinische Beschreibung
Das FS ist etwa dreimal häufiger bei Frauen im 3.-5. Lebensjahrzehnt (Männer erkranken früher). Charakteristisch ist eine chronische Arthritis mit schwerer Destruktion der Gelenke, bei nur moderater oder ganz fehlender Gelenksentzündung und schweren extra-artikulären Veränderungen. Am häufigsten betroffen sind Knie, Hand- und Fußgelenk und die metakarpo-phalangealen und proximalen interphalangealen Gelenke. Weniger häufig sind den Gelenke der Körperachse betroffen. Ein charakteristisches Merkmal der Krankheit ist die symmetrische Beteiligung der Gelenke. Hepato-Splenomegalie und Lymphadenopathie sind häufig. Andere extra-artikuläre Symptome des FS sind Episkleritis, Vaskulitis, Pleuritis, Lungenfibrose, Rheuma-Knötchen, Neuropathie, Ulcera cruris, hypopigmentierte Haut (meist an der Streckseite der Beine), Anämie und Gewichtsverlust. Das ungünstigste Symptom des FS ist die Neutropenie, die zu vermehrten bakteriellen Infektionen (am häufigsten Haut, Mund und obere und untere Atemwege) prädisponiert. Selten wird das FS durch Neutropenie bei einem RA-Patienten erkannt. Das FS kann in Verbindung mit anderen Autoimmun-Krankheiten auftreten: Sjögren-Syndrom, Vaskulitis und systemischer Lupus erythematodes (SLE) (siehe diese Termini).
Ätiologie
Die Pathophysiologie des FS ist noch wenig geklärt. Als zugrundeliegender Mechanismus wird eine Autoimmun-Antwort gegen Antigene der Neutrophilen vermutet: Die häufigen Infektionen stimulieren eventuell eine Antwort der Neutrophilen mit De-Iminierung der Histone und Ausstoßung von Chromatin aus der Zelle. Dieses extrazelluläre Chromatin-Fibrillemnetz der Neutrophilen (neutrophil extracellular chromatin traps; NETs) enthält de-iminierte Histone in einem Komplex mit bakteriellen Adjuvantien und löst sehr wahrscheinlich die Produktion von Autoantikörpern gegen de-iminierte Histone aus. Diese Autoantikörper oder ihre Immunkomplexe stimulieren die Neutrophilen zusätzlich und schließen dadurch einen sich selbst erhaltenden Zirkel, der die Verarmung an reifen Neutrophilen vorantreibt. Besonders bei FS-Patienten treten solche Autoantikörper gegen de-iminierte Histone gehäuft auf. Etwa 95 % der FS-Patienten tragen das Klasse II-MHC-Allel HLA-DR4. Dieses Allel ist bei Afro-Amerikanern selten.
Diagnostische Verfahren
Zur Diagnose des FS führen die körperliche Untersuchung, ein vollständiges Blutbild mit den Befunden Leukopenie, Neutropenie und Thrombozytopenie, hohe Serumstiter von Antikörpern gegen Rheumafaktoren, antinukleäre Antikörper, Anti-Histon-Antikörper und positives HLA-DR4. Die mikroskopische Analyse einer Milzbiopsie zeigt vergrößerte Keimzentren in den Follikeln und Infiltration mit Neutrophilen und Makrophagen. Radiologisch sind schwere Gelenk-Destruktionen nachweisbar.
Differentialdiagnose
Das FS unterscheidet sich von der RA durch eine schwerere Arthritis und extra-artikuläre Symptome. Weitere Differentialdiagnosen des FS sind: Leukämie mit großen granulierten Lymphozyten (LGL; bei einer Assoziation mit RA als Pseudo-Felty bezeichnet), RA, systemischer Lupus erythematodes (SLE), Still-Krankheit (siehe diese Termini), Gelenk-Brucellose und chronische bakterielle Endokarditis.
Management und Behandlung
Die Therapie des FS ist schwierig. Die Standardbehandlung richtet sich gegen die zugrunde liegende RA, mit dem zusätzlichen Ziel einer Behandlung der Neutropenie und der rezidivierenden Infektionen. Anwendung finden hierbei verschiedene krankheitsmodifizierende antirheumatische Medikamente (Sulfasalazin und Hydroxychloroquin) und Methotrexat. Um die Zahl der Neutrophilen anzuheben, wurden rekombinante granulopoetische Wachstumsfaktoren (G-CSF) angewendet. Bei therapieresistenten Fällen kann an eine Splenektomie gedacht werden, als Therapie der zweiten Wahl findet Rituximab (RTX) Anwendung.
Prognose
Die Prognose des FS ist ungünstig, die rezidivierenden Infektionen bedingen eine erhöhte Mortalität.
Zusatzinformationen