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Allan-Herndon-Dudley-Syndrom
Krankheitsdefinition
Das Allan-Herndon-Dudley-Syndrom (AHDS) ist ein X-chromosomales Syndrom mit Intelligenzminderung und neuromuskulärer Beteiligung, gekennzeichnet durch infantile Hypotonie, Muskelhypoplasie, spastische Paraparese mit dystonischen/athetischen Bewegungen und schwere kognitive Defizite.
ORPHA:59
Klassifizierungsebene: Störung- Synonym(e):
- AHDS
- MCT8-Mangel
- Monocarboxylat-Transporter 8-Mangel
- X-chromosomale Intelligenzminderung mit Hypotonie
- Prävalenz: <1 / 1 000 000
- Erbgang: X-chromosomal-rezessiv
- Manifestationsalter: Neugeborenenzeit, Kleinkindalter
- ICD-10: G31.8
- OMIM: 300523
- UMLS: C0795889
- MeSH: C537047
- GARD: 5617
- MedDRA: -
Zusammenfassung
Epidemiologie
Mindestens 132 Familien mit 320 betroffenen Individuen wurden bisher in der Literatur beschrieben. Obwohl die Prävalenz unbekannt ist, identifizierte eine Studie AHDS bei 1,4 % der Männer mit Intelligenzminderung unbekannter Ätiologie. Es sind nur Männer betroffen.
Klinische Beschreibung
Die Krankheit manifestiert sich als kongenitale Hypotonie (bei Geburt oder in den ersten Lebenswochen/-monaten manifest), die zur Spastik (Kontrakturen, Babinski-Zeichen und Klonus) fortschreitet und normalerweise früh im Leben nachweisbar ist. Hyperreflexie tritt später im Leben auf. Betroffene Männer zeigen im Säuglingsalter und in der frühen Kindheit auch Muskelhypoplasie und generalisierte Muskelschwäche, die sich in Schwierigkeiten beim Stützen des Kopfes und verzögerten motorischen Meilensteinen äußert. Hypotonie und schwere intellektuelle Defizite sind bei 100% der Patienten vorhanden. Schwere psychomotorische Verzögerungen sind von Anfang an vorhanden (Verzögerung der motorischen und sprachlichen Meilensteine) und Autonomie wird nie erreicht. Das Gesicht weist charakteristische Merkmale auf, die sich im Laufe der Zeit entwickeln: offener Mund, gespannte Oberlippe, Ptosis, abnormale Faltung der Ohren, Verdickung des Weichteilgewebes von Nase und Ohren und nach oben gedrehte Ohrläppchen. Typisch sind auch lange, dünne, evertierte Füße. Augenmanifestationen (d. h. rotierender Nystagmus und diskonjugierte Augenbewegungen) sind selten. Bei einigen Patienten werden Krampfanfälle und geringe Gewichtszunahme beobachtet. Pectus excavatum und Skoliose sind manchmal vorhanden, vielleicht als Folge der Hypotonie und Muskelhypoplasie.
Ätiologie
AHDS wird durch Mutationen im SLC16A2-Gen (Xq13.2) verursacht, das für den Monocarboxylat-Transporter 8 (MCT8) kodiert, einen spezifischen Transporter für das Schilddrüsenhormon T3. Bei den nachgewiesenen Mutationen handelt es sich um Kettenabbrüche, Deletionen unter Erhalt des Leserasters, sowie Nonsense- und Missense-Mutationen. Neurologische Probleme können auf die Unfähigkeit zurückzuführen sein, das Schilddrüsenhormon T3 in einige neuronale Zellen zu transportieren.
Diagnostische Verfahren
Die Diagnose basiert auf klinischen Befunden und auf dem Vorhandensein von veränderten Schilddrüsenhormon-Serumspiegeln: Männer haben abnorm hohe 3,3',5'-Triiodthyronin (T3)-Spiegel, niedrige bis normale freie Tetraiodthyronin (T4)-Spiegel und normale bis leicht erhöhte TSH-Spiegel. Ein molekulargenetischer Test, der Mutationen im SLC16A2-Gen zeigt, bestätigt die Diagnose.
Differentialdiagnose
Zu den Differentialdiagnosen gehören Konditionen mit X-chromosomaler Intelligenzminderung, die mit Ataxie, spastischer Paraplegie oder Muskelhypoplasie einhergehen, z.B. X-chromosomale Intelligenzminderung mit spastischer Paraplegie und Eisenablagerung, X-chromosomale progressive zerebelläre Ataxie und spastische Paraplegie Typ 2 (s.dort). Auch die Pelizaeus-Merzbacher-Krankheit und das Snyder-Robinson-Syndrom sollten in Betracht gezogen werden.
Pränataldiagnostik
Eine vorgeburtliche Diagnostik ist in betroffenen Familien möglich wenn eine krankheitsverursachende Mutation identifiziert wurde.
Genetische Beratung
Die Übertragung ist X-chromosomal-rezessiv. Betroffenen Familien soll eine genetische Beratung mit der Suche nach Überträgerinnen einer SLC16A2-Mutation angeboten werden.
Management und Behandlung
Gegenwärtig gibt es keine Behandlung für AHDS und das Management besteht aus unterstützenden Maßnahmen. Physio-, Ergo- und Sprachtherapie können hilfreich sein. Die Dystonie kann mit bestimmten Medikamenten behandelt werden, darunter Anticholinergika, L-DOPA, Carbamazepin oder Lioresol. Krampfanfälle, wenn vorhanden, können mit Standard-Antiepileptika kontrolliert werden. Eine Behandlung der Hypothyreose scheint nicht von Nutzen zu sein.
Prognose
Obwohl einige Patienten bis ins hohe Alter von 60 Jahren überlebt haben, ist die Lebenserwartung insgesamt beeinträchtigt und die Lebensqualität stark eingeschränkt, da die meisten Patienten nicht in der Lage sind, selbstständig zu sitzen, zu stehen oder zu gehen.
Detaillierte Informationen
Artikel für die allgemeine Öffentlichkeit
Artikel für Fachleute
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