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Tay-Sachs-Krankheit
ORPHA:845
Klassifizierungsebene: StörungZusammenfassung
Die Variante B der GM2-Gangliosidose, Tay-Sachs-Krankheit genannt, ist durch den Mangel der Hexosaminidase A verursacht. Dieser Enzymdefekt führt zur Speicherung von GM2-Gangliosiden in den Geweben. Die Prävalenz unter Lebendgeborenen ist 1:320.000. Nach dem Erkrankungsalter werden drei Varianten unterschieden: (i) Bei der infantilen Form (Typ 1) beginnen die Symptome im Alter von 3-6 Monaten. Das früheste Zeichen sind die bei Geräuschen immer wieder auftretenden Schreckreaktionen. Ab einem Alter von 8 Monaten manifestieren sich psychomotorische Retardierung, Muskelhypotonie, Amaurose und Megalenzephalie. Ein kirschroter Makulafleck kann vorhanden sein, ist aber nicht spezifisch. Die Muskelschwäche schreitet bis zur Paralyse fort. Die Krankheit führt zu einem Zustand der Dezerebration und zum Tod im Kindesalter. Die Enzymaktivität der Hexosaminidase A in Leukozyten und kultivierten Hautfibroblasten ist entweder extrem erniedrigt oder fehlt ganz. (ii) Bei der juvenilen Form (Typ 2) beginnen die Symptome im Alter von 2-6 Jahren mit Gangataxie, Verhaltensstörungen und zunehmendem Verlust der intellektuellen Leistungen. Mit etwa 15 Jahren sterben die Patienten im Stadium einer Dezerebration. Der Aktivitätsmangel der Hexosaminidase A ist weniger stark ausgeprägt als bei der infantilen Form. (iii) Die adulte oder chronische Form (Typ 3) kann mit etwa 10 Jahren beginnen, oft wird die Krankheit aber erst im Erwachsenenalter diagnostiziert. Es gibt zwei klinische Verläufe. Die eine Verlaufsform ähnelt einer atypischen Friedreichschen Ataxie, mit spinozerebellärer Ataxie, aber ohne kardiale Symptome und ohne Symptome von seiten des Skeletts (wie Skoliose oder Plattfüße). Die andere Verlaufsform entspricht einer juvenilen spinalen Muskelatrophie mit Ähnlichkeit zum Kugelberg-Welander-Syndrom. Die geistigen Leistungen und das Verhalten sind nur bei einem Teil dieser Patienten beeinträchtigt. Die Aktivität der Hexosaminidase A ist verringert. - Die Tay-Sachs-Krankheit wird autosomal-rezessiv vererbt. Das ursächlich beteiligte HEXA-Gen liegt in der Chromosomenregion 15q23 und kodiert für die Alpha-Untereinheit der Hexosaminidase A. Heterozygoten-Screening und vorgeburtliche Diagnose sind verfügbar und werden in Bevölkerungsgruppen mit erhöhtem Risiko (Personen mit Ashkenazi-jüdischer Herkunft) angeboten. - Neben der Variante B wurden zwei weitere Varianten, B1 und AB, beschrieben: Die klinischen Zeichen der Variante B1 gleichen denen der juvenilen und adulten Formen der Variante B. Der Enzymdefekt kann aber nur mit einem spezifischen, künstlichen Substrat entdeckt werden. Die Variante AB der GM2-Gangliosidose ähnelt klinisch der Tay-Sachs-Krankheit, jedoch ist die in vitro-Aktivität der Hexosaminidase A normal. Bei dieser Variante fehlt der GM2-Aktivator, sodaß in vivo GM2 nicht hydrolysiert werden kann. Das GM2A-Gen des Aktivator-Proteins liegt in der Chromosomenregion 5q31.3-q33.1. - Für die Tay-Sachs-Krankheit gibt es keine wirksame Behandlung, aber Antikonvulsiva können verschrieben werden. Gegenwärtig wird zur Behandlung langsam progredienter Formen ein Inhibitor der Gangliosid-Synthese (Miglustat) erprobt.
Für diese Krankheit ist eine Kurzbeschreibung in den folgenden Sprachversionen verfügbar: English (2006) Español (2006) Français (2006) Italiano (2006) Nederlands (2006) Greek (2006, pdf) Polski (2006, pdf)
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