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Fabry-Syndrom
Krankheitsdefinition
Die Fabry-Krankheit (FD) ist eine progrediente, vererbte, multisystemische lysosomale Speicherkrankheit und gekennzeichnet durch neurologische, kutane, kardiovaskuläre, cochleo-vestibuläre und zerebro-vaskuläre Symptome. Die phänotypische Ausprägung hängt vom Alter des Auftretens und bei Frauen vom Grad der X-Inaktivierung ab.
ORPHA:324
Klassifizierungsebene: Störung- Synonym(e):
- Alpha-Galaktosidase A-Mangel
- Anderson-Fabry-Krankheit
- Angiokeratom, diffuses
- Angiokeratoma corporis diffusum Fabry
- FD
- Fabry-Krankheit
- Prävalenz: 1-5 / 10 000
- Erbgang: X-chromosomal-dominant oder X-chromosomal-rezessiv
- Manifestationsalter: Jugendalter, Erwachsenenalter, Kindesalter
- ICD-10: E75.2
- ICD-11: 5C56.01
- OMIM: 301500
- UMLS: C0002986
- MeSH: D000795
- GARD: 6400
- MedDRA: 10016016
Zusammenfassung
Epidemiologie
Weltweit liegt die durchschnittliche Prävalenz bei der Geburt bei etwa 1/15.000, aber FD ist eine unterdiagnostizierte Krankheit und die Häufigkeit könnte höher sein.
Klinische Beschreibung
Das klinische Bild umfasst ein weites Spektrum, das von leichten Fällen bei heterozygoten Frauen bis zu schweren Verläufen bei klassisch betroffenen hemizygoten Männern ohne Restaktivität der Alpha-Galactosidase A reicht. Die klassische Form beginnt typischerweise in der Kindheit und diese Patienten können alle charakteristischen neurologischen (Schmerzen), kutanen (Angiokeratom), renalen (Proteinurie, Niereninsuffizienz), kardiovaskulären (Kardiomyopathie, Arrhythmie), kochleo-vestibulären und zerebro-vaskulären (transiente ischämische Attacken, Schlaganfall) Symptome der Krankheit aufweisen. Weibliche Patienten können sehr milde bis schwere Symptome zeigen. Schmerzen sind ein häufiges Frühsymptom der FD (chronische Schmerzen, gekennzeichnet durch brennende und prickelnde Parästhesien und gelegentliche, episodische Krisen mit vernichtenden brennenden Schmerzen). Im Erwachsenenalter können die Schmerzen verschwinden. Weitere Symptome sind Anhidrose oder Hypohidrose (mit der Folge von Wärme- und Belastungsintoleranz), Angiokeratom, Hornhautveränderungen,Tinnitus, chronische Müdigkeit, kardiale und zerebro-vaskuläre Störungen (linksventrikuläre Hypertrophie, Arrhythmie, Stenokardien), Dyspnoe und Nephropathie.Die später auftretende Form beginnt im Erwachsenenalter, und in diesen Fällen ist die kardiale Beteiligung das vorherrschende Merkmal.
Ätiologie
Die Fabry-Krankheit ist ein Defekt im Glycosphingolipid-Stoffwechsel mit fehlender oder verminderter Aktivität der lysosomalen Alpha-Galactosidase A, verursacht durch Mutationen im für dieses Enzym kodierenden GLA-Gen (Xq21.3-q22). Die mangelnde Aktivität führt in den Lysosomen zur Speicherung von Globotriaosyl-Ceramid (Gb3), was wahrscheinlich eine Kaskade zellulärer Störungen auslöst.
Diagnostische Verfahren
Die definitive Labordiagnose besteht im Nachweis eines schweren Enzymmangels bei hemizygoten männlichen Patienten. Zum Nachweis von Heterozygoten ist die Enzymanalyse wegen der zufälligen X-Inaktivierung oft ungeeignet, der Nachweis muss deshalb immer durch molekulare Testung (Genotypen) erfolgen.
Differentialdiagnose
Bei Kindern müssen andere Ursachen von Schmerzen ausgeschlossen werden, z. B. Rheumatoide Arthritis und 'Wachstumsschmerzen'. Im Erwachsenenalter werden gelegentlich Multiple Sklerose und das Reizdarmsyndrom (IBS) in Betracht gezogen.
Pränataldiagnostik
Die vorgeburtliche Diagnose (aus ethischen Gründen nur im männlichen Geschlecht) ist durch Bestimmung der Enzymaktivität oder durch DNA-Analyse in Chorionzotten oder kultivierten Amnionzellen möglich.
Genetische Beratung
Die FD wird X-chromosomal vererbt. Atypische, spät beginnende Varianten und die Verfügbarkeit spezifischer Therapien komplizieren die genetische Beratung.
Management und Behandlung
Eine krankheitsspezifische therapeutische Option (Enzymersatztherapie mit in vitro hergestellter Alpha-Galaktosidase A) steht seit 2001 zur Verfügung, und Meta-Analysen ihrer langfristigen Wirksamkeit lassen vielversprechende Ergebnisse erwarten. Die Enzymverstärkung mit einem pharmakologischen Chaperon ist nach jüngsten klinischen Studien für Patienten mit amenablen GLA-Varianten zugelassen. Die Enzymersatztherapie auf pflanzlicher Basis, die Substratreduktionstherapie (SRT) und die Gentherapie mit adeno-assoziierten viralen Vektoren werden derzeit in klinischen Studien untersucht. Die konventionelle Behandlung besteht aus Schmerzlinderung mit Analgetika, Nephroprotektion (Angiotensin-Converting-Enzym-Hemmer oder Angiotensin-Rezeptor-Blocker), Antiarrhythmika, Herzschrittmachern oder implantierbaren Kardioverter-Defibrillatoren, Dialyse und Nierentransplantation.
Prognose
Mit zunehmendem Alter kommt es zu fortschreitenden Gewebeschäden, die zu Organversagen führen. Nierenerkrankungen im Endstadium und lebensbedrohliche kardiovaskuläre oder zerebrovaskuläre Komplikationen begrenzen die Lebenserwartung von unbehandelten Männern und Frauen im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung
Für diese Krankheit ist eine Kurzbeschreibung in den folgenden Sprachversionen verfügbar: Italiano (2012) Português (2012) English (2022) Español (2022) Français (2022) Nederlands (2022) Slovak (2012, pdf) Greek (2012, pdf) Polski (2012, pdf) Suomi (2012, pdf)
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