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Heterotaxie
ORPHA:450
Klassifizierungsebene: Gruppe von Störungen- Synonym(e):
- Heterotaxie, viszerale
- Heterotaxie-Syndrom
- Lateralisationsdefekt
- Prävalenz: 1-9 / 100 000
- Erbgang: Autosomal-dominant oder Autosomal-rezessiv oder X-chromosomal-rezessiv
- Manifestationsalter: Kleinkindalter, Neugeborenenzeit
- ICD-10: Q89.3
- OMIM: 270100 306955 601086 605376 606325 613751 614779 616749 617205 618948 619702
- UMLS: C3178805
- MeSH: D059446
- GARD: 10875
- MedDRA: 10067265
Zusammenfassung
Der Begriff 'Heterotaxie' ist aus dem Griechischen hergeleitet: 'heteros' = verschieden und 'taxis' = Anordnung. Gemeint ist die Rechts-Links-Transposition der Organe im Thorax und/oder Abdomen. Dies ist ein Merkmal mehrerer Krankheiten, da es viele verschiedene Möglichkeiten einer Rechts/Links-Austausches gibt. Er kann komplett sein (Situs inversus totalis, kurz Situs inversus, d.h. alle sonst rechtsseitigen Organe liegen links, und umgekehrt) oder partial (unvollständiger Situs inversus, d.h. nur ein Teil der Organe ist auf die Gegenseite verlagert - oder Situs inversus ambiguus, d.h., normal lateral liegende Organe sind in die Mitte verlagert). Die Häufigkeit aller Lateralisations-Defekte zusammen beträgt etwa 1/15.000. Der Schweregrad der Fehlbildungen ist innerhalb einer Familie sehr verschieden. Der vollständige Situs inversus bereitet als solcher keine Probleme. Dagegen kann der partielle Situs inversus u.a. mit allen möglichen Herzfehlern und Fehlbildungen der Nieren und Gallenwege und mit Mittelliniendefekten einhergehen. Asplenie und Polysplenie sind häufig. Die Asplenie ist ein Lateralisationsdefekt mit kleiner oder fehlender Milz, bei dem wahrscheinlich beide Körperhälften die Eigenschaften der rechten Körperhälfte haben ('double right side'). Dies wird als rechte Isomerie bezeichnet. Bei der Polysplenie handelt es sich um einen Lateralisationsdefekt mit multiplen kleinen Milzen, bei dem wahrscheinlich beide Körperhälften die Eigenschaften der linken Körperhälfte haben. Dies wird als linke Isomerie bezeichnet. Im Jahr 1955 berichtete Björn Ivemark über mehrere Herzautopsien von Patienten mit Asplenie. Deshalb wird eine Heterotaxie mit Asplenie als Ivemark-Syndrom bezeichnet. Manchmal ist der Herzfehler isoliert, ohne weitere Fehlbildungen. Dabei handelt es sich dann häufig um eine Transposition der großen Gefäße oder um einen 'Double outlet right ventricle' (Ursprung beider Arterien aus dem rechten Ventrikel), beide sind verursacht durch die gestörte Drehung der Ausflußbahn des Herzens. In paarigen Organen (die aber doch nicht ganz symmetrisch sind), z.B. Lungen, Nieren und Nebennieren, ist die Symmetrie vertauscht oder fehlt ganz. Die Lateralisationsdefekte können genetisch verursacht sein, und drei Erbgänge werden angenommen: scheinbar autosomal-rezessiv (am häufigsten), autosomal-dominant (selten) und X-chromosomal (sehr selten, nur wenige Familien wurden beschrieben). Bei Patienten mit Heterotaxie wurden in mehreren Genen ursächliche Mutationen gefunden (LEFTY A, ACVR2B, NODAL, CFC1, INVERSINE). Alle Patienten waren heterozygot für diese Mutationen (nicht 'compound'-heterozygot und nicht homozygot). Echte autosomal-rezessive (homozygote) Vererbung wird nur bei transgenen Mäusen gesehen, was für eine digene Vererbung der Heterotaxie beim Menschen spricht. Auch das Gen der X-chromosomal vererbten Heterotaxie wurde jetzt identifiziert: Das ZIC3-Gen in der Chromosomenregion Xq26.2, kodiert für das Zerebellum-Zinkfingerprotein. Patienten mit X-chromosomaler Heterotaxie haben auch Mittelliniendefekte. Sie manifestieren sich als Arhinenzephalie, Myelomeningozele, Harnwegsanomalien, Hypertelorismus, Gaumenspalte und hauptsächlich Fehlbildungen der Steißwirbel und des Afters. Heterotaxie mit rezidivierenden Atemwegsinfekten wird als Ziliendyskinesie (siehe dort) bezeichnet. Die Diagnose beruht auf Bildgebung oder, im Fall der X-chromosomalen Form, auf dem Nachweis einer Mutation im ZIC3-Gen. Vorgeburtliche Sonographie ermöglicht den Nachweis der Lateralisationsstörung und wird bei familiären Fällen immer durchgeführt. Die Herzfehler und begleitenden Fehlbildungen bedürfen einer spezifischen Therapie, der Lateralisationsdefekt dagegen nicht.
Für diese Krankheit ist eine Kurzbeschreibung in den folgenden Sprachversionen verfügbar: English (2006) Español (2006) Français (2006) Italiano (2006) Nederlands (2006)
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- Artikel für die allgemeine Öffentlichkeit
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