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Aicardi-Goutières-Syndrom
ORPHA:51
Klassifizierungsebene: Störung- Synonym(e):
- Enzephalopathie mit Basalganglien-Kalzifikation
- Enzephalopathie mit intrakranieller Verkalkung und chronischer CSF-Lymphozytose
- Prävalenz: 1-5 / 10 000
- Erbgang: Autosomal-dominant oder Autosomal-rezessiv
- Manifestationsalter: Kleinkindalter, Neugeborenenzeit
- ICD-10: G31.8
- ICD-11: 5C55.2
- OMIM: 225750 610181 610329 610333 612952 615010 615846 619486 619487
- UMLS: C0393591
- MeSH: C535607
- GARD: 575
- MedDRA: 10083189
Zusammenfassung
Das Aicardi-Goutières-Syndrom (AGS) ist eine vererbte subakute Enzephalopathie, gekennzeichnet durch die Assoziation von verkalkten Basalganglien, Leukodystrophie und Lymphozytose der Zerebrospinalflüssigkeit (CSF). In der Literatur wurden bisher etwas mehr als 120 Fälle beschrieben. Die meisten betroffenen Kinder wurden termingerecht mit normalen Wachstums-parametern geboren. Die Symptome beginnen innerhalb der ersten Lebenstage oder -monate mit schwerer subakuter Enzephalopathie (Fütterprobleme, Schreckhaftigkeit, psychomotorische Regression oder Verlangsamung) mit Epilepsie (53% der Fälle), frostbeulenartigen Hautläsionen an den Extremitäten (43% der Fälle) und aseptischen Fieberschüben (40% der Fälle). Über mehrere Monate schreitet die Symptomatik fort, Mikrozephalie und Pyramidenzeichen treten auf, schließlich wird der Verlauf stabil. Beschrieben wurden auch weniger schwere Formen mit Beginn nach dem ersten Lebensjahr, Erhalt der Sprechfähigkeit und der kognitiven Funktionen und mit normalem Kopfumfang. Der Phänotyp variiert inter- und intrafamiliär. Die Vererbung ist autosomal-rezessiv, aber auch seltene Fälle mit autosomal-dominanter Vererbung wurden beschrieben. Im Jahr 2006 wurden ursächliche Mutationen in vier verschieden Genen gefunden: TREX1 (3p21.3-p21.2), das für eine 3'->5'- Exonuklease kodiert, und in RNASEH2A (19p13.13), RNASEH2B (13q14.1) und RNASEH2C (11q13.2). Diese Gene kodieren für drei verschiedene Untereinheiten der RNAseH2-Endonuklease-Komplexes. Mutationen in TREX1 (25% der Fälle), RNASEH2C (14%) und RNASEH2A (4%) führen zu einem schweren Phänotyp, während RNASEH2B-Mutationen (41% der Fälle) mit einem milderen Phänotyp verbunden sind. Bei den übrigen Fällen wurden in keinem dieser 4 Gene Mutationen gefunden. Diagnostische Kardinalsymptome sind: Verkalkungen in den Basalganglien und der weißen Substanz, zystische Leukodystrophie (überwiegend fronto-temporal) und kortikal-subkortikale Atrophie, oft verbunden mit Atrophie des Corpus callosum, des Hirnstamms und des Kleinhirns. Sehr häufige, aber nicht konstante Befunde sind im Anfangsstadium der Krankheit ein erhöhter IFN-alpha-Spiegel (90%) und CSF-Lymphozytose (75%), aber innerhalb weniger Jahre normalisieren sich diese Parameter. Durch den Nachweis pathogener Mutationen in einem der vier genannten Gene wird die Diagnose bestätigt. Die wichtigsten Differentialdiagnosen sind kongenitale Infektionen der TORCH-Gruppe (Toxoplasmose, Röteln, Zytomegalie-Virus, Herpes-simplex-Virus 1 und 2). Eine molekulare vorgeburtliche Diagnostik ist in Fruchtwasser- und Trophoblastzellen möglich. Die symptomatische Behandlung ist auf Fütterprobleme, verzögerte psychomotorische Entwicklung und ggf. Epilepsie gerichtet. Etwa 80% der Patienten mit schweren Formen versterben innerhalb der ersten 10 Lebensjahre. Patienten mit milderen Formen können älter als 10 Jahre werden.
Für diese Krankheit ist eine Kurzbeschreibung in den folgenden Sprachversionen verfügbar: English (2008) Español (2008) Français (2008) Italiano (2008) Nederlands (2008) Português (2008)
Detaillierte Informationen
Leitlinien
- Klinische Leitlinien
- English (2020) - J Clin Immunol
- Deutsch (2022) - AWMF
- Français (2022) - PNDS
Übersichtsartikel
- Review-Artikel
- English (2011) - Expert Rev Neurother
- Review-Artikel (Klinischen Genetik)
- English (2016) - GeneReviews


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