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Netherton-Syndrom
Krankheitsdefinition
Das Netherton-Syndrom (NS) ist eine Hautkrankheit. Charakteristische Symptome sind kongenitale ichthyosiforme Erythrodermie (CIE), ein distinkter Defekt des Haarschaftes (Trichorrhexis invaginata; TI) und Atopiesymptome.
ORPHA:634
Klassifizierungsebene: StörungZusammenfassung
Epidemiologie
Die geschätzte Prävalenz bei Geburt ist 1: 200.000.
Klinische Beschreibung
Die Patienten haben bei Geburt eine generalisierte Eythrodermie mit Schuppung und gedeihen schlecht. Häufige Komplikationen sind hypernatriämische Dehydratation, rezidivierende Infekte, Diarrhoe und intestinale Malabsorption. Der Verlauf der Krankheit ist unterschiedlich: Die generalisierte Erythrodermie kann bei einigen Patienten persistieren, häufiger aber entwickelt sie sich während der Kindheit in eine Ichthyosis linearis circumflexa (ILC). Die ILC ist eine eher leichte und sehr charakteristische Dermatose mit wandernden erythematösen Plaques und zweischneidigen Schuppen. Die Haaranomalien fallen erst nach der Säuglingszeit auf: Bei TI und anderen Anomalien des Haarschaftes (Pili torti und/oder Trichrrehexis nodosa) sind die Haare spärlich und brüchig. Auch Augenbrauen und Wimpern sind betroffen. Die allermeisten Patienten entwickeln atopische Symptome (Asthma, atopische Dermatitis, Nahrungsmittelallergien, Urtikaria, Angioödem, erhöhte IgE-Spiegel). Weitere klinische Symptome sind verzögertes Wachstum, Entwicklungsrückstand, Kleinwuchs, in einigen Fällen intellektuelles Defizit und selten auch eine intermittierende Aminoazidurie.
Ätiologie
Das NS wird autosomal-rezessiv vererbt. Ursache sind Mutationen im SPINK5-Gen (5q31-q32), das für den Serinprotease-Inhibitor LEKTI kodiert. Dessen Mangel führt zu vermehrter trypsinähnlicher hydrolytischer Aktivität im Stratum corneum (SC) mit vorzeitiger Desquamation des SC und schwer gestörter Schrankenfunktion der Haut.
Diagnostische Verfahren
Eine frühe Diagnose kann schwierig sein, da die typischsten Symptome (TI und ILC) meist erst im Kindesalter auffallen. Als diagnostischer Test wurde der immunhistochemische Nachweis des LEKTI-Mangels vorgeschlagen. Am sichersten wird die klinische Diagnose jedoch durch den Nachweis der ursächlichen SPINK5-Mutationen bestätigt.
Differentialdiagnose
Differentialdiagnosen sind andere infantile Erythrodermien, besonders die Nichtbullöse kongenitale ichthyosiforme Erythrodermie (s. dort) und die psoriatische Erythrodermie. Ebenfalls müssen atopische Dermatitis, Lamelläre Ichthyose (s. dort), primäre Immundefizienz-Syndrome, seborrhoische Dermatitis und Akrodermatitis enteropathica (s. dort) ausgeschlossen werden.
Genetische Beratung
Den betroffenen Familien soll eine genetische Beratung und ggf. eine molekulare Pränataldiagnose angeboten werden.
Management und Behandlung
Die Behandlung ist symptomatisch. Die neonatalen Komplikationen erfordern rasches Handeln. Langfristig werden die Hautsymptome mit Emollientien behandelt. Topische Steroide und topische Immunmodulatoren (Tacrolimus, Pimecrolimus) waren in einigen Fällen hilfreich. Sie sind aber nicht für eine Langzeittherapie oder die Behandlung großer Flächen geeignet und indiziert, da die Medikamente wegen des Schrankendefektes der Haut vermehrt systemisch absorbiert werden.
Prognose
Neugeborene mit lebensbedrohlichen Komplikationen haben eine sehr ungünstige Prognose mit hoher Sterblichkeit. Die Hautsymptome und Haaranomalien bestehen lebenslang, verlieren im weiteren Verlauf aber an Schwere, sodass die meisten Patienten ab dem zweiten Lebensjahr anfangen zu gedeihen.
Für diese Krankheit ist eine Kurzbeschreibung in den folgenden Sprachversionen verfügbar: English (2008) Español (2008) Français (2008) Italiano (2008) Nederlands (2008)
Detaillierte Informationen
Allgemeine Öffentlichkeit
- Artikel für die allgemeine Öffentlichkeit
- English (2011) - Socialstyrelsen
- Svenska (2019) - Socialstyrelsen


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