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Progressive supranukleäre Blickparese
Krankheitsdefinition
Die progressive supranukleäre Blickparese (PSP) ist eine seltene, spät beginnende neurodegenerative Erkrankung mit supranukleärer Blickparese, Haltungsinstabilität, progredientem Rigor und leichter Demenz.
ORPHA:683
Klassifizierungsebene: StörungZusammenfassung
Epidemiologie
Die Prävalenz wird konservativ auf etwa 1:16.600 geschätzt. Die PSP tritt in der Regel während des 6. oder 7. Lebensjahrzehnts auf.
Klinische Beschreibung
Fünf klinische Varianten wurden anhand der klinischen und pathologischen Befunde beschrieben: die klassische PSP (Richardson-Syndrom) und vier atypische PSP-Varianten. Zu diesen gehören der PSP-Parkinsonismus (PSP-P), PSP-Akinesie mit Gang-Blockaden/freezing gait (PSP-PAGF), das kortikobasale PSP-Syndrom (PSP-CBS) und die progrediente, nichtfluente PSP-Aphasie (PSP-PNFA). Das Richardson-Syndrom ist die häufigste klinische Variante. Symptome sind ein taumelnder Gang, Stürze durch instabile Haltung, kognitive Einschränkung und verlangsamte vertikale sakkadische Augenbewegungen. Zunehmend entwickeln die Patienten weitere Symptome, wie Sprech- und Schluckstörungen und evtl. eine supranukleäre Blickparese. Der PSP-Parkinsonismus ist gekennzeichnet durch schweren, früh auftretenden Parkinsonismus (Tremor, Bradykinese der Gliedmaßen sowie Rigor der Körperachse und der Gliedmaßen) und weniger durch Stürze und kognitive Veränderungen. Erst im weiteren Verlauf, nach Jahren, entwickeln die Patienten die für das Richardson-Syndrom charakteristischen Symptome. Die PSP-Akinesie mit Gang-Blockaden (PSP-PAGF) ist gekennzeichnet durch progredientes 'Einfrieren' des Ganges, der Sprache und des Schreibens schon früh im Verlauf der Krankheit. Später können Rigor der Körperachse und Unbeweglichkeit des Gesichtes hinzukommen. Nach zehn Jahren kann eine supranukleäre Parese des Blicks nach unten auftreten. Das korikobasale PSP-Syndrom (PSP-CBS) ist gekennzeichnet durch progrediente asymmetrische Dyspraxie, Rigor der Gliedmaßen und progrediente Haltungsinstabilität. Die progrediente, nichtfluente GSP-Aphasie (PSP-PNFA) ist gekennzeichnet durch Sprachstörungen (Sprechapraxie, Agrammatismus, Phonemfehler). Motorische Symptome treten im späteren Verlauf der Krankheit auf.
Ätiologie
Neuropathologisch ist die PSP gekennzeichnet durch Verlust von Neuronen, Gliose mit astrozytären Plaques und Anhäufung von tau-immunoreaktiven Neurofibrillen in spezifischen Hirnregionen. Die Unterschiede in der Schnelligkeit und den Regionen der Anhäufung von phosporylierten Tau-Proteinen korrelieren mit den fünf klinischen Varianten. Die PSP ist eine 4-R-Tauopathie mit Überwiegen von Tau-Isoformen mit vier Repeats (Exon 10 positiv) und einem charakteristischen biochemischen Profil (Doublet Tau 64 und Tau 69). Der H1-Clade-spezifische Sub-Haplotyp H1c im MAPT-Gen (mikrotubulus-assoziiertes Protein Tau; 17q21.1) ist ein Risikofaktor für diese Krankheit. Die PSP ist zusätzlich gekennzeichnet durch Defizite in verschiedenen Neurotransmittersystemen. Welche Faktoren die Tau-Neurodegeneration einleiten, ist nicht bekannt.
Diagnostische Verfahren
Zur Diagnose führen die klinischen Symptome und die neuropsychologische Untersuchung.
Differentialdiagnose
Differentialdiagnosen sind die Parkinson-Krankheit und andere atypische Parkinson-ähnliche Krankheiten (z. B. MSA, kortikobasale Degeneration). Ähnliche Störungen der Augenbewegung können bei der Niemann-Pick-Krankheit Typ C und bei der Whipple-Krankeit auftreten.
Management und Behandlung
Eine kurative Behandlung gibt es für diese Krankheit nicht. In Abhängigkeit von der jeweiligen klinischen Variante können einige Medikamente die Morbidität reduzieren und die Lebensqualität verbessern (z. B. die Besserung von Patienten mit PSP-Parkinsonismus durch Levodopa). Amantadin kann die Gang-Blockaden mildern, und andere anti-cholinerge Medikamente verbessern gelegentlich die Stimme und die Sprachstörung.
Prognose
Im weiteren Verlauf werden die Patienten wegen häufiger Stürze rollstuhlpflichtig. Atem- und Schluckschwierigkeiten sowie Infektionen sind die hauptsächlichen Ursachen des Todes, der in der Regel sechs bis zwölf Jahre nach Beginn der Erkrankung eintritt.
Detaillierte Informationen
Artikel für Fachleute
- Zusammenfassung
- Greek (2012, pdf)
- Review-Artikel (Klinischen Genetik)
- English (2010)
Zusatzinformationen