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Pearson-Syndrom
ORPHA:699
Klassifizierungsebene: StörungZusammenfassung
Charakteristische Symptome des Pearson-Syndroms sind eine refraktäre Sideroblasten-Anämie, Vakuolisierung der Vorstufen im Knochenmark und exokrine Pankreasinsuffizienz. Bisher wurden etwa 60 Fälle beschrieben. Beide Geschlechter sind betroffen. Die hämatologischen Symptome beginnen im Säuglingsalter, aber auch einige wenige Neugeborene mit hämatologischen Symptomen wurden beschrieben. Zu diesen Symptomen gehören eine makrozytäre sideroblastische Anämie, manchmal mit einer evtl. schweren Neutropenie oder Thrombozytopenie. Ein starker Hinweis auf die Diagnose ist die Vakuolisierung der Granulozyten- und Erythozytenvorstufen im Knochenmarkausstrich. Mit der Berliner-Blau-Färbung werden beringte Sideroblasten nachgewiesen. Neben dem hämatologischen Defekt haben die Patienten auch eine fibröse exokrine Pankreasinsuffizienz mit Malabsorption und Diarrhoe oder einen Defekt der oxidativen Phosphorylierung mit (manchmal intermittierender) Laktatazidämie und erhöhtem Laktat/Pyruvat-Quotient. Auch andere Organe können betroffen sein, entweder gleichzeitig oder im Verlauf der Krankheit: Häufig sind die Nieren mit einer Tubulopathie und Aminoazidurie beteiligt. Eine Leberbeteiligung äußert sich mit Hepatomegalie, Zytolyse und Cholestase. Möglich sind auch endokrine und neuromuskuläre Störungen. Selten haben die Patienten eine Herzbeteiligung oder eine Milzatrophie. Das insgesamt pleiotrope klinische Bild erinnert an Patienten mit 'illegitimer' Assoziation multipler Organstörungen. Zwar wurde über maternale Übertragung berichtet, typischerweise ist das Pearson-Syndrom aber sporadisch. Aus pathophysiologischer Sicht ist das Syndrom eine mitochondriale Zytopathie. Ursache und diagnostisches Kriterium sind Deletionen in der mitochondrialen DNA. Die Deletionen führen zu gestörter Funnktion der mitochondrialen Atemkette. Die zufällige Verteilung der mitochondrialen DNA während der Zellteilung ist verantwortlich für das gemeinsame Vorhandensein von normaler und mutierter DNA innerhalb einer Zelle. Diese Koexistenz, Heteroplasmie genannt, erklärt die große Variabilität der klinischen Ausprägung, wie sie zwischen verschiedenen Patienten und zwischen verschiedenen Organen eines Patienten gesehen werden. Tatsächlich treten in einem Gewebe Funktionsstörungen erst auf, wenn sich dort eine gewisse Menge mutierter DNA angesammelt hat. Eine spezifische Therapie des Pearson-Syndroms gibt es nicht. Infektiöse Episoden und metabolische Krisen werden symptomatisch behandelt. Bei schwerer Anämie erhalten die Patienten Transfusionen, manchmal zusammen mit Erythopoetin. Ebenfalls zur symptomatischen Behandlung gehören die Gabe von Pankreasextrakten und die Kontrolle endokriner Störungen. Der Tod tritt oft schon vor einem Alter von drei Jahren auf. Todesursachen sind Sepsis, Stoffwechelkrisen mit Laktatazidose oder Leberzellversagen. Wenn die Patienten das frühe Kleinkindalter überleben, ändert sich der Phänotyp: Die hämatologischen Symptome bilden sich spontan zurück, während neurologische und myopathische Symptome entweder neu auftreten oder sich verschlechtern. Einige Patienten entwickeln dann ein typisches Kearns-Sayre-Syndrom (KSS) mit Ophthalmoplegie, Ataxie, Retinitis pigmentosa, kardialen Reizleitungsstörungen und Myopathie.
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