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Suszeptibilität für Mykobakteriosen, familiäre Form
Krankheitsdefinition
Die monogen vererbte Suszeptibilität für Mykobakteriosen (MSMD) ist ein seltenes Immundefekt-Syndrom mit selektiver Anfälligkeit für wenig virulente Mykobakterien, wie den Bazillus Calmette-Guérin (BCG)-Impfstoffen und Mykobakterien aus der Umwelt (EM). Sie ist gekennzeichnet durch schwere, rezidivierende, disseminierte oder lokal begrenzte Infektionen.
ORPHA:748
Klassifizierungsebene: Gruppe von Störungen- Synonym(e):
- Idiopathische Infektionen durch BCG oder atypische Mykobakterien
- MSMD
- Mendelsche Anfälligkeit für Erkrankungen durch Mykobakterien
- Prävalenz: Unbekannt
- Erbgang: Autosomal-dominant oder Autosomal-rezessiv oder X-chromosomal-rezessiv
- Manifestationsalter: Alle Altersgruppen
- ICD-10: D84.8
- OMIM: -
- UMLS: C3266863
- MeSH: -
- GARD: 12977
- MedDRA: -
Zusammenfassung
Epidemiologie
Die Prävalenz ist nicht bekannt.
Klinische Beschreibung
Die schwersten Varianten der MSMD werden durch einen autosomal-rezessiv (AR) vererbten vollständigen Mangel der Interferon-gamma-Rezeptoren 1 (IFN-gammaR1) und 2 (IFN-gammaR2) (siehe jeweils dort) verursacht. Sie werden in der frühen Kindheit manifest, die ersten Infektionen treten in der Regel im Alter von 3 Jahren auf. Ernste, disseminierte Infektionen mit BCG und EM können die Weichteile, das Knochenmark, die Lungen, die Haut, die Knochen und die Lymphknoten betreffen. Auch andere Infektionen, mit Salmonella spp., Listeria monocytogenes und Viren, wurden beschrieben. MSMD mit weniger schwerem Verlauf ist verursacht durch partiellen Mangel von IFN-gammaR1 und IFN-gammaR2, durch vollständigen Mangel von IL-12R-beta1, IL12B und ISG15, durch partiellen Mangel von STAT1 und IRF8 und durch X-chromosomal-rezessiv (XR) vererbte Mutationen (siehe jeweils dort). Sie weisen leichtere Symptome auf und einige treten erst nach einem Alter von 3 Jahren bis zum Erwachsenenalter auf. Die Patienten sind anfällig gegenüber dem Mycobacterium tuberculosis. Bei der Hälfte der Patienten treten schwere Infektionen durch nicht-typhoide Salmonellen auf, insbesondere beim IL-12R-beta1- und IL12B-Mangel.
Ätiologie
Bei nur etwa der Hälfte der Patienten mit MSMD wurde die genetische Ätiologie aufgeklärt. Neun für MSMD verantwortliche Gene sind bekannt. Sieben von ihnen werden autosomal vererbt (IFNGR1, IFNGR2, STAT1, IL12B, IL12RB1, IRF8 und ISG15) und zwei X-chromosomal (IKBKG und CYBB). MSMD ist heterogen und gilt wegen der großen Zahl blutsverwandter Eltern, wegen familiärer Häufung und teilweise X-chromosomalem Erbgang als monogene Erkrankung. Die genetischen Defekte beeinträchtigen die IL-12-abhängige IFN-gamma-Immunität. Die hohe allelische Heterogenität führt zu 17 genetisch unterscheidbaren Erkrankungen, die je nach Art der Vererbung, Auswirkung auf die Funktion, fehlende Proteinexpression oder Expression eines abnormen Proteins und der spezifisch betroffenen Funktion definiert werden. Die molekularen und zellulären Mechanismen sind bislang noch weitgehend unbekannt.
Diagnostische Verfahren
Die Diagnose wird durch Laboranalysen gestellt. Die IFN-gamma-, IL-12p40- und IL-12p70-Spiegel werden nach Vollblut-Aktivierung durch BCG, BCG+IL-12 und BCG+IFN-Gamma im ELISA bestimmt. Hohe IFN-gamma-Konzentrationen im Plasma weisen auf einen vollständigen IFN-gammaR-Mangel hin. Eine Mutationsanalyse ist notwendig, um die genetische Ursache zu identifizieren.
Differentialdiagnose
Differentialdiagnosen sind: Chronisch-granulomatöse Erkrankung, Zystische Fibrose, Schwerer kombinierte Immundefekt und der vollständige Mangel von IRF8, STAT1 und TyK2 (siehe jeweils dort).
Pränataldiagnostik
Eine pränatale Diagnose kann denjenigen Familien angeboten werden, bei denen der oft tödliche vollständige IFNGR-Mangel auftritt.
Genetische Beratung
MSMD kann AD, AR oder X-chromosomal vererbt werden. Eine genetische Beratung ist möglich, wenn eine spezifische Mutation in einer Familie identifiziert wurde.
Management und Behandlung
Eine BCG-Impfung soll bei MSMD-Patienten vermieden werden. Patienten mit IL-12B-, IL-12R-Beta1- oder ISG15-Mangel und teilweisem IFN-gammaR-, IRF8- und STAT1-Mangel sprechen gut auf eine antibiotische Therapie an und können auch mit IFN-gamma behandelt werden. Eine Resektion der abdominalen Lymphknoten kann in einigen Fällen erforderlich sein. Eine Transplantation blutbildender Stammzellen (HSCT) sollte bei denjenigen Patienten in Betracht gezogen werden, bei denen ein vollständiger IFN-gammaR1- bzw. IFN-gammaR2-Mangel besteht, jedoch besteht eine hohe Abstoßungsrate, vermutlich wegen der hohen IFN-gamma-Werte, die im Serum dieser Patienten gemessen werden.
Prognose
Die Prognose hängt von der jeweiligen Mutation und der entsprechenden assoziierten Störung ab. Einige Fälle sind letal, während andere sich mit antibiotischer Therapie erholen.
Zusatzinformationen