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Alpha-Thalassämie
Krankheitsdefinition
Die Alpha-Thalassämie ist eine erbliche Hämoglobinopathie, die durch eine beeinträchtigte Synthese der Alpha-Globin-Ketten gekennzeichnet ist, was zu einem variablen klinischen Bild je nach Zahl der betroffenen Allele führt.
ORPHA:846
Klassifizierungsebene: StörungZusammenfassung
Für diese Krankheit ist ein aktuellere Kurzbeschreibung in der englischen Version verfügbar
Epidemiologie
Wie andere Globin-Genstörungen auch, ist die Alpha-Thalassämie in allen tropischen und subtropischen Regionen stark gehäuft (Prävalenz ungefähr 1/10.000), insbesondere im Äquatorgürtel Afrikas. Mittlere und schwere Formen der Alpha-Thalassämie sind in Nordamerika und Nordeuropa sehr selten (ungefähr 1/1.000.000) und werden vor allem bei Einwanderungspopulationen aus südostasiatischen oder Mittelmeer-Ländern beobachtet.
Klinische Beschreibung
Die Erkrankung kann in klinische Subtypen mit zunehmendem Schweregrad unterteilt werden: die stumme Alpha-Thalassämie oder Alpha-Thalassämia minima, die Alpha Thalassämia minor, die Hämoglobin-H-Krankheit (HbH) und der Hb Bart's Hydrops fetalis (siehe jeweils dort). Auch eine seltene Form, die als Alpha-Thalassämia-Intelligenzminderungs-Syndrom bezeichnet wird, wurde identifiziert (siehe dort). Die Alpha-Thalassämiea minor führt zu Mikrozytose und Hypochromie mit fehlender oder milder Anämie (die oft erst bei Routine-Bluttests entdeckt wird), in der Regel ohne weitere Symptome. HbH-Patienten entwickeln eine moderate hämolytische Anämie mit unterschiedlichen HbH-Mengen sowie gelegentlich eine schwere Splenomegalie, manchmal kompliziert durch Hypersplenismus. Hb Bart's Hydrops fetalis geht mit einem schweren Alpha-Globin-Mangel mit schwerwiegenden Entwicklungseinschränkungen einher. Das Alpha-Thalassämie-Intelligenzminderungs-Syndrom ist durch eine sehr milde bis schwere Anämie in Verbindung mit Entwicklungsanomalien gekennzeichnet.
Ätiologie
Die Alpha-Globin-Synthese wird durch vier Alpha-Globin-Gene reguliert, zwei auf jeder Kopie des Chromosoms 16 (16p13.3). Die Alpha-Thalassämie ist in den meisten Fällen eine Folge der Deletion von einem der Allele oder von beiden Allelen ( HBA1 und HBA2). Seltener können Punktmutationen in kritischen Regionen dieser Gene zu einer nicht-deletionalen Alpha-Thalassämie führen. Deletionen von regulatorischen Elementen, die oberhalb der Alpha-Globin-Gene lokalisiert sind, wurden ebenfalls gefunden. Der Schweregrad des klinischen Bildes korreliert mit dem Ausmaß des Alpha-Globin-Ketten-Mangels. Man hat festgestellt, dass Wechselwirkungen unter Beteiligung von nicht-deletionalen Formen zu schwereren Symptomen führen als solche unter Beteiligung von deletionalen Formen. Die Deletion eines Allels führt zur stummen Form, diejenige von zwei Allelen zur Alpha-Thalassämia minor und diejenige von drei Allelen zur HbH-Krankheit.
Diagnostische Verfahren
Die Diagnose basiert auf hämatologischen Tests der Erythrozyten-Indizes, peripheren Blutausstrichen, der Supravitalfärbung zum Nachweis der Erythrozyten-Einschlusskörper sowie auf einer qualitativen und quantitativen Hämoglobin-Analyse. Die Bestätigung der Diagnose basiert auf molekularen Gentests.
Differentialdiagnose
Die Differentialdiagnose sollte die Eisenmangelanämie und Störungen der Hämsynthese umfassen. Eine erworbene Form, die als Alpha-Thalassämie-Myelodysplastisches Syndrom (ATMDS; siehe dort) bezeichnet wird, wurde vor allem bei erwachsenen männlichen Patienten beschrieben und sollte ebenfalls in Betracht gezogen werden. Sie ist durch eine Myelodysplasie (MD) in Verbindung mit HbH gekennzeichnet.
Pränataldiagnostik
Eine pränatale Diagnose sollte bei Schwangerschaften mit einem Risiko für Hb Bart's Hydrops fetalis oder schwerer Formen der HbH-Krankheit angeboten werden.
Genetische Beratung
Die Alpha-Thalassämie wird autosomal-rezessiv verebt. Eine genetische Beratung soll angeboten werden, jedoch kann sie wegen der Vielzahl an beteiligten Allelen und Mutationen komplex sein.
Management und Behandlung
Patienten mit stummer Alpha-Thalassämie oder mit Alpha-Thalassämia minor benötigen keine Behandlung. Eine spezifische Behandlung ist jedoch für die anderen Formen der Erkrankung erforderlich und kann gelegentliche Transfusionen von Erythrozyten, Eisenchelierung und andere unterstützende Maßnahmen umfassen.
Prognose
Die Prognose für Träger der stummen Alpha-Thalassämie oder der Alpha-Thalassämia minor ist sehr gut. Neugeborene mit Hb Bart's Hydrops fetalis sterben in der Regel in der Perinatalperiode. Bei Patienten mit der Hämoglobin-H-Krankheit ist die Prognose in der Regel gut, sie ist jedoch abhängig von bestehenden Komplikationen und dem Umfang der Pflege.
Für diese Krankheit ist eine Kurzbeschreibung in den folgenden Sprachversionen verfügbar: English (2021) Español (2021) Français (2021) Nederlands (2021) Português (2021) Italiano (2012)
Detaillierte Informationen
Allgemeine Öffentlichkeit
- Artikel für die allgemeine Öffentlichkeit
- English (2005) - Socialstyrelsen
- Français (2010, pdf) - Orphanet
- Svenska (2018) - Socialstyrelsen
Leitlinien
- Klinische Leitlinien
- Deutsch (2016) - AWMF
- Français (2021) - PNDS
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- Review-Artikel
- English (2010) - Orphanet J Rare Dis
- Review-Artikel (Klinischen Genetik)
- English (2020) - GeneReviews


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