Suche Krankheit
Weitere Suchoptionen
Transcobalamin-Mangel
Krankheitsdefinition
Der Transcobalamin-Mangel (TC) bedingt eine Störung des Cobalamin-Transportes und wird in der Regel in den ersten Lebensmonaten mit Megaloblastenanämie, Gedeihstörung, Erbrechen, Muskelschwäche und Panzytopenie manifest.
ORPHA:859
Klassifizierungsebene: Störung- Synonym(e):
- Transcobalamin-II-Mangel
- Prävalenz: <1 / 1 000 000
- Erbgang: Autosomal-rezessiv
- Manifestationsalter: Kleinkindalter, Neugeborenenzeit
- ICD-10: D51.2
- OMIM: 275350
- UMLS: C0342701
- MeSH: -
- GARD: -
- MedDRA: -
Zusammenfassung
Epidemiologie
Bisher wurden in der Literatur mehr als 40 Fälle von TC beschrieben.
Klinische Beschreibung
TC ist eine erbliche Krankheit und wird in typischen Fällen in den ersten Lebensmonaten mit einem oder mehreren der folgenden Symptome manifest: Gewichtsverlust, Gedeihstörung, Diarrhoe, Erbrechen, Lethargie, Irritabilität, Blässe, Geschwüre der Mundschleimhaut und Entwicklungsstörung. Mögliche Symptome sind Myoklonus, verminderte Bein- und Fußreflexe und Zehengang. Berichtet wurde auch über schwere Infekte im ersten Lebensjahr: Pneumokokken-Meningitis, Pneumonie (Pneumocystis carinii), Harnwegsinfekt (Escherichia coli), Sepsis (Salmonella), aseptische Meningitis und Gastroenteritis. Bei 1 Patienten wurde eine Stoffwechselkrise (metabolic stroke) und periphere Neuropathie beschrieben.
Ätiologie
Ursache des TC sind Mutationen im TCN2-Gen (22q12.2). Es kodiert für Transcobalamin, einen Cobalamin (Vitamin B12)-Transporter. Als Kofaktor der Methionin-Synthase und der Methylmalonyl-CoA-Mutase hat Cobalamin eine wichtige Rolle im Stoffwechsel von Homocystein und Methylmalonsäure. Die Methionin-Synthase stabilisiert die Spiegel von Methionin und seinem Derivat S-Adenosyl-Methionin, das an der Neurotransmitter-Synthese und der Methylierung von DNA, RNA, Lipiden und Proteinen beteiligt ist. Gleichzeitig wirkt es einer Erhöhung des Homocystein-Spiegels entgegen.
Diagnostische Verfahren
Die Diagnose des TC folgt aus den Laborbefunden einer Panzytopenie (oder einer isolierten Megaloblastenanämie oder einer kombinierten Anämie und Leukopenie) und einer Erhöhung der Blutspiegel von Homozystein und Methylmalonsäure. Der Methioninspiegel kann erniedrigt gefunden werden. Der Serumspiegel des Cobalamins ist meist nicht erniedrigt (das zirkulierende Cobalamin ist überwiegend an Haptocorrin gebunden). Die Kapazität der Bindung von ungesättigtem B12 (Testung vor Beginn der Vitamin B12-Behandlung) und die Gesamt-B12-Spiegel werden erniedrigt gefunden. Bestätigt wird die Diagnose durch Quantifizierung des Gesamt-Transcobalamins im Serum oder Plasma oder durch molekulare Analyse des TCN2-Gens. Bei Neugeborenen kann die Diagnose durch Tandem-Massenspektrometrie des Serums mit Nachweis von (aus Methylmalonsäure gebildeten) C3-Carnitinen gestellt werden.
Differentialdiagnose
Differentialdiagnosen sind: Erbliche Störungen der intestinalen Cobalamin-Resorption (Gräsbeck-Imerslund-Krankheit und kongenitaler Mangel des Intrinsic factor); Störungen des zellulären Cobalamin-Stoffwechsels, vor allem Formen mit kombinierter Homozystinurie und Methylmalonazidurie (cblC, cblD, cblF, cblJ and cblX); Perniziöse Anämie (s. diese Termini).
Pränataldiagnostik
Vorgeburtliche Diagnostik ist möglich durch molekulare Analyse des TCN2-Gens oder durch Messung von an Transcobalamin gebundenem, radioaktiv markiertem Cobalamin in Amniozyten, die in Medium ohne äußere Quelle von Transcobalamin inkubiert wurden.
Genetische Beratung
Der TC wird autosomal-rezessiv vererbt. Beide Eltern der Patienten sind heterozygote Träger der Anlage. Das Wiederholungsrisiko für weitere betroffene Kinder beträgt 25%.
Management und Behandlung
Die Behandlung des TC besteht im Aufrechterhalten sehr hoher Cobalamin-Serumspiegel (1,000-10,000 pg/ml) durch intramuskuläre (IM) Gabe von Hydroxy-Cobalamin. Weniger wirksam ist die orale Medikation mit Cyano-Cobalamin. Es wird empfohlen, Hydroxy-Cobalamin mindestens 1 Mal wöchentlich i.m. zu geben. Und durch Messung der biochemischen und hämatologischen Parameter die Wirksamkeit der Therapie sicherzustellen. Kinder ohne klinische Symptome aber mit anhaltender Ausscheidung abnormer Metaboliten sollen bis ins Erwachsenenalter überwacht werden.
Prognose
TC ist eine schwere, lebensbedrohliche und schnell progrediente Krankheit. Eine früh beginnende Therapie ist hochwirksam und führt zur Rückbildung der klinischen und hämatologischen Symptome. Mögliche Folgen fehlender Behandlung sind Immundefizienz (ausgeprägte Hypogammaglobulinämia mit fehlender Bildung spezifischer Antikörper nach Antigen-Exposition) und neurologische Störungen (schwere intellektuelle Beeinträchtigung, Ataxie und Pyramidenzeichen).
Detaillierte Informationen
Artikel für Fachleute
- Zusammenfassung
- Polski (2013, pdf)
- Russian (2013, pdf)
Zusatzinformationen