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Xanthomatose, zerebrotendinöse
Krankheitsdefinition
Die Zerebro-tendinöse Xanthomatose (CTX) ist eine Anomalie der Gallensäuren-Synthese und gekennzeichnet durch neonatale Cholestase, im Kindesalter beginnende Katarakt, bei Adoleszenten oder jungen Erwachsenen auftretende tendinöse Xanthome und Xanthome des Hirns mit im Erwachsenenalter einsetzenden neurologischen Funktionsstörungen.
ORPHA:909
Klassifizierungsebene: StörungZusammenfassung
Epidemiologie
Weltweit wurden mehr als 300 Patienten beschrieben. Die Prävalenz bei Menschen mit europäischer Herkunft wird auf 1:50.000 geschätzt.
Klinische Beschreibung
Das initiale klinische Symptom ist die neonatale Cholestase oder eine chronische Diarrhoe im Säuglingsalter. In 75% der Fälle ist der erste Befund eine Katarakt, die oft im Kindesalter auftritt. Säuglinge können mit Cholestase und Leberfunktionsstörung auffallen. Xanthome treten im zweiten bis dritten Lebensjahrzehnt in der Achillessehne und in anderen Sehnen (Ellenbogen, Hand, Patella, Hals) auf. Einige Patienten sind vom Kleinkindalter an intellektuell eingeschränkt, bei den meisten Patienten ist die Intelligenz bis zur Pubertät normal oder subnormal. Im Erwachsenenalter kommt es progredient zu neurologischen Funktionsstörungen, darunter Demenz, psychiatrische Auffälligkeiten, Pyramiden- und/oder Kleinhirnzeichen, Krampfanfälle und Neuropathie. Bei mehr als der Hälfte der Fälle tritt in den 20ern eine Demenz auf. Neuropsychiatrische Symptome, wie verändertes Verhalten, Halluzinationen, Agitiertheit, Aggression, Depression und Suizidalität können stark ausgeprägt sein. In den 20ern und 30ern entwickeln sich Pyramidenzeichen und/oder zerebelläre Ataxie. Auch extrapyramidale Symptome und periphere Neuropathie sind mögliche Symptome.
Ätiologie
Ursache der CTX sind Mutationen im CYP27A1-Gen (2q33-qter), das für die Sterol-27-Hydroxylase kodiert. Dieses Enzym katalysiert bei der Gallensäuren-Synthese (BAS) den ersten Schritt der Seitenketten-Oxidation der Sterolintermediären. Der Enzymdefekt unterbricht die Synthese, Cholesterin und Cholestanol werden abgelagert und degenerative Prozesse ausgelöst.
Diagnostische Verfahren
Die massenspektrometrische Analyse des Urins ermöglicht eine frühe Diagnose im Kindesalter. Die Diagnose bei Erwachsenen erfordert zwei von vier klinischen Kriterien (therapieresistente Diarrhoe, präsenile Katarakt, tendinöse Xanthome, neurologische Störungen) sowie den Nachweis abnorm erhöhter Konzentrationen von Cholestanol im Serum und in Sehnen. Die Plasmakonzentration von Cholesterin ist niedrig oder normal. Das MRI zeigt beiderseits eine Hyperintensität der Nuclei dentati und der weißen Substanz des Hirns und des Kleinhirns. Durch molekulargenetische Analyse kann die Diagnose bestätigt werden.
Differentialdiagnose
Differentialdiagnosen sind andere Ursachen von Xanthomen, wie Sitosterolämie und Hyperlipidämie und bei Säuglingen mit Cholestase alle anderen Ursachen neonataler Cholestase.
Pränataldiagnostik
Eine vorgeburtliche Diagnostik in embryonalem Gewebe ist möglich, wenn bei einem vorangegangenen Kind die Krankheit gesichert wurde.
Genetische Beratung
Die Vererbung ist autosomal-rezessiv, den Familien soll eine genetische Beratung angeboten werden.
Management und Behandlung
Therapie der ersten Wahl ist der Ersatz von Chenodesoxycholsäure (CDCA). Dadurch werden der BAS und die Cholestanol-Konzentrationen normalisiert und die neurologische Symptomatik verbessert. Auch Inhibitoren der HMG-CoA-Reduktase können, allein oder in Kombination mit CDCA, gegeben werden. Im Alter von 50 Jahren ist in typischen Fällen eine Katarakt-Operation erforderlich. Auch mit Cholsäure wird behandelt. Zwar normalisiert sie den BAS und die Cholestanol-Konzentrationen nicht so wirkungsvoll wie CDCA, ist aber, anders als CDCA, nicht lebertoxisch.
Prognose
Eine frühe Diagnose und Therapie sind entscheidend, um einer zunehmenden Anhäufung von Cholestanol und Cholesterin vorzubeugen. Durch die Therapie kann das Fortschreiten der Krankheit angehalten und in einigen Fällen sogar umgekehrt werden. Behandelte Patienten haben eine normale Lebenserwartung, die Lebenserwartung unbehandelter Patienten beträgt 50-60 Jahre. Über frühen Tod im Neugeborenenalter wurde in einigen Fällen berichtet.
Detaillierte Informationen
Artikel für Fachleute
- Leitlinien Anaesthesiologie
- Español (2017, pdf)
- English (2017, pdf)
- Review-Artikel
- English (2014)
- Klinische Leitlinien
- Deutsch (2016)
- Review-Artikel (Klinischen Genetik)
- English (2016)
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