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Nephrogenes Syndrom mit unverhältnismäßiger Antidiurese
Krankheitsdefinition
Das Nephrogene Syndrom mit unverhältnismäßiger Antidiurese (NSIAD) ist eine seltene genetische Störung des Wasserhaushaltes, die dem weitaus häufigeren Syndrom der unverhältnismäßigen Sezernierung von Antidiuretischem Hormon (SIADH) ähnelt. Das Syndrom ist gekennzeichnet durch euvolämische hypotone Hyponatriämie als Folge einer gestörten Ausscheidung von freiem Wasser bei erniedrigtem oder nicht messbarem Arginin-Vasopressin (AVP)-Plasmaspiegel.
ORPHA:93606
Klassifizierungsebene: Störung- Synonym(e):
- NSIAD
- Prävalenz: <1 / 1 000 000
- Erbgang: X-chromosomal-rezessiv
- Manifestationsalter: Kindesalter
- ICD-10: E22.2
- OMIM: 300539
- UMLS: C1845202
- MeSH: -
- GARD: -
- MedDRA: -
Zusammenfassung
Epidemiologie
Das NSIAD ist eine sehr seltene Krankheit, bisher wurden 21 Fälle von Hyponatriämie als Folge von NSIAD beschrieben. Die meisten Fälle kommen aus 5 Familien. NSIAD tritt überwiegend im männlichen Geschlecht auf.
Klinische Beschreibung
Das Alter bei der Diagnose reicht von den ersten Lebenstagen bis zu einem Alter von mehr als 70 Jahren. Auch symptomlose weibliche Überträgerinnen wurden beschrieben. Wenn die Krankheit im Kindesalter beginnt, sind in der Regel hyponatriämische Krämpfe das erste Symptom. Die Symptome der NSIAD sind die klassischen Symptome einer hyponatriämischen Enzephalopathie (Hirnödem), wie Übelkeit, Erbrechen, Schwindel und Gangstörungen. Die lebensbedrohlicher Symptome einer akuten und schweren Hyponatriämie (Bewusstseinsstörungen, Atemstillstand und Tod) wurden bei NSIAD zwar noch nie beschrieben, können theoretisch aber auftreten.
Ätiologie
Ursache des NSIAD sind Funktionssteigerungs-Mutationen im Gen für den AVP-Rezeptor Typ 2 (AVPR2; Xq28). NSIAD ist damit das Spiegelbild des Nephrogenen Diabetes insipidus (siehe dort). Diese Mutation führt zu dauernder Aktivierung des Vasopressin V2-Rezeptors (V2R) in den Zellen der Sammelrohre. Hierdurch kommt es zu vermehrter Rückresorption freien Wassers und zur Konzentrierung des Urins. Drei Mutationen wurden in diesem Gen identifiziert, 2 von ihnen wurden bei jeweils nur 1 Patienten gefunden.
Diagnostische Verfahren
Der erste Schritt in der Diagnose eines NSIAD ist die Diagnose eines SIAD. Die diagnostischen Kriterien sind: Euvolämische hypotone Hyponatriämie, erhöhte Osmolalität des Urins (>100 mosm/kg), erhöhte Natrium-Konzentration im Urin (>30 mmol/l), normale Schilddrüsen-, Nebennieren-, Herz- und Nieren-Funktion, keine Anwendung von Diuretika. Die Indikation zur Mutationsanalyse im AVPR2-Gen sind idiopathische SIAD mit niedrigem oder nicht messbarem AVP-Spiegel, Familiengeschichte von NSIAD oder ungeklärte SIAD im Kindesalter. Eine Mutation im AVPR2-Gen bestätigt die Diagnose.
Differentialdiagnose
Die wichtigste Differenzialdiagnose ist die idiopathische SIAD.
Genetische Beratung
Das NSIAD ist eine X-chromosomale Krankheit, die überwiegend im männlichen Geschlecht auftritt. Weibliche Überträgerinnen sind oft symptomfrei (bisher wurden nur 3 Fälle von hyponatriämischen weiblichen Patienten beschrieben). Eine genetische Beratung wird empfohlen.
Management und Behandlung
Das NSIAD muss lebenslang behandelt werden. Eckpfeiler der Behandlung ist die Einschränkung der Flüssigkeitsaufnahme. Diese Maßnahme reicht in der Regel aus, um hyponatriämische Episoden zu vermeiden und wird gut toleriert (gute Compliance). Wegen des Risikos der Fehlernährung gibt es Bedenken, bei jungen Kleinkindern die Aufnahme von Flüssigkeit einzuschränken. Zweiter Behandlungsschritt ist die orale Gabe von Harnstoff, wodurch die Ausscheidung freien Wassers erhöht wird (osmotische Diurese). Die Anwendung ist sicher und wird bei Kindern und Erwachsenen auch bei langzeitigem Gebrauch gut toleriert. Bei einigen Patienten ist eine intermittierende (nicht tägliche) Einnahme von Harnstoff möglich. Harnstoff kann auch angewendet werden, um akute Episoden von Hyponatriämie zu korrigieren. Nicht-Peptid-Antagonisten des Vasopressin-Rezeptors (Vaptane), die für die Behandlung von SIAD zugelassen sind, erwiesen sich bei einem Patienten mit der V2R-Mutation R137C als wirkungslos. Sie könnten nach in vitro-Befunden aber von Interesse für Patienten mit der kürzlich beschriebenen V2R-Mutation F229V interessant sein. Die Patienten müssen überwacht werden, wenn eine vermehrte Wasseraufnahme zu erwarten ist (Sport, Hitzewelle) oder in Fällen von postoperativen Infusionen.
Prognose
Die Prognose von NSIAD ist gut, wenn Episoden von schwerer Hyponatriämie vermieden werden.
Für diese Krankheit ist eine Kurzbeschreibung in den folgenden Sprachversionen verfügbar: English (2012) Español (2012) Français (2012) Italiano (2012) Nederlands (2012) Russian (2012, pdf)
Zusatzinformationen