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Porphyrie, akute hepatische
Krankheitsdefinition
Die Akuten hepatischen Porphyrien sind eine Untergruppe der Porphyrien (s. dort). Kennzeichnend ist das Auftreten neuro-viszeraler Attacken mit oder ohne kutane Manifestationen. Die Gruppe der akuten hepatischen Porphyrien umfasst 4 Krankheiten: Die Akute intermittierende Porphyrie (am häufigsten), die Porphyria variegata, die Hereditäre Koproporphyrie und der extrem seltene Mangel der Delta-Aminolävulinsäure-Dehydratase.
ORPHA:95157
Klassifizierungsebene: Gruppe von Störungen- Synonym(e): -
- Prävalenz: 1-5 / 10 000
- Erbgang: Autosomal-dominant oder Autosomal-rezessiv
- Manifestationsalter: Alle Altersgruppen
- ICD-10: -
- ICD-11: 5C58.1Y
- OMIM: -
- UMLS: -
- MeSH: C562618
- GARD: -
- MedDRA: -
Zusammenfassung
Epidemiologie
In den meisten europäischen Ländern haben die akuten hepatischen Porphyrien eine Prävalenz von etwa etwa 1:75.000. 80% der Fälle sind weiblich, die meisten haben ein Alter zwischen 20 und 45 Jahren.
Klinische Beschreibung
Die neuro-viszeralen Attacken aller akuten hepatischen Porphyrien äußern sich als intensive, ein bis zwei Wochen andauernde Leibschmerzen (85-95% der Fälle), neurologische Symptome (Muskelschwäche, sensorische Störungen oder Krämpfe) und psychologische Symptome (Irritabilität, Angst, auditorische oder visuelle Halluzinationen, geistige Verwirrung). Die Attacken werden meist durch exogene Faktoren (porphyrinogene Medikamente, Alkohol, Infektionen, hypokalorische Diät, Stress) und/oder endogene Faktoren (hormonell in Verbindung mit dem Menstruationszyklus) ausgelöst. Kutane Läsionen treten bei den meisten Patienten mit Porphyria variegata auf, aber nur bei 15% der Patienten mit Hereditärer Koproporphyrie.
Ätiologie
Die Akuten hepatischen Porphyrien sind monogen erbliche Krankheiten und werden autosomal-dominant vererbt (nur der Mangel der Delta-Aminolävulinsäure-Dehydratase wird autosomal-rezessiv vererbt). Die akuten hepatischen Porphyrien werden durch den Mangel jeweils eines Enzyms aus dem Biosyntheseweg des Häms verursacht. Die Enzymdefekte führen zu einem Anstau der Porphyrinvorstufen Delta-Aminolävulinsäure (ALA) und Porphobilinogen (PBG) in der Leber. Bei der Porphyria variegata und der Hereditären Koproporphyrie kommt es auch zur Akkumulation von Porphyrinen, mit der Folge kutaner Manifestationen.
Diagnostische Verfahren
Zur Diagnose führt der Befund erhöhter Konzentrationen von ALA und besonders von PBG (pathognomonisch), manchmal auch von Porphyrinen, im Urin, Stuhl und Plasma. Durch Bestimmung der Enzymaktivitäten und nachfolgende entsprechende Mutationsanalyse wird der Typ der Porphyrie festgelegt.
Differentialdiagnose
Differentialdiagnosen sind das Guillain-Barré-Syndrom (s. dort) und alle Ursachen von Leibschmerzen. Differentialdiagnosen der Porphyria variegata und der Hereditären Koproporphyrie sind alle Ursachen von Photosensitivität.
Genetische Beratung
Den Betroffenen und ihren Familien soll eine genetische Beratung und die Identifizierung möglicher Heterozygoter angeboten werden.
Management und Behandlung
Im Fall einer gesicherten akuten Attacke ist dringend eine Injektion menschlichen Hämins und/oder Perfusion von Kohlenhydraten erforderlich. Teil der Betreuung ist die Verhütung von Attacken durch Vermeidung von Risikofaktoren und Lichtschutz der Haut im Fall von Photosensitivität. Einige Patienten erleiden mehrfach Attacken und müssen deshalb wiederholt und häufiger Injektionen von menschlichem Hämin erhalten. Stark beeinträchtigende Attacken können Indikation für eine Lebertransplantation sein.
Prognose
In den meisten Fällen bleibt die Krankheit durch das ganze Erwachsenenalter symptomfrei, selten ist sie progredient.
Für diese Krankheit ist eine Kurzbeschreibung in den folgenden Sprachversionen verfügbar: English (2009) Español (2009) Français (2009) Italiano (2009) Nederlands (2009) Português (2009)
Detaillierte Informationen
Leitlinien
- Notfallleitlinien
- English (2007, pdf) - Orphanet Urgences
- Español (2007, pdf) - Orphanet Urgences
- Polski (2007, pdf) - Orphanet Urgences
- Italiano (2016, pdf) - Orphanet Urgences
- Français (2016, pdf) - Orphanet Urgences
- Leitlinien Anaesthesiologie
- Czech (2014) - Orphananesthesia
- English (2014) - Orphananesthesia


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