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Neuropathie, autonome hereditäre sensorische, Typ 2
Krankheitsdefinition
Eine seltene hereditäre sensorische und autonome Neuropathie, mit erheblich und allgemein eingeschränkter Sensibilität (unter Einbeziehung der großen und kleinen Nervenfasern).
ORPHA:970
Klassifizierungsebene: Störung- Synonym(e):
- Akroosteolyse, neurogene
- HSAN2
- Neuropathie, autonome hereditäre sensorische, Typ II
- Neuropathie, radikuläre sensorische, autosomal-rezessive
- Prävalenz: <1 / 1 000 000
- Erbgang: Autosomal-rezessiv
- Manifestationsalter: Kleinkindalter, Neugeborenenzeit
- ICD-10: G60.8
- ICD-11: 8C21.Y
- OMIM: 201300 243000 613115 614213
- UMLS: C0020072
- MeSH: -
- GARD: 3976
- MedDRA: -
Zusammenfassung
Epidemiologie
Bislang wurden in der Literatur weniger als 100 Fälle beschrieben. Beide Geschlechter und alle Ethnien sind gleich häufig betroffen.
Klinische Beschreibung
Der Krankheitsbeginn liegt typischerweise im Säuglingsalter und ist nicht-progredient. Zu den anfänglichen Symptomen (von der Geburt bis zum 3. Lebensjahr) gehören fehlendes Schreien bei Traumata, Selbstmutilation (Zunge, Lippen), Schluck- und Fütterungsprobleme. Gastroösophagealer Reflux ist häufig. Die sensorische Dysfunktion äußert sich durch eine reduzierte oder fehlende Schmerz- und Temperaturwahrnehmung und abgeschwächte oder fehlende tiefe Sehnenreflexe. Die Kornealreflexe sind reduziert oder fehlen. Die Muskelkraft ist erhalten und es liegt keine Atrophie vor. Das Gefühl für feine Berührungen, Position, Vibration, Geschmack und Würgereflexe kann vermindert sein. Patienten mit HSAN2 erleiden häufig und unbemerkt Verletzungen (z. B. Verbrennungen, Haut- und Hornhautgeschwüre) und Frakturen der Hände, Füße und Gliedmaßen mit Entstehung von Charcot-Gelenken. Einige Patienten haben einen Hörverlust. Die autonome Beteiligung beschränkt sich auf einen verminderten Tränenfluss. Die Patienten haben typischerweise keine orthostatische Hypotonie oder Schwitzanomalien.
Ätiologie
Ursächliche Mutationen in mehreren Genen wurden identifiziert, darunter SCN9A (2q24.3), WNK1 (12p13.33), RETREG1 (5p15.1) und KIF1A (2q37.3), die alle an der Entwicklung der sensorischen Nerven beteiligt zu sein scheinen.
Diagnostische Verfahren
Die Diagnose basiert auf den klinischen Merkmalen (kongenitaler Beginn einer schweren Einschränkung der sensorischen Modalitäten und der tiefen Sehnenreflexe, die zu Verletzungen und Selbstverstümmelung führen). Neurophysiologische Untersuchungen (mit langsamen sensorischen Leitungsgeschwindigkeiten und Amplituden), Elektromyogramme und elektroenzephalographische Untersuchungen unterstützen die Diagnose. Gezielte genetische Tests, die beschriebene Mutationen in ursächlichen Genen identifizieren, sind bestätigend. In Fällen, in denen mit gezielten genetischen Tests keine genetische Mutation identifiziert werden kann, kann eine Exom-Sequenzierung (WES) neue Varianten/Gene identifizieren.
Differentialdiagnose
Die Differentialdiagnose schließt die anderen hereditären sensorischen und autonomen Neuropathien ein. Zu den ähnlichsten Typen gehören die hereditäre sensorische und autonome Neuropathie Typ 4 (charakterisiert durch komplettes Fehlen von Schmerzen und komplettes Fehlen von Schwitzen), die familiäre Dysautonomie (begleitet von Baroreflex-Anomalien mit paroxysmalen Episoden von Übelkeit, Würgen, Erbrechen und Bluthochdruck) und die hereditäre sensorische und autonome Neuropathie Typ 1 (typischerweise mit Beginn im Erwachsenenalter).
Pränataldiagnostik
Das Vererbungsmuster ist autosomal-rezessiv. Wenn beide Elternteile nicht betroffene Träger sind, beträgt das Risiko der Krankheitsübertragung auf die Nachkommen 25%. Nachkommen betroffener Personen sind obligate Träger. Die Penetranz ist immer vollständig, aber der Schweregrad der Erkrankung ist variabel.
Management und Behandlung
Die Behandlung ist symptomatisch und präventiv. Wenn Fütterungsprobleme die Ernährung beeinträchtigen und auch ein gastroösophagealer Reflux vorliegt, kann eine Fundoplikatio mit Gastrostomie in Betracht gezogen werden. Eltern und Patienten müssen geschult werden, damit sie lernen, Verletzungen zu vermeiden und auf Anzeichen von unerkannten Traumata zu achten. Reduzierte Tränenflüssigkeit erfordert künstliche Tränen und Hornhautschutzlinsen, um Hornhautgeschwüre zu verhindern.
Prognose
Es wurden keine Studien zum natürlichen Verlauf durchgeführt. Die meisten Patienten erreichen das Erwachsenenalter.
Für diese Krankheit ist eine Kurzbeschreibung in den folgenden Sprachversionen verfügbar: English (2019) Español (2019) Français (2019) Italiano (2019) Nederlands (2019) Hebrew (2020, pdf)
Detaillierte Informationen
Leitlinien
- Klinische Leitlinien
- Deutsch (2015) - AWMF
Übersichtsartikel
- Review-Artikel
- English (2007) - Orphanet J Rare Dis
- Review-Artikel (Klinischen Genetik)
- English (2021) - GeneReviews


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