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Nipah-Viruskrankheit
Krankheitsdefinition
Die Nipah-Virus-Krankheit, eine vor kurzem entdeckte Zoonose, wird durch das Nipah-Virus verursacht. Typisch sind Fieber, Allgemeinsymptome und Enzephalitis, manchmal begleitet von einer Atemwegserkrankung.
ORPHA:99825
Klassifizierungsebene: Störung- Synonym(e):
- Nipah-Enzephalitis
- Nipah-Fieber
- Prävalenz: <1 / 1 000 000
- Erbgang: -
- Manifestationsalter: Alle Altersgruppen
- ICD-10: A98.8
- OMIM: -
- UMLS: -
- MeSH: -
- GARD: -
- MedDRA: -
Zusammenfassung
Epidemiologie
Die Nipah-Virus-Krankheit ist in Südasien endemisch, wo seit der ersten Isolierung des Virus im Jahr 1999 sporadische Krankheitsfälle in Malaysia, Singapur, Indien und Bangladesch beobachtet wurden. Weltweit wird pro Jahr über weniger als 20 Fälle berichtet, es mangelt jedoch an einer systematischen Überwachung.
Klinische Beschreibung
Die Inkubationszeit beträgt 4-20 Tage. Regelmäßige Symptome sind Fieber, Unwohlsein, Kopfschmerzen, Myalgie, Halsschmerzen, Übelkeit und Erbrechen auf, manchmal begleitet von Schwindelgefühl und Desorientiertheit. Schwere Fälle progredieren zu einer Enzephalitis, mit Krampfanfällen und Koma als möglichen Komplikationen. Beobachtet werden auch atypische Pneumonien mit evtl. auftretendem akutem Atemnotsyndrom. Symptomfreie Infektionen sind ebenfalls dokumentiert. Rückfälle, die Wochen oder sogar Monate nach der Erholung auftreten, sind beschrieben worden. Neurologische Nachfolgeerkrankungen treten bei bis zu 20% der Überlebenden einer Nipah-Enzephalitis auf und umfassen persistierende Krampfanfälle und Persönlichkeits- oder Stimmungsänderungen.
Ätiologie
Das Nipah-Virus ist ein Mitglied der Familie der Paramyxoviridae, Genus Henipavirus. Natürlicher Wirt des Virus sind offenbar Flughunde (Genus Pteropus), die Menschen über direkten Kontakt mit ihrem Speichel oder ihre Exkremente infizieren, einschließlich kontaminierter Nahrung, vor allem Palmsaft. Flughunde können das Virus auch über Zwischenwirte verbreiten, vor allem Schweine, die Atemwegserkrankungen entwickeln und das Virus an Menschen weitergeben können. Serologisch wurde die Infektion auch bei Katzen, Hunden und Pferden nachgewiesen. Schweinezüchter und Schlachthofarbeiter haben ein erhöhtes Infektionsrisiko. Eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung wird gelegentlich durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten beobachtet.
Diagnostische Verfahren
Gängige diagnostische Verfahren sind: Zellkultur (beschränkt auf Sicherheitslabors der Sicherheitsstufe 4), serologische Tests mit dem enzyme-linked immunosorbent assay (ELISA) oder mit dem IFA (indirekte fluoreszierende Antkörper)-Test und die Reverse-Transkriptase-Polymerase-Kettenreaktion (RT-PCR). Sie werden nur in wenigen spezialisierten Labors durchgeführt, da kommerzielle Test-Kits nicht verfügbar sind.
Differentialdiagnose
Die Nipah-Virus-Krankheit ist schwer von einer ganzen Reihe anderer fiebriger Krankheiten zu unterscheiden, zumindest zu Beginn der Erkrankung. Häufigere Ursachen einer viralen Pneumonie, darunter Adenovirus und Influenza, sowie virale Enzephalitis, insbesondere die Japanische Enzephalitis (siehe dort), die ebenfalls über Schweine übertragen wird, müssen ausgeschlossen werden.
Management und Behandlung
Die Patienten müssen isoliert werden. Notwendige Vorsichtsmaßnahmen zur Vermeidung nosokomialer Infektionen sind: Gesichtsschutz, chirurgischer Mundschutz, Doppelhandschuhe, Operationskittel und -Schürzen. Da es gegenwärtig keine antiviralen Medikamente gegen die Nipah-Virus-Krankheit gibt, erfolgt die Behandlung unterstützend. Ribavirin wurde bei einigen wenigen Patienten angewandt, jedoch ist seine Wirksamkeit bei der Nipah-Virus-Krankheit noch nicht geklärt.
Prognose
Die Letalitätsrate schwankt zwischen 40 und 70%, je nachdem, ob enzephalitische oder schwere Symptome beobachtet werden und ob eine angemessene medizinische Versorgung zur Verfügung steht. Ungünstige prognostische Faktoren sind fortgeschrittenes Alter, Diabetes und neurologische Symptome.
Detaillierte Informationen
Artikel für Fachleute
- Zusammenfassung
- Russian (2012, pdf)
- Review-Artikel
- English (2019)
- Klinische Leitlinien
- Deutsch (2015)
Zusatzinformationen