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Léri-Weill-Dyschondrosteose
ORPHA:240
Klassifizierungsebene: StörungZusammenfassung
Die Léri-Weill-Dyschondrosteose (LWD) ist eine Skelettdysplasie mit disproportioniertem Kleinwuchs und der charakteristischen Madelung-Deformität des Handgelenks (sh. dort). Die Prävalenz der LWD ist nicht bekannt. Der Kleinwuchs mit mesomeler Verkürzung der Gliedmaßen (verkürzte mittlere Segmente von Unterarm und Unterschenkel) besteht von Geburt an. Die Madelung-Deformität tritt evtl. erst in der Pubertät auf. Die Deformität des Handgelenks ist beidseitig. Radius und Ulna sind verkürzt und verbogen, wodurch die distale Ulna nach dorsal disloziert und die Beweglichkeit von Handgelenk und Ellenbogen eingeschränkt wird. Die Ausprägung der LWD ist unterschiedlich, weibliche Patienten sind in der Regel stärker betroffen. Die männlichen Patienten haben, bedingt durch Muskelhypertrophie ohne zugrundeliegende Muskelkrankheit, eine athletische Körperform. Die Intelligenz ist normal. In 70% der Fälle ist die Ursache des LWD eine Haploinsuffizienz des SHOX-Gens (short stature homeobox), das in der pseudo-autosomalen Region 1 (PAR1) der Geschlechtschromosomen (Xp22.33 und Yp11.32) liegt. Die Haploinsuffizienz resultiert aus heterozygoten Mutationen oder Deletionen des SHOX-Gens oder downstream gelegener PAR1-Anteile, wo sich Enhancer-Elemente von SHOX befinden. Der molekulare Defekt der übrigen Fälle von LWD ist nicht bekannt. Die SHOX-assoziierte LWD gehört zu einem ganzen Spektrum von SHOX/PAR1-assozierten Krankheiten, das von der schweren Mesomelen Dysplasie Typ Langer (LMD) über LWD und isolierte Madelung-Deformität bis zu idiopathischem Kleinwuchs reicht (sh. diese Termini). Die Prävalenz der SHOX/PAR1-Mutationen wird auf 1:1.000 geschätzt. Der klinische Verdacht auf das Vorliegen einer LWD folgt aus den klinischen und radiologischen Befunden und kann durch molekulare Analyse (Mikrosatelliten-Marker, FISH oder besser MLPA für PAR1-Deletionen; High- Resolution-Melting (HRM), dHPLC und/oder DNA-Sequenzierung für Punktmutationen, kleine Deletionen und Insertionen im SHOX-Gen) bestätigt werden. Differentialdiagnosen sind die anderen Krankheiten mit SHOX-bedingter Haploinsuffizienz, sowie Turner-Syndrom und distale Monosomie Xp (s. diese Termini). Die LWD wird pseudoautosomal-dominant vererbt, mit einem 50%igen Risiko für Kinder einer betroffenen Person. Wenn beide Eltern eine LWD haben, sind 25% der Kinder unauffällig, 50% werden mit LWD und 25% mit LMD geboren, d.h., Patienten mit LMD tragen die Mutation homozygot. Eine vorgeburtliche Diagnostik ist möglich, wird aber nur selten gewünscht. Zur Betreuung gehören regelmäßige Kontrollen mit Messung der Körpergröße und Röntgenaufnahmen der Handgelenke im Abstand von 2 Jahren. Behandlungsoptionen sind entweder die Gabe von rekombinantem menschlichen Wachstumshormon (rhGH), um die Erwachsenen-Endgröße zu verbessern, oder die gleichzeitige Anwendung von rhGH und Gonadotropin-Releasing-Hormon-Agonist (GnRHa), um der Flachheit des östrogenbedingten Wachstumsspurt vorzubeugen. Die molekulare Testung der Familienmitglieder mit Risiko ermöglicht eine frühe Behandlung mit rhGH. Handgelenk-Splints, Stützen und ergonomische Vorrichtungen können die Beeinträchtigung des Handgelenks verringern. In einigen Fällen ist in der mittleren bis späten Kindheit zur Reduzierung von Schmerzen und zur Wiederherstellung der Funktion des Handgelenls ein chirurgischer Eingriff (Physiolyse des ulnaren Aspektes des distalen Radius und Exzision des Vickers-Ligamentes) erforderlich.
Detaillierte Informationen
Artikel für Fachleute
- Zusammenfassung
- Slovak (2009, pdf)
- Empfehlungen für den Gentest
- English (2012, pdf)
- Review-Artikel (Klinischen Genetik)
- English (2015)
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