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Erythromelalgie, primäre
ORPHA:90026
Klassifizierungsebene: StörungZusammenfassung
Die Primäre Erythermalgie ist gekennzeichnet durch wiederkehrende Episoden mit roten, warmen, schmerzhaft brennenden Extremitäten. Die Krankheit beginnt spontan und ohne erkennbare Grundkrankheit in den Jahren zwischen früher Kindheit und Adoleszenz. Sie tritt sporadisch oder vererbt auf, die familiäre primäre Erythermalgie wurde bisher aber erst in weniger als 30 Stammbäumen beschrieben. Die Krankheit ist klinisch gekennzeichnet durch Episoden von roter Anschwellung, Gefäßerweiterung und brennenden Schmerzen in beiden Füßen und Beinen. Die Attacken werden ausgelöst durch Belastung, langes Stehen und Einwirkung von Wärme. Oft tragen die Patienten sogar im Winter keine Strümpfe oder geschlossene Schuhe, und sie versuchen, sich durch Eintauchen der Füße in eiskaltes Wasser Linderung zu verschaffen. In familiären Fällen wird die Krankheit autosomal-dominant vererbt. Die Ursache der autosomal-dominant vererbten Erythermalgie sind Mutationen im SCN9A-Gen, das in der Chromosomenregion 2q24 liegt. Das Gen hat 26 Exons und kodiert die Alpha-Untereinheit (Nav1.7) des spannungs-gesteuerten Typ-9-Natriumkanals. Alle bisher gefundenen Mutationen sind Missense-Mutationen, die die Aktivierungsschwelle erniedrigen und so zu einer Funktionssteigerung des Kanals führen. Das Ergebnis ist eine Übererregbarkeit der Schmerz signalisierenden Neurone. Für die Sicherung der Diagnose durch molekulare Analyse müssen alle Exone sequenziert werden. Alle bisher gefundenen Mutationen sind private Mutationen, d.h., sie wurden jeweils nur in 1 Familie gefunden. Klinisch-diagnostische Kriterien sind: Attacken lokal begrenzter rot gefärbter Anschwellungen und Gefäßerweiterung mit lokal erhöhter Temperatur und brennenden Schmerzen; beidseitige, symmetrische Verteilung der Symptome; Auslösung und Verschlechterung der Symptome durch Stress, Belastung und Wärme; Erleichterung durch Kälte, Ruhe und Anheben der Beine; Fehlen einer primären oder begleitenden Krankheit; Therapieresistenz. Differentialdiagnostisch zu erwägen sind Erythromelalgie und sekundäre Erythermalgie. Bei der Erythromelalgie sind die brennenden Schmerzen und die rote Anschwellung meist einseitig, oder sie sind asymmetrisch verteilt. Hauptsächlich beteiligt sind hierbei eine oder mehrere Zehen, die plantare Seite des Vorfußes oder die Fingerspitzen. Die Thrombozytenzahl ist immer auf mehr als 400*109/L erhöht, und Aspirin befreit von den Symptomen. Die Sekundäre Erythermalgie ist erworben, tritt meist in höherem Alter auf und ist immer verbunden mit der Einnahme von Medikamenten oder einer Grundkrankheit (Vaskulitis, Neuropathie). Im Gegensatz zu Erythromelalgie ist die Thrombozytenzahl bei Primärer und Sekundärer Erythermalgie normal. Die genetische Beratung richtet sich nach der jeweiligen Familienanamnese. Betroffene Eltern haben ein 50%iges Wiederholungsrisiko. Die Therapie der neuropathischen Schmerzen ist schwierig. Aber die spannungs-gesteuerten Natriumkanäle sind ein mögliches Ziel für Lokalanaethetika (Lidocain), systemische Antiarrhythmika (Mexiletin) und Antikonvulsiva (z.B. Phenytoin). Bei mehreren Patienten wurden die Symptome durch orale Gabe von Mexiletin (600 kg tgl.) schnell gebessert, ein Himweis, dass die Blockade spannungs-gesteuerter Natrium-Kanäle eine brauchbare Therapieoption ist. Die Prognose wird durch den Schweregrad der Symptome bestimmt. In schweren Fällen erzeugt der brennende Schmerz das dringende Bedürfnis, die betroffenen Extremitäten in kaltes Wasser zu halten. So entstehen an der mazerierten Haut, vor allem der Füße, Hautfissuren, gefolgt von Infektionen und evtl. lebensbedrohlicher Sepsis. Bei wiederholten Infektionen kann sogar eine Amputation indiziert sein. Der heftig brennende Schmerz kann Ursache schwerwiegender psychologischer Probleme sein und eine Depression auslösen.
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Artikel für Fachleute
- Review-Artikel
- English (2015)
- Review-Artikel (Klinischen Genetik)
- English (2018)
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