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Anämie, dyserythropoetische kongenitale
Krankheitsdefinition
Die Kongenitale dyserythropoetische Anämie (CDA) umfasst eine heterogene Gruppe hämatologischer Erkrankungen der späten Erythropoese mit Anomalien der Erythrozyten, die zur Anämie führen. Fünf Typen von CDA wurden definiert: CDA I, CDA II, CDA III, CDA IV und Thrombozytopenie mit CDA (siehe diese Termini).
ORPHA:85
Klassifizierungsebene: Gruppe von Störungen- Synonym(e):
- CDA
- Prävalenz: 1-9 / 1 000 000
- Erbgang: Autosomal-dominant oder Autosomal-rezessiv oder X-chromosomal-rezessiv
- Manifestationsalter: Kindesalter
- ICD-10: D64.4
- OMIM: -
- UMLS: C0002876
- MeSH: D000742
- GARD: 1999
- MedDRA: -
Zusammenfassung
Epidemiologie
Eine global geschätzte Prävalenz der CDA ist nicht verfügbar. In Europa wurde im Verlauf von 42 Jahren (1967-2009) über 122 CDA I und 367 CDA II berichtet. Weltweit wurde bisher über 60 CDA III und 4 CDA IV berichtet. Thrombozytopenie mit CDA wurde bisher in 3 Familien beschrieben.
Klinische Beschreibung
Die Symptome der CDA beginnen generell im Kindes- oder frühen Erwachsenenalter, obwohl klinische Symptome gelegentlich auch schon in der Neugeborenenzeit (Gedeihstörungen) gesehen werden. Die Patienten haben eine unterschiedlich schwere chronische Anämie und Ikterus, häufig in Verbindung mit Splenomegalie und/oder Hepatomegalie. Zeichen der Anämie sind Schwäche, Kopfschmerzen, Verwirrtheit, Krämpfe in den Beinen, Tachykardie und Insomnie. Ausdruck der immer gestörten Erythropoese sind abnorme Zellen und Hyperplasie der roten Reihe. Patienten mit CDA I haben eine moderate makrozytäre Anämie, häufig eine Splenomegalie und gelegentlich eine Hepatomegalie. Der Ikterus ist intermittierend. Etwa 1/3 der Patienten haben angeborene Fehlbildungen, meist der Gliedmassen, aber auch Herzfehler, Nierenanomalien oder Hüftdysplasie. Wichtigste Komplikation ist die Eisenüberladung mit dadurch möglicher Organschädigung. Bei der CDA II, der häufigsten Form, werden Anämie und/oder Ikterus in der Regel bei Kindern oder jungen Erwachsenen zusammen mit Splenomegalie gefunden. Eisen-Überladung und Gallensteine sind häufig. Der sehr seltene Untertyp CDA III ist gekennzeichnet durch leichte hämolytische Anämie und Prädisposition zur Bildung gefäßähnlicher Streifen am Augenhintergrund ( retinal angioid streaks) und zu Gammopathien und Myelom. CDA IV ist gekennzeichnet durch eine sehr große Zahl kernhaltiger Erythrozyten im peripheren Blut. Die Thrombozytopenie mit CDA zeigt im peripheren Blut dysmorphe Erythrozyten und einen Mangel an Blutplättchen.
Ätiologie
Die Ätiologie der CDA ist nicht vollständig aufgeklärt. Ursache der CDA I sind Mutationen im CDAN1-Gen (15q15.2) (kodiert für ein mit Histonen interagierendes Chaperon-Protein), oder im C15ORF41-Gen (15q14) (kodiert für eine als Endonuklease gedeutete Proteinsequenz, der eine Funktion bei der DNA-Replikation und/oder beim Aufbau des Chromatins zugesprochen wird). Da bei einigen Fällen von CDA I in keinem dieser beiden Gene eine Mutation gefunden wurde, existiert eventuell ein dritter Locus. Ursache der meisten Fälle von CDA II sind Mutationen im SEC23B-Gen (20p11.23) (kodiert für ein Hüllprotein, das am Transport zwischen endoplasmatischem Reticulum und Golgiapparat beteiligt ist). Ursache der CDA III sind Mutationen im KIF23-Gen (15q23) (kodiert für MKLP1, ein für die Zellteilung essentielles, konserviertes Kinesin). Ursache der beiden letzten CDA-Typen sind Mutationen in den Genen KLF1 (19p13.2) und GATA1 (Xp11.23), die für Transkriptionsfaktoren der Erythropoese kodieren.
Genetische Beratung
CDA I und CDA II werden autosomal-rezessiv, CDA III und CDA IV dagegen autosomal-dominant vererbt. Thrombozytopenie mit CDA wird X-chromosomal vererbt.
Detaillierte Informationen
Artikel für Fachleute
- Zusammenfassung
- Polski (2013, pdf)
- Suomi (2013, pdf)
- Review-Artikel
- English (2013)
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